Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

Deutschland (mit Luxemburg).
ragende Dienste geleistet hat, wird alle Zeit der Stolz der Deutschen,
ein Stern der Eisenindustrie und ein Vorbild für unsere Jugend
bleiben. Näher auf die Einzelheiten seines Lebens und seiner Thätig-
keit einzugehen, als bisher geschehen ist, gestattet der Raum nicht,
auch sind bereits mehrere Lebensbeschreibungen Krupps veröffentlicht
worden 1).

In demselben Jahre, am 6. Dezember 1887, starb noch ein anderer
Mann, der sich um die Eisenindustrie Rheinlands und Westfalens wie
um die Walzindustrie und das Hüttenmaschinenwesen im allgemeinen
verdient gemacht hat, Rainer Daelen, der am 10. Oktober 1813 in
Essen geboren war. Besonders bekannt ist er durch seine Thätigkeit
in Hörde. Er erfand bereits 1843 ein Universalwalzwerk, 1852 einen
Dampfhammer, 1856 die Fabrikation schmiedeeiserner Radscheiben.
Zahlreich waren seine Verbesserungen an Walzwerken, besonders an
dem Drahtwalzwerk. 1869 trat er in Hörde aus und gründete das
Neusser Eisenwerk, zog sich aber wenige Jahre später in das Privat-
leben zurück.

Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm der Grosse, der sieg-
reiche Held, der Einiger Deutschlands und Wiederaufrichter der
deutschen Kaisermacht, unter dessen glorreicher Herrschaft die
deutsche Eisenindustrie zu neuem Leben erwacht war.

1888 fanden die hydraulischen Schmiedepressen in der Eisen-
industrie Eingang. Alfred Krupp hatte bereits 1886 den Plan zu
einer grossen Anlage mit Schmiedepressen für die Geschützfabrikation
gefasst, doch erlebte er die Ausführung des berühmten "Pressbaues" zu
Essen, einer der grössten und schönsten Werkstätten der Welt, nicht.
Die erste grosse Schmiedepresse wurde der bekannten Maschinenfabrik
von Tannet & Walker zu Leeds in England in Auftrag gegeben
und 1889 aufgestellt. Aber schon im Jahre 1888 baute die Firma
L. W. Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Köln eine pneu-
matisch-hydraulische Schmiedepresse nach dem System Prött & Seel-
hof
, mit Akkumulatoren mit komprimierter Luft oder flüssiger Kohlen-
säure (D. R. P. Nr. 43434). Seitdem hat die genannte Maschinenbaufirma
im Bau von Schmiedepressen grosse Fortschritte gemacht und Hervor-
ragendes geleistet. 1889 bauten Haniel & Lueg in Düsseldorf die
erste Schmiedepresse nach ihrem Patent (D. R. P. Nr. 51360).


1) Dietrich Bädeker, Alfred Krupp und die Entwickelung der Gussstahl-
fabrik zu Essen, daselbst 1889. -- Hermann Frobenius, Alfred Krupp, bei
C. Reissner, Dresden 1898. -- Dr. Friedr. C. G. Müller, Krupps Gussstahlfabrik,
1889 bei A. Bagel, Düsseldorf. Eine noch eingehendere aktenmässige Darstellung
der für die Technik wichtigsten Momente wäre sehr zu wünschen.

Deutschland (mit Luxemburg).
ragende Dienste geleistet hat, wird alle Zeit der Stolz der Deutschen,
ein Stern der Eisenindustrie und ein Vorbild für unsere Jugend
bleiben. Näher auf die Einzelheiten seines Lebens und seiner Thätig-
keit einzugehen, als bisher geschehen ist, gestattet der Raum nicht,
auch sind bereits mehrere Lebensbeschreibungen Krupps veröffentlicht
worden 1).

In demselben Jahre, am 6. Dezember 1887, starb noch ein anderer
Mann, der sich um die Eisenindustrie Rheinlands und Westfalens wie
um die Walzindustrie und das Hüttenmaschinenwesen im allgemeinen
verdient gemacht hat, Rainer Daelen, der am 10. Oktober 1813 in
Essen geboren war. Besonders bekannt ist er durch seine Thätigkeit
in Hörde. Er erfand bereits 1843 ein Universalwalzwerk, 1852 einen
Dampfhammer, 1856 die Fabrikation schmiedeeiserner Radscheiben.
Zahlreich waren seine Verbesserungen an Walzwerken, besonders an
dem Drahtwalzwerk. 1869 trat er in Hörde aus und gründete das
Neuſser Eisenwerk, zog sich aber wenige Jahre später in das Privat-
leben zurück.

Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm der Groſse, der sieg-
reiche Held, der Einiger Deutschlands und Wiederaufrichter der
deutschen Kaisermacht, unter dessen glorreicher Herrschaft die
deutsche Eisenindustrie zu neuem Leben erwacht war.

