Nicht günstiger lagen die Verhältnisse auf der königl. Eisen- hütte zu Sayn, wo im Jahre 1847 ebenfalls versuchsweise Koksbetrieb eingeführt worden war. Hier wurden für 1 Ctr. Roheisen 208 Pfd. Koks zum Preise von 1 Thlr. 4,5 Pfge. verbraucht.
Die Eisengiesserei wurde im Siegerlande noch meist direkt aus dem Hochofen betrieben, so zu Marienborn, Sieghütte, Birlenbach und Tiefenbach. 1830 erbaute der Gewerke Achenbach aus Fickenhütten den ersten Flammofen, um Blechwalzen für sein eigenes Walzwerk zu giessen. Seitdem wurde das Giessen von Walzen eine Specialität des Siegerlandes. 1847 wurden, wie oben erwähnt, die ersten Hart- gusswalzen gegossen. 1830 wurde die Giesserei von G. Gontermann gegründet, die aber damals nur Öfen und Töpfe goss.
In enger Beziehung zu den Eisengiessereien stand die Maschinen- fabrikation, die sich früh im Siegerlande entwickelt hat. Schon 1829 gründete Gerlach Breitenbach zu Sieghütte eine Maschinen- werkstätte. 1840 nahm die Dahlbrucher Eisengiesserei (Klein), welche zuerst den Kupolofenbetrieb eingeführt hat, den Maschinenbau auf. 1847 entstand die Maschinenfabrik von H. & A. Waldrich zu Sieg- hütte und 1849 die von A. & H. Öchelhäuser in Siegen.
Langsam ging es mit der Anwendung der Steinkohlen zur Stab- eisenbereitung. 1845/46 wurde auf dem Geisweider Eisenhammer der erste Puddelofen für Steinkohlenfeuerung errichtet. Der Puddel- ofenbetrieb nahm dann in den 40er Jahren rasch zu. 1847 wurden 4608 Tonnen Stabeisen mit Holzkohlen und 9475 Tonnen mit Stein- kohlen gefrischt. 1102 Tonnen Bleche wurden mit Holzkohlen, 2579 Tonnen mit Steinkohlen dargestellt.
Die neue Erfindung des Stahlpuddelns war ebenfalls frühzeitig im Siegerlande, dessen Eisen sich dafür in hervorragender Weise eignete, eingeführt worden und wurden am Schlusse unserer Periode 2692 Tonnen Stahl auf gewerkschaftlichen und 128 Tonnen auf landes- und standesherrschaftlichen Werken mit Steinkohlen gefrischt.
Der rheinische Bergdistrikt war für die Eisenindustrie Preussens in dieser Zeit bei weitem der wichtigste geworden und hatte gegen Ende desselben selbst den schlesischen beträchtlich in der Produktion überholt. Hier sind auch die grössten Fortschritte zu ver- zeichnen. Diese waren im Kampfe errungen, denn gerade der rheinische Distrikt war am meisten der belgischen Konkurrenz, der Überflutung mit dem billigen belgischen und englischen Eisen ausgesetzt. Wie sehr in der Zeit von 1837 bis 1842 die Einfuhr im Verhältnis zur Produktion gewachsen war, zeigt nachstehende Zusammenstellung:
Preuſsen 1831 bis 1850.
Nicht günstiger lagen die Verhältnisse auf der königl. Eisen- hütte zu Sayn, wo im Jahre 1847 ebenfalls versuchsweise Koksbetrieb eingeführt worden war. Hier wurden für 1 Ctr. Roheisen 208 Pfd. Koks zum Preise von 1 Thlr. 4,5 Pfge. verbraucht.
Die Eisengieſserei wurde im Siegerlande noch meist direkt aus dem Hochofen betrieben, so zu Marienborn, Sieghütte, Birlenbach und Tiefenbach. 1830 erbaute der Gewerke Achenbach aus Fickenhütten den ersten Flammofen, um Blechwalzen für sein eigenes Walzwerk zu gieſsen. Seitdem wurde das Gieſsen von Walzen eine Specialität des Siegerlandes. 1847 wurden, wie oben erwähnt, die ersten Hart- guſswalzen gegossen. 1830 wurde die Gieſserei von G. Gontermann gegründet, die aber damals nur Öfen und Töpfe goſs.
In enger Beziehung zu den Eisengieſsereien stand die Maschinen- fabrikation, die sich früh im Siegerlande entwickelt hat. Schon 1829 gründete Gerlach Breitenbach zu Sieghütte eine Maschinen- werkstätte. 1840 nahm die Dahlbrucher Eisengieſserei (Klein), welche zuerst den Kupolofenbetrieb eingeführt hat, den Maschinenbau auf. 1847 entstand die Maschinenfabrik von H. & A. Waldrich zu Sieg- hütte und 1849 die von A. & H. Öchelhäuser in Siegen.
