Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
[Tabelle]

Aus dem Verhältnis des Stickstoffs zum Sauerstoff in den Gasen
des Ofens von Bärum schloss Scheerer, dass die Erze vor ihrem
Eintritt in den weitesten Teil des Hochofens sich schon in fast völlig
reduziertem Zustande befanden.

Alle bis dahin untersuchten Gase stammten von Holzkohlenhoch-
öfen. Im Jahre 1843 veröffentlichte Ebelman auch Gasanalysen von
zwei Kokshochöfen zu Vienne und Pont l'Eveque. Beide hatten je
zwei Formen, der eine 10,125 m, der andere 11 m Höhe, beide wurden
mit heissem Winde betrieben. Ein nennenswerter Unterschied liess
sich nur hinsichtlich des geringen Kohlensäuregehaltes wahrnehmen.
In den Kokshochöfen wird die Kohlensäure, welche im Fokus ge-
bildet wird, in grösserer Tiefe und vollständiger in Kohlenoxydgas
reduziert. Ebelman leitet den Unterschied, der nur in der oberen
Hälfte des Hochofens bemerkbar sei, von der ungleichen Tiefe, in
welcher die Reduktion der Erze stattfindet, her, indem er annimmt,
dass dieselbe infolge der grösseren Hitze der Kokshochöfen in einem
höheren Teile derselben vor sich gehe.

1848 untersuchte Ebelman die Gase des beträchtlich grösseren
Kokshochofens von Seraing und wiederholte die Analyse der Gase
des Holzkohlenofens zu Clerval. Bei diesen Analysen führte er den
Kohlenwasserstoff getrennt auf. Im ganzen fand er aber seine frühere
Untersuchung bestätigt. Danach schreitet die Reduktion von der
Gicht bis zur Tiefe von 6 m progressiv voran. In derselben Zone
wächst der Kohlenstoffgehalt der Gase infolge der Entbindung von
Kohlensäure aus Erz und Zuschlagkalkstein, sowie wegen der fort-
schreitenden Destillation der Holzkohle. Im umgekehrten Verhältnis
zu der Zunahme des Kohlenoxydgases stehe das Verhältnis von Wasser-
stoff und Kohlenwasserstoff, von denen ersteres keine reduzierende
Kraft zu besitzen scheine.

Von hohem Interesse ist die sorgfältige Untersuchung der Gase
des mit Steinkohlen betriebenen Hochofens der Oakeshütte zu Al-

Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
[Tabelle]

Aus dem Verhältnis des Stickstoffs zum Sauerstoff in den Gasen
des Ofens von Bärum schloſs Scheerer, daſs die Erze vor ihrem
Eintritt in den weitesten Teil des Hochofens sich schon in fast völlig
reduziertem Zustande befanden.

Alle bis dahin untersuchten Gase stammten von Holzkohlenhoch-
öfen. Im Jahre 1843 veröffentlichte Ebelman auch Gasanalysen von
zwei Kokshochöfen zu Vienne und Pont l’Evêque. Beide hatten je
zwei Formen, der eine 10,125 m, der andere 11 m Höhe, beide wurden
mit heiſsem Winde betrieben. Ein nennenswerter Unterschied lieſs
sich nur hinsichtlich des geringen Kohlensäuregehaltes wahrnehmen.
In den Kokshochöfen wird die Kohlensäure, welche im Fokus ge-
bildet wird, in gröſserer Tiefe und vollständiger in Kohlenoxydgas
reduziert. Ebelman leitet den Unterschied, der nur in der oberen
Hälfte des Hochofens bemerkbar sei, von der ungleichen Tiefe, in
welcher die Reduktion der Erze stattfindet, her, indem er annimmt,
daſs dieselbe infolge der gröſseren Hitze der Kokshochöfen in einem
höheren Teile derselben vor sich gehe.

1848 untersuchte Ebelman die Gase des beträchtlich gröſseren
Kokshochofens von Seraing und wiederholte die Analyse der Gase
des Holzkohlenofens zu Clerval. Bei diesen Analysen führte er den
Kohlenwasserstoff getrennt auf. Im ganzen fand er aber seine frühere
Untersuchung bestätigt. Danach schreitet die Reduktion von der
Gicht bis zur Tiefe von 6 m progressiv voran. In derselben Zone
wächst der Kohlenstoffgehalt der Gase infolge der Entbindung von
Kohlensäure aus Erz und Zuschlagkalkstein, sowie wegen der fort-
schreitenden Destillation der Holzkohle. Im umgekehrten Verhältnis
zu der Zunahme des Kohlenoxydgases stehe das Verhältnis von Wasser-
stoff und Kohlenwasserstoff, von denen ersteres keine reduzierende
Kraft zu besitzen scheine.

