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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Russland.
wie Grubenfelder verliehen, doch waren dieselben selbst bei demselben
See sehr ungleichwertig. Am See Mehtalampi waren die Erze der
Südseite am reichsten.

Putilow walzte Eisenbahnschienen aus alten englischen mit
Kopf aus Holzkohlen-Seeerz-Frischeisen.

Im Gouvernement Perm standen 63 Eisenhütten in Betrieb. Sie
verschmolzen hauptsächlich die reichen Magneteisensteine der uralischen
Erzberge. Auf der Demidoffschen zu Nischnij-Tagilsk wurde unter
Zusatz manganreicher Erze Spiegeleisen erblasen, das zumeist nach
England ging. Zu Nischnij-Salda hatte man einen neuen Rachetteofen
von 50 Fuss Höhe, während die alten Öfen nur 28 Fuss hoch waren.

Im Jahre 1871 fing man an, den Schätzen an Steinkohlen und
Eisen im Donezgebiet in Südrussland grössere Aufmerksamkeit zu
schenken. Der Engländer Hughes legte auf Grund einer Schienen-
bestellung der russischen Regierung in Verbindung mit dem russischen
Kapitalisten Pastuchow eine Hochofenhütte mit Koksbetrieb, "die
Hugheshütte", an, die 1871 ihren Betrieb eröffnete, während das
Schienenwalzwerk erst 1873 in Thätigkeit kam. In diesem Jahre
erschien die erste gute Beschreibung der Eisenerzlagerstätten Süd-
russlands von dem deutschen Ingenieur Leo Strippelmann in
Schlesien. Bereits 1870 hatte die russische Regierung begonnen, sich
ihrer unrentabelen Staatswerke (Kronhütten) durch Verkauf zu ent-
ledigen, indem sie vier Kronwerke in Polen verkaufte. 1871 wurde
auch der Verkauf der uralischen Staatshütten beschlossen. -- In
dem Gouvernement Moskau gründeten 1872 A. E. von Struve,
G. E. von Struve
und A. J. Lessing das Eisenwerk Kolomna mit
grossen Werkstätten für Lokomotiv- und Brückenbau und 1873
das grosse Hüttenwerk Kulebaki. Die von von Woronzow am Kama
erbaute grosse Gussstahlkanonenfabrik zu Perm goss 1872 für
einen 50-Tonnen-Dampfhammer den 600 Tonnen schweren Ambossstuhl
an Ort und Stelle in einem Stück, wozu 14 Mackenzie-Kupolöfen das
Eisen lieferten. Es geschah dies unter der Leitung des hochverdienten
Ingenieurs und Professors an der Bergakademie Heinr. Andrewitsch
von Jossa
, der am 30. Juli 1874 starb.

Dieses Werk und das Obouchkow-Stahlwerk 1) im Gouvernement
St. Petersburg lieferten hauptsächlich Kriegsmaterial. Letzteres machte
22 verschiedene Stahlsorten, wofür zum Teil ein eigentümliches Verfahren

1) Das Obouchkow- oder Abukoffski-Stahlwerk hatte seinen Namen von dem
Erbauer und späteren ersten Direktor M. Aboukoff (Obuchow) und lag bei Alexan-
drowsky. Es wurde später vom Staat übernommen.

Ruſsland.
wie Grubenfelder verliehen, doch waren dieselben selbst bei demselben
See sehr ungleichwertig. Am See Mehtalampi waren die Erze der
Südseite am reichsten.

Putilow walzte Eisenbahnschienen aus alten englischen mit
Kopf aus Holzkohlen-Seeerz-Frischeisen.

Im Gouvernement Perm standen 63 Eisenhütten in Betrieb. Sie
verschmolzen hauptsächlich die reichen Magneteisensteine der uralischen
Erzberge. Auf der Demidoffschen zu Nischnij-Tagilsk wurde unter
Zusatz manganreicher Erze Spiegeleisen erblasen, das zumeist nach
England ging. Zu Nischnij-Salda hatte man einen neuen Rachetