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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Schweden.

1893 fand die Weltausstellung in Chicago statt, auf der sich die
schwedische Eisenindustrie durch ihre vorzügliche Vorführung hervor-
that. R. Akerman hielt daselbst bei dem Meeting des American
Institute of Mining Engineers im August einen Vortrag über das
Bessemern in Schweden, den wir früher schon erwähnt haben und
aus dem wir nur noch nachtragen, dass es gelungen war, durch
stärkere Gebläse und heisseren Wind in Schweden Bessemerroheisen
mit 0,9 bis 1 Prozent Silicium, gegen 0,2 bis 0,4 Prozent, zu erblasen
und dadurch einen heisseren Gang der Chargen zu erzielen. Man
unterbrach das Blasen im richtigen Moment der Entkohlung, den
man ohne Hülfe des Spektroskops erkannte. Zum Giessen bediente
man sich der Casperssonschen Pfanne. War das Flusseisen zu heiss,
so liess man es erst durch einen Siebtrichter laufen.

1894 hielt Erik G. Odelstjerna in Amerika einen Vortrag über das
Martinieren in Schweden. Bei den Gasgeneratoren wendete man Konden-
sation an und war Björklunds Oberflächenkondensator in Aufnahme
gekommen. Die Kohlengasgeneratoren waren klein und mit Treppen-
rosten versehen. Neuerdings waren zu Löderfors Holzgasgeneratoren mit
Trockenapparaten eingeführt worden. Die Schmelzöfen hatten stehende
Regeneratoren mit Tellerventilen auf gekühlten Sitzen. Zur Ersparnis
an Brennstoff waren die Öfen umkleidet. Schrott war selten und
teuer und kam deshalb nur in geringen Mengen zur Anwendung.
Manche Werke arbeiteten nur mit Roheisen und Erz. Grössere als
15-Tonnen-Öfen gab es nicht. Man erzeugte drei Sorten: 1. weiches
Flusseisen mit bis zu 0,15 Prozent Kohlenstoff, 2. Werkzeugstahl mit
mindestens 0,45 Prozent Kohlenstoff und 3. Stahlformguss. Man
suchte möglichst wenig Mangan im Produkt zu erhalten.

Zu Finspang goss man Panzerplatten aus Martinstahl, die man
ohne mechanische Bearbeitung verwendete. Sie brauchten nur wenig
stärker zu sein als gewalzte und liessen sich leicht in jeder Dicke
herstellen. Seit einigen Jahren war man zum basischen Betrieb über-
gegangen. Wie beim Bessemern, so fand auch beim Martinieren keine
Rückkohlung statt.

Die Erzförderung steigerte sich immer mehr. Von 1870 bis 1894
war sie von 631000 auf 1927000 Tonnen gewachsen 1). Von den
geförderten Erzen waren 85,4 Prozent Magneteisenstein, 14,6 Prozent
Eisenglanz und Blutstein.

Von Verbesserungen der letzten Jahre ist zu erwähnen, dass man

1) Stahl und Eisen 1896, S. 1029.
Schweden.

1893 fand die Weltausstellung in Chicago statt, auf der sich die
schwedische Eisenindustrie durch ihre vorzügliche Vorführung hervor-
that. R. Åkerman hielt daselbst bei dem Meeting des American
Institute of Mining Engineers im August einen Vortrag über das
Bessemern in Schweden, den wir früher schon erwähnt haben und
aus dem wir nur noch nachtragen, daſs es gelungen war, durch
stärkere Gebläse und heiſseren Wind in Schweden Bessemerroheisen
mit 0,9 bis 1 Prozent Silicium, gegen 0,2 bis 0,4 Prozent, zu erblasen
und dadurch einen heiſseren Gang der Chargen zu erzielen. Man
unterbrach das Blasen im richtigen Moment der Entkohlung, den
man ohne Hülfe des Spektroskops erkannte. Zum Gieſsen bediente
man sich der Casperssonschen Pfanne. War das Fluſseisen zu heiſs,
so lieſs man es erst durch einen Siebtrichter laufen.

1894 hielt Erik G. Odelstjerna in Amerika einen Vortrag über das
Martinieren in Schweden. Bei den Gasgeneratoren wendete man Konden-
sation an und war Björklunds Oberflächenkondensator in Aufnahme
gekommen. Die Kohlengasgeneratoren waren klein und mit Treppen-
rosten versehen. Neuerdings waren zu Löderfors Holzgasgeneratoren mit
Trockenapparaten eingeführt worden. Die Schmelzöfen hatten stehende
Regeneratoren mit Tellerventilen auf gekühlten Sitzen. Zur Ersparnis
an Brennstoff waren die Öfen umkleidet. Schrott war selten und
teuer und kam deshalb nur in geringen Mengen zur Anwendung.
Manche Werke arbeiteten nur mit Roheisen und Erz. Gröſsere als
15-Tonnen-Öfen gab es nicht. Man erzeugte drei Sorten: 1. weiches
Fluſseisen mit bis zu 0,15 Prozent Kohlenstoff, 2. Werkzeugstahl mit
mindestens 0,45 Prozent Kohlenstoff und 3. Stahlformguſs. Man
suchte möglichst wenig Mangan im Produkt zu erhalten.

Zu Finspång goſs man Panzerplatten aus Martinstahl, die man
ohne mechanische Bearbeitung verwendete. Sie brauchten nur wenig
stärker zu sein als gewalzte und lieſsen sich leicht in jeder Dicke
herstellen. Seit einigen Jahren war man zum basischen Betrieb über-
gegangen. Wie beim Bessemern, so fand auch beim Martinieren keine
Rückkohlung statt.

Die Erzförderung steigerte sich immer mehr. Von 1870 bis 1894
war sie von 631000 auf 1927000 Tonnen gewachsen 1). Von den
geförderten Erzen waren 85,4 Prozent Magneteisenstein, 14,6 Prozent
Eisenglanz und Blutstein.

Von Verbesserungen der letzten Jahre ist zu erwähnen, daſs man

1) Stahl und Eisen 1896, S. 1029.
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[1193/1209] Schweden. 1893 fand die Weltausstellung in Chicago statt, auf der sich die schwedische Eisenindustrie durch ihre vorzügliche Vorführung hervor- that. R. Åkerman hielt daselbst bei dem Meeting des American Institute of Mining Engineers im August einen Vortrag über das Bessemern in Schweden, den wir früher schon erwähnt haben und aus dem wir nur noch nachtragen, daſs es gelungen war, durch stärkere Gebläse und heiſseren Wind in Schweden Bessemerroheisen mit 0,9 bis 1 Prozent Silicium, gegen 0,2 bis 0,4 Prozent, zu erblasen und dadurch einen heiſseren Gang der Chargen zu erzielen. Man unterbrach das Blasen im richtigen Moment der Entkohlung, den man ohne Hülfe des Spektroskops erkannte. Zum Gieſsen bediente man sich der Casperssonschen Pfanne. War das Fluſseisen zu heiſs, so lieſs man es erst durch einen Siebtrichter laufen. 1894 hielt Erik G. Odelstjerna in Amerika einen Vortrag über das Martinieren in Schweden. Bei den Gasgeneratoren wendete man Konden- sation an und war Björklunds Oberflächenkondensator in Aufnahme gekommen. Die Kohlengasgeneratoren waren klein und mit Treppen- rosten versehen. Neuerdings waren zu Löderfors Holzgasgeneratoren mit Trockenapparaten eingeführt worden. Die Schmelzöfen hatten stehende Regeneratoren mit Tellerventilen auf gekühlten Sitzen. Zur Ersparnis an Brennstoff waren die Öfen umkleidet. Schrott war selten und teuer und kam deshalb nur in geringen Mengen zur Anwendung. Manche Werke arbeiteten nur mit Roheisen und Erz. Gröſsere als 15-Tonnen-Öfen gab es nicht. Man erzeugte drei Sorten: 1. weiches Fluſseisen mit bis zu 0,15 Prozent Kohlenstoff, 2. Werkzeugstahl mit mindestens 0,45 Prozent Kohlenstoff und 3. Stahlformguſs. Man suchte möglichst wenig Mangan im Produkt zu erhalten. Zu Finspång goſs man Panzerplatten aus Martinstahl, die man ohne mechanische Bearbeitung verwendete. Sie brauchten nur wenig stärker zu sein als gewalzte und lieſsen sich leicht in jeder Dicke herstellen. Seit einigen Jahren war man zum basischen Betrieb über- gegangen. Wie beim Bessemern, so fand auch beim Martinieren keine Rückkohlung statt. Die Erzförderung steigerte sich immer mehr. Von 1870 bis 1894 war sie von 631000 auf 1927000 Tonnen gewachsen 1). Von den geförderten Erzen waren 85,4 Prozent Magneteisenstein, 14,6 Prozent Eisenglanz und Blutstein. Von Verbesserungen der letzten Jahre ist zu erwähnen, daſs man 1) Stahl und Eisen 1896, S. 1029.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1209>, abgerufen am 22.11.2024.