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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Puddeln 1831 bis 1850.
bekannt wurde, fand bald eine verbreitete Anwendung und erhielt
sich längere Zeit im Gebrauch. Es sollte hauptsächlich das Eisen
reinigen und verbessern 1). Bis zu einem gewissen Grade erfüllte es auch
seinen Zweck, hauptsächlich wohl durch eine bessere Verflüssigung
der Schlacken. Doch schrieb man damals die Wirkung allgemein
dem Chlor zu. Karsten wies aber schon nach, dass dies ein Irrtum
sei und dass sich kein Chlor, sondern Chlorwasserstoff entwickele 2).

In Deutschland wurde das Mittel angewendet in Süddeutschland,
in Oberschlesien u. s. w. Man wendete es nur beim Schlackenpuddeln
an, und es galt dabei als Vorschrift, dass das Schlackenbad nicht
dünner als 2 Zoll sein durfte. Ein Nachteil des Mittels, der z. B.
auf der Hütte von Orban zu Grivegnee in Belgien beobachtet wurde,
bestand darin, dass es die Wände des Puddelofens sehr angriff.

Es wurden um jene Zeit noch viele ähnliche Verbesserungsmittel
erfunden und auch angewendet. Schon früher waren solche in England
patentiert worden. 1824 hatte Joseph Lubock ein Patent (Nr. 4956)
auf die Verbesserung des Eisens durch Zusatz von Salz beim Puddeln
erhalten. Er schrieb vor, 7 Pfd. Salz zu einer Charge von 31/2 Ctr. zuzu-
setzen. Josias Lambert nahm zwei Patente; nach dem ersten von
1829 schlug er 2 Tle. Kochsalz und 1 Tl. Pottasche, nach dem zweiten
ein Gemisch von Salz, Kalk und Pottasche zu. Dieses Gemisch konnte
ebensowohl im Puddel- wie im Schweissofen angewendet werden.
Seine dritte Mischung bestand aus 2 Tln. Salz und Kalk und 11/2 Tln.
Salpeter, welches in das geschmolzene Eisen im Puddelofen einge-
rührt werden sollte.

Mushet schlug 1835 feingepulvertes Eisenerz mit Kohlenpulver
gemischt als ein Mittel vor, das Kohlen des Eisens zu befördern und
den Puddelprozess zu beschleunigen (Patent Nr. 6908).

Duclos liess sich 1837 in England ein Verfahren patentieren
(Nr. 7448), welches darin bestand, das Eisen durch Manganchlorid
und Chlorkalk zu reinigen. Hierbei sollte angeblich das Chlor das
Reinigungsmittel sein, dadurch, dass es sich mit dem Schwefel
und anderen Verunreinigungen des Eisens zu flüchtigen, mit den
erdigen Verunreinigungen zu flüssigen Verbindungen vereinige. Bei
dem Reinigungsprozess, der in einem Flammofen mit geneigtem Herd-
boden und einer tiegelförmigen Vertiefung am Ende, auf deren Boden
die Chemikalien gebracht wurden, vorgenommen wurde, sollte auf die
Charge von 30 Ctr. Roheisen 336 Pfd. Manganchlorid und 63/4 Pfd.

1) Über seine chemische Wirkung vgl. Wedding, a. a. O. III, 280.
2) Karsten, a. a. O., §. 997.

Das Puddeln 1831 bis 1850.
bekannt wurde, fand bald eine verbreitete Anwendung und erhielt
sich längere Zeit im Gebrauch. Es sollte hauptsächlich das Eisen
reinigen und verbessern 1). Bis zu einem gewissen Grade erfüllte es auch
seinen Zweck, hauptsächlich wohl durch eine bessere Verflüssigung
der Schlacken. Doch schrieb man damals die Wirkung allgemein
dem Chlor zu. Karsten wies aber schon nach, daſs dies ein Irrtum
sei und daſs sich kein Chlor, sondern Chlorwasserstoff entwickele 2).

In Deutschland wurde das Mittel angewendet in Süddeutschland,
in Oberschlesien u. s. w. Man wendete es nur beim Schlackenpuddeln
an, und es galt dabei als Vorschrift, daſs das Schlackenbad nicht
dünner als 2 Zoll sein durfte. Ein Nachteil des Mittels, der z. B.
auf der Hütte von Orban zu Grivegnée in Belgien beobachtet wurde,
bestand darin, daſs es die Wände des Puddelofens sehr angriff.

Es wurden um jene Zeit noch viele ähnliche Verbesserungsmittel
erfunden und auch angewendet. Schon früher waren solche in England
patentiert worden. 1824 hatte Joseph Lubock ein Patent (Nr. 4956)
auf die Verbesserung des Eisens durch Zusatz von Salz beim Puddeln
erhalten. Er schrieb vor, 7 Pfd. Salz zu einer Charge von 3½ Ctr. zuzu-
setzen. Josias Lambert nahm zwei Patente; nach dem ersten von
1829 schlug er 2 Tle. Kochsalz und 1 Tl. Pottasche, nach dem zweiten
ein Gemisch von Salz, Kalk und Pottasche zu. Dieses Gemisch konnte
ebensowohl im Puddel- wie im Schweiſsofen angewendet werden.
Seine dritte Mischung bestand aus 2 Tln. Salz und Kalk und 1½ Tln.
Salpeter, welches in das geschmolzene Eisen im Puddelofen einge-
rührt werden sollte.