Von hohem Interesse ist die sorgfältige Untersuchung der Gase
des mit Steinkohlen betriebenen Hochofens der Oakeshütte zu Al-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0463" n="447"/>
              <fw place="top" type="header">Die chemische Untersuchung der Hochofengase.</fw><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell/>
                </row>
              </table>
              <p>Aus dem Verhältnis des Stickstoffs zum Sauerstoff in den Gasen<lb/>
des Ofens von Bärum schlo&#x017F;s <hi rendition="#g">Scheerer</hi>, da&#x017F;s die Erze vor ihrem<lb/>
Eintritt in den weitesten Teil des Hochofens sich schon in fast völlig<lb/>
reduziertem Zustande befanden.</p><lb/>
              <p>Alle bis dahin untersuchten Gase stammten von Holzkohlenhoch-<lb/>
öfen. Im Jahre 1843 veröffentlichte <hi rendition="#g">Ebelman</hi> auch Gasanalysen von<lb/>
zwei Kokshochöfen zu Vienne und Pont l&#x2019;Evêque. Beide hatten je<lb/>
zwei Formen, der eine 10,125 m, der andere 11 m Höhe, beide wurden<lb/>
mit hei&#x017F;sem Winde betrieben. Ein nennenswerter Unterschied lie&#x017F;s<lb/>
sich nur hinsichtlich des geringen Kohlensäuregehaltes wahrnehmen.<lb/>
In den Kokshochöfen wird die Kohlensäure, welche im Fokus ge-<lb/>
bildet wird, in grö&#x017F;serer Tiefe und vollständiger in Kohlenoxydgas<lb/>
reduziert. <hi rendition="#g">Ebelman</hi> leitet den Unterschied, der nur in der oberen<lb/>
Hälfte des Hochofens bemerkbar sei, von der ungleichen Tiefe, in<lb/>
welcher die Reduktion der Erze stattfindet, her, indem er annimmt,<lb/>
da&#x017F;s dieselbe infolge der grö&#x017F;seren Hitze der Kokshochöfen in einem<lb/>
höheren Teile derselben vor sich gehe.</p><lb/>
              <p>1848 untersuchte <hi rendition="#g">Ebelman</hi> die Gase des beträchtlich grö&#x017F;seren<lb/>
Kokshochofens von Seraing und wiederholte die Analyse der Gase<lb/>
des Holzkohlenofens zu Clerval. Bei diesen Analysen führte er den<lb/>
Kohlenwasserstoff getrennt auf. Im ganzen fand er aber seine frühere<lb/>
Untersuchung bestätigt. Danach schreitet die Reduktion von der<lb/>
Gicht bis zur Tiefe von 6 m progressiv voran. In derselben Zone<lb/>
wächst der Kohlenstoffgehalt der Gase infolge der Entbindung von<lb/>
Kohlensäure aus Erz und Zuschlagkalkstein, sowie wegen der fort-<lb/>
schreitenden Destillation der Holzkohle. Im umgekehrten Verhältnis<lb/>
zu der Zunahme des Kohlenoxydgases stehe das Verhältnis von Wasser-<lb/>
stoff und Kohlenwasserstoff, von denen ersteres keine reduzierende<lb/>
Kraft zu besitzen scheine.</p><lb/>
              <p>Von hohem Interesse ist die sorgfältige Untersuchung der Gase<lb/>
des mit Steinkohlen betriebenen Hochofens der Oakeshütte zu Al-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0463] Die chemische Untersuchung der Hochofengase. Aus dem Verhältnis des Stickstoffs zum Sauerstoff in den Gasen des Ofens von Bärum schloſs Scheerer, daſs die Erze vor ihrem Eintritt in den weitesten Teil des Hochofens sich schon in fast völlig reduziertem Zustande befanden. Alle bis dahin untersuchten Gase stammten von Holzkohlenhoch- öfen. Im Jahre 1843 veröffentlichte Ebelman auch Gasanalysen von zwei Kokshochöfen zu Vienne und Pont l’Evêque. Beide hatten je zwei Formen, der eine 10,125 m, der andere 11 m Höhe, beide wurden mit heiſsem Winde betrieben. Ein nennenswerter Unterschied lieſs sich nur hinsichtlich des geringen Kohlensäuregehaltes wahrnehmen. In den Kokshochöfen wird die Kohlensäure, welche im Fokus ge- bildet wird, in gröſserer Tiefe und vollständiger in Kohlenoxydgas reduziert. Ebelman leitet den Unterschied, der nur in der oberen Hälfte des Hochofens bemerkbar sei, von der ungleichen Tiefe, in welcher die Reduktion der Erze stattfindet, her, indem er annimmt, daſs dieselbe infolge der gröſseren Hitze der Kokshochöfen in einem höheren Teile derselben vor sich gehe. 1848 untersuchte Ebelman die Gase des beträchtlich gröſseren Kokshochofens von Seraing und wiederholte die Analyse der Gase des Holzkohlenofens zu Clerval. Bei diesen Analysen führte er den Kohlenwasserstoff getrennt auf. Im ganzen fand er aber seine frühere Untersuchung bestätigt. Danach schreitet die Reduktion von der Gicht bis zur Tiefe von 6 m progressiv voran. In derselben Zone wächst der Kohlenstoffgehalt der Gase infolge der Entbindung von Kohlensäure aus Erz und Zuschlagkalkstein, sowie wegen der fort- schreitenden Destillation der Holzkohle. Im umgekehrten Verhältnis zu der Zunahme des Kohlenoxydgases stehe das Verhältnis von Wasser- stoff und Kohlenwasserstoff, von denen ersteres keine reduzierende Kraft zu besitzen scheine. Von hohem Interesse ist die sorgfältige Untersuchung der Gase des mit Steinkohlen betriebenen Hochofens der Oakeshütte zu Al-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/463
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/463>, abgerufen am 22.06.2024.