1888 fanden die hydraulischen Schmiedepressen in der Eisen-
industrie Eingang. Alfred Krupp hatte bereits 1886 den Plan zu
einer groſsen Anlage mit Schmiedepressen für die Geschützfabrikation
gefaſst, doch erlebte er die Ausführung des berühmten „Preſsbaues“ zu
Essen, einer der gröſsten und schönsten Werkstätten der Welt, nicht.
Die erste groſse Schmiedepresse wurde der bekannten Maschinenfabrik
von Tannet & Walker zu Leeds in England in Auftrag gegeben
und 1889 aufgestellt. Aber schon im Jahre 1888 baute die Firma
L. W. Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Köln eine pneu-
matisch-hydraulische Schmiedepresse nach dem System Prött & Seel-
hof
, mit Akkumulatoren mit komprimierter Luft oder flüssiger Kohlen-
säure (D. R. P. Nr. 43434). Seitdem hat die genannte Maschinenbaufirma
im Bau von Schmiedepressen groſse Fortschritte gemacht und Hervor-
ragendes geleistet. 1889 bauten Haniel & Lueg in Düsseldorf die
erste Schmiedepresse nach ihrem Patent (D. R. P. Nr. 51360).


1) Dietrich Bädeker, Alfred Krupp und die Entwickelung der Guſsstahl-
fabrik zu Essen, daselbst 1889. — Hermann Frobenius, Alfred Krupp, bei
C. Reissner, Dresden 1898. — Dr. Friedr. C. G. Müller, Krupps Guſsstahlfabrik,
1889 bei A. Bagel, Düsseldorf. Eine noch eingehendere aktenmäſsige Darstellung
der für die Technik wichtigsten Momente wäre sehr zu wünschen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1028" n="1012"/><fw place="top" type="header">Deutschland (mit Luxemburg).</fw><lb/>
ragende Dienste geleistet hat, wird alle Zeit der Stolz der Deutschen,<lb/>
ein Stern der Eisenindustrie und ein Vorbild für unsere Jugend<lb/>
bleiben. Näher auf die Einzelheiten seines Lebens und seiner Thätig-<lb/>
keit einzugehen, als bisher geschehen ist, gestattet der Raum nicht,<lb/>
auch sind bereits mehrere Lebensbeschreibungen <hi rendition="#g">Krupps</hi> veröffentlicht<lb/>
worden <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Dietrich Bädeker</hi>, Alfred Krupp und die Entwickelung der Gu&#x017F;sstahl-<lb/>
fabrik zu Essen, daselbst 1889. &#x2014; <hi rendition="#g">Hermann Frobenius</hi>, Alfred Krupp, bei<lb/>
C. Reissner, Dresden 1898. &#x2014; Dr. <hi rendition="#g">Friedr. C. G. Müller</hi>, Krupps Gu&#x017F;sstahlfabrik,<lb/>
1889 bei A. Bagel, Düsseldorf. Eine noch eingehendere aktenmä&#x017F;sige Darstellung<lb/>
der für die Technik wichtigsten Momente wäre sehr zu wünschen.</note>.</p><lb/>
          <p>In demselben Jahre, am 6. Dezember 1887, starb noch ein anderer<lb/>
Mann, der sich um die Eisenindustrie Rheinlands und Westfalens wie<lb/>
um die Walzindustrie und das Hüttenmaschinenwesen im allgemeinen<lb/>
verdient gemacht hat, <hi rendition="#g">Rainer Daelen</hi>, der am 10. Oktober 1813 in<lb/>
Essen geboren war. Besonders bekannt ist er durch seine Thätigkeit<lb/>
in Hörde. Er erfand bereits 1843 ein Universalwalzwerk, 1852 einen<lb/>
Dampfhammer, 1856 die Fabrikation schmiedeeiserner Radscheiben.<lb/>
Zahlreich waren seine Verbesserungen an Walzwerken, besonders an<lb/>
dem Drahtwalzwerk. 1869 trat er in Hörde aus und gründete das<lb/>
Neu&#x017F;ser Eisenwerk, zog sich aber wenige Jahre später in das Privat-<lb/>
leben zurück.</p><lb/>
          <p>Am 9. März 1888 starb Kaiser <hi rendition="#g">Wilhelm der Gro&#x017F;se</hi>, der sieg-<lb/>
reiche Held, der Einiger Deutschlands und Wiederaufrichter der<lb/>
deutschen Kaisermacht, unter dessen glorreicher Herrschaft die<lb/>
deutsche Eisenindustrie zu neuem Leben erwacht war.</p><lb/>
          <p>1888 fanden die hydraulischen Schmiedepressen in der Eisen-<lb/>
industrie Eingang. <hi rendition="#g">Alfred Krupp</hi> hatte bereits 1886 den Plan zu<lb/>
einer gro&#x017F;sen Anlage mit Schmiedepressen für die Geschützfabrikation<lb/>
gefa&#x017F;st, doch erlebte er die Ausführung des berühmten &#x201E;Pre&#x017F;sbaues&#x201C; zu<lb/>