Mushet schlug 1835 feingepulvertes Eisenerz mit Kohlenpulver
gemischt als ein Mittel vor, das Kohlen des Eisens zu befördern und
den Puddelprozeſs zu beschleunigen (Patent Nr. 6908).

Duclos lieſs sich 1837 in England ein Verfahren patentieren
(Nr. 7448), welches darin bestand, das Eisen durch Manganchlorid
und Chlorkalk zu reinigen. Hierbei sollte angeblich das Chlor das
Reinigungsmittel sein, dadurch, daſs es sich mit dem Schwefel
und anderen Verunreinigungen des Eisens zu flüchtigen, mit den
erdigen Verunreinigungen zu flüssigen Verbindungen vereinige. Bei
dem Reinigungsprozeſs, der in einem Flammofen mit geneigtem Herd-
boden und einer tiegelförmigen Vertiefung am Ende, auf deren Boden
die Chemikalien gebracht wurden, vorgenommen wurde, sollte auf die
Charge von 30 Ctr. Roheisen 336 Pfd. Manganchlorid und 6¾ Pfd.

1) Über seine chemische Wirkung vgl. Wedding, a. a. O. III, 280.
2) Karsten, a. a. O., §. 997.
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[586/0602] Das Puddeln 1831 bis 1850. bekannt wurde, fand bald eine verbreitete Anwendung und erhielt sich längere Zeit im Gebrauch. Es sollte hauptsächlich das Eisen reinigen und verbessern 1). Bis zu einem gewissen Grade erfüllte es auch seinen Zweck, hauptsächlich wohl durch eine bessere Verflüssigung der Schlacken. Doch schrieb man damals die Wirkung allgemein dem Chlor zu. Karsten wies aber schon nach, daſs dies ein Irrtum sei und daſs sich kein Chlor, sondern Chlorwasserstoff entwickele 2). In Deutschland wurde das Mittel angewendet in Süddeutschland, in Oberschlesien u. s. w. Man wendete es nur beim Schlackenpuddeln an, und es galt dabei als Vorschrift, daſs das Schlackenbad nicht dünner als 2 Zoll sein durfte. Ein Nachteil des Mittels, der z. B. auf der Hütte von Orban zu Grivegnée in Belgien beobachtet wurde, bestand darin, daſs es die Wände des Puddelofens sehr angriff. Es wurden um jene Zeit noch viele ähnliche Verbesserungsmittel erfunden und auch angewendet. Schon früher waren solche in England patentiert worden. 1824 hatte Joseph Lubock ein Patent (Nr. 4956) auf die Verbesserung des Eisens durch Zusatz von Salz beim Puddeln erhalten. Er schrieb vor, 7 Pfd. Salz zu einer Charge von 3½ Ctr. zuzu- setzen. Josias Lambert nahm zwei Patente; nach dem ersten von 1829 schlug er 2 Tle. Kochsalz und 1 Tl. Pottasche, nach dem zweiten ein Gemisch von Salz, Kalk und Pottasche zu. Dieses Gemisch konnte ebensowohl im Puddel- wie im Schweiſsofen angewendet werden. Seine dritte Mischung bestand aus 2 Tln. Salz und Kalk und 1½ Tln. Salpeter, welches in das geschmolzene Eisen im Puddelofen einge- rührt werden sollte. Mushet schlug 1835 feingepulvertes Eisenerz mit Kohlenpulver gemischt als ein Mittel vor, das Kohlen des Eisens zu befördern und den Puddelprozeſs zu beschleunigen (Patent Nr. 6908). Duclos lieſs sich 1837 in England ein Verfahren patentieren (Nr. 7448), welches darin bestand, das Eisen durch Manganchlorid und Chlorkalk zu reinigen. Hierbei sollte angeblich das Chlor das Reinigungsmittel sein, dadurch, daſs es sich mit dem Schwefel und anderen Verunreinigungen des Eisens zu flüchtigen, mit den erdigen Verunreinigungen zu flüssigen Verbindungen vereinige. Bei dem Reinigungsprozeſs, der in einem Flammofen mit geneigtem Herd- boden und einer tiegelförmigen Vertiefung am Ende, auf deren Boden die Chemikalien gebracht wurden, vorgenommen wurde, sollte auf die Charge von 30 Ctr. Roheisen 336 Pfd. Manganchlorid und 6¾ Pfd. 1) Über seine chemische Wirkung vgl. Wedding, a. a. O. III, 280. 2) Karsten, a. a. O., §. 997.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/602>, abgerufen am 22.11.2024.