Langsam ging es mit der Anwendung der Steinkohlen zur Stab- eisenbereitung. 1845/46 wurde auf dem Geisweider Eisenhammer der erste Puddelofen für Steinkohlenfeuerung errichtet. Der Puddel- ofenbetrieb nahm dann in den 40er Jahren rasch zu. 1847 wurden 4608 Tonnen Stabeisen mit Holzkohlen und 9475 Tonnen mit Stein- kohlen gefrischt. 1102 Tonnen Bleche wurden mit Holzkohlen, 2579 Tonnen mit Steinkohlen dargestellt.
Die neue Erfindung des Stahlpuddelns war ebenfalls frühzeitig im Siegerlande, dessen Eisen sich dafür in hervorragender Weise eignete, eingeführt worden und wurden am Schlusse unserer Periode 2692 Tonnen Stahl auf gewerkschaftlichen und 128 Tonnen auf landes- und standesherrschaftlichen Werken mit Steinkohlen gefrischt.
Der rheinische Bergdistrikt war für die Eisenindustrie Preuſsens in dieser Zeit bei weitem der wichtigste geworden und hatte gegen Ende desselben selbst den schlesischen beträchtlich in der Produktion überholt. Hier sind auch die gröſsten Fortschritte zu ver- zeichnen. Diese waren im Kampfe errungen, denn gerade der rheinische Distrikt war am meisten der belgischen Konkurrenz, der Überflutung mit dem billigen belgischen und englischen Eisen ausgesetzt. Wie sehr in der Zeit von 1837 bis 1842 die Einfuhr im Verhältnis zur Produktion gewachsen war, zeigt nachstehende Zusammenstellung:
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Preuſsen 1831 bis 1850.
Nicht günstiger lagen die Verhältnisse auf der königl. Eisen-
hütte zu Sayn, wo im Jahre 1847 ebenfalls versuchsweise Koksbetrieb
eingeführt worden war. Hier wurden für 1 Ctr. Roheisen 208 Pfd.
Koks zum Preise von 1 Thlr. 4,5 Pfge. verbraucht.
Die Eisengieſserei wurde im Siegerlande noch meist direkt aus
dem Hochofen betrieben, so zu Marienborn, Sieghütte, Birlenbach und
Tiefenbach. 1830 erbaute der Gewerke Achenbach aus Fickenhütten
den ersten Flammofen, um Blechwalzen für sein eigenes Walzwerk
zu gieſsen. Seitdem wurde das Gieſsen von Walzen eine Specialität
des Siegerlandes. 1847 wurden, wie oben erwähnt, die ersten Hart-
guſswalzen gegossen. 1830 wurde die Gieſserei von G. Gontermann
gegründet, die aber damals nur Öfen und Töpfe goſs.
In enger Beziehung zu den Eisengieſsereien stand die Maschinen-
fabrikation, die sich früh im Siegerlande entwickelt hat. Schon 1829
gründete Gerlach Breitenbach zu Sieghütte eine Maschinen-
werkstätte. 1840 nahm die Dahlbrucher Eisengieſserei (Klein), welche
zuerst den Kupolofenbetrieb eingeführt hat, den Maschinenbau auf.
1847 entstand die Maschinenfabrik von H. & A. Waldrich zu Sieg-
hütte und 1849 die von A. & H. Öchelhäuser in Siegen.
Langsam ging es mit der Anwendung der Steinkohlen zur Stab-
eisenbereitung. 1845/46 wurde auf dem Geisweider Eisenhammer
der erste Puddelofen für Steinkohlenfeuerung errichtet. Der Puddel-
ofenbetrieb nahm dann in den 40er Jahren rasch zu. 1847 wurden
4608 Tonnen Stabeisen mit Holzkohlen und 9475 Tonnen mit Stein-
kohlen gefrischt. 1102 Tonnen Bleche wurden mit Holzkohlen,
2579 Tonnen mit Steinkohlen dargestellt.
Die neue Erfindung des Stahlpuddelns war ebenfalls frühzeitig
im Siegerlande, dessen Eisen sich dafür in hervorragender Weise
eignete, eingeführt worden und wurden am Schlusse unserer Periode
2692 Tonnen Stahl auf gewerkschaftlichen und 128 Tonnen auf landes-
und standesherrschaftlichen Werken mit Steinkohlen gefrischt.
Der rheinische Bergdistrikt war für die Eisenindustrie
Preuſsens in dieser Zeit bei weitem der wichtigste geworden und hatte
gegen Ende desselben selbst den schlesischen beträchtlich in der
Produktion überholt. Hier sind auch die gröſsten Fortschritte zu ver-
zeichnen. Diese waren im Kampfe errungen, denn gerade der rheinische
Distrikt war am meisten der belgischen Konkurrenz, der Überflutung
mit dem billigen belgischen und englischen Eisen ausgesetzt. Wie
sehr in der Zeit von 1837 bis 1842 die Einfuhr im Verhältnis zur
Produktion gewachsen war, zeigt nachstehende Zusammenstellung:
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/725>, abgerufen am 22.11.2024.
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