Essen, einer der grö&#x017F;sten und schönsten Werkstätten der Welt, nicht.<lb/>
Die erste gro&#x017F;se Schmiedepresse wurde der bekannten Maschinenfabrik<lb/>
von <hi rendition="#g">Tannet &amp; Walker</hi> zu Leeds in England in Auftrag gegeben<lb/>
und 1889 aufgestellt. Aber schon im Jahre 1888 baute die Firma<lb/>
L. W. <hi rendition="#g">Breuer, Schumacher &amp; Co.</hi> in Kalk bei Köln eine pneu-<lb/>
matisch-hydraulische Schmiedepresse nach dem System <hi rendition="#g">Prött &amp; Seel-<lb/>
hof</hi>, mit Akkumulatoren mit komprimierter Luft oder flüssiger Kohlen-<lb/>
säure (D. R. P. Nr. 43434). Seitdem hat die genannte Maschinenbaufirma<lb/>
im Bau von Schmiedepressen gro&#x017F;se Fortschritte gemacht und Hervor-<lb/>
ragendes geleistet. 1889 bauten <hi rendition="#g">Haniel &amp; Lueg</hi> in Düsseldorf die<lb/>
erste Schmiedepresse nach ihrem Patent (D. R. P. Nr. 51360).</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1012/1028] Deutschland (mit Luxemburg). ragende Dienste geleistet hat, wird alle Zeit der Stolz der Deutschen, ein Stern der Eisenindustrie und ein Vorbild für unsere Jugend bleiben. Näher auf die Einzelheiten seines Lebens und seiner Thätig- keit einzugehen, als bisher geschehen ist, gestattet der Raum nicht, auch sind bereits mehrere Lebensbeschreibungen Krupps veröffentlicht worden 1). In demselben Jahre, am 6. Dezember 1887, starb noch ein anderer Mann, der sich um die Eisenindustrie Rheinlands und Westfalens wie um die Walzindustrie und das Hüttenmaschinenwesen im allgemeinen verdient gemacht hat, Rainer Daelen, der am 10. Oktober 1813 in Essen geboren war. Besonders bekannt ist er durch seine Thätigkeit in Hörde. Er erfand bereits 1843 ein Universalwalzwerk, 1852 einen Dampfhammer, 1856 die Fabrikation schmiedeeiserner Radscheiben. Zahlreich waren seine Verbesserungen an Walzwerken, besonders an dem Drahtwalzwerk. 1869 trat er in Hörde aus und gründete das Neuſser Eisenwerk, zog sich aber wenige Jahre später in das Privat- leben zurück. Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm der Groſse, der sieg- reiche Held, der Einiger Deutschlands und Wiederaufrichter der deutschen Kaisermacht, unter dessen glorreicher Herrschaft die deutsche Eisenindustrie zu neuem Leben erwacht war. 1888 fanden die hydraulischen Schmiedepressen in der Eisen- industrie Eingang. Alfred Krupp hatte bereits 1886 den Plan zu einer groſsen Anlage mit Schmiedepressen für die Geschützfabrikation gefaſst, doch erlebte er die Ausführung des berühmten „Preſsbaues“ zu Essen, einer der gröſsten und schönsten Werkstätten der Welt, nicht. Die erste groſse Schmiedepresse wurde der bekannten Maschinenfabrik von Tannet & Walker zu Leeds in England in Auftrag gegeben und 1889 aufgestellt. Aber schon im Jahre 1888 baute die Firma L. W. Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Köln eine pneu- matisch-hydraulische Schmiedepresse nach dem System Prött & Seel- hof, mit Akkumulatoren mit komprimierter Luft oder flüssiger Kohlen- säure (D. R. P. Nr. 43434). Seitdem hat die genannte Maschinenbaufirma im Bau von Schmiedepressen groſse Fortschritte gemacht und Hervor- ragendes geleistet. 1889 bauten Haniel & Lueg in Düsseldorf die erste Schmiedepresse nach ihrem Patent (D. R. P. Nr. 51360). 1) Dietrich Bädeker, Alfred Krupp und die Entwickelung der Guſsstahl- fabrik zu Essen, daselbst 1889. — Hermann Frobenius, Alfred Krupp, bei C. Reissner, Dresden 1898. — Dr. Friedr. C. G. Müller, Krupps Guſsstahlfabrik, 1889 bei A. Bagel, Düsseldorf. Eine noch eingehendere aktenmäſsige Darstellung der für die Technik wichtigsten Momente wäre sehr zu wünschen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1028
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1012. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1028>, abgerufen am 22.11.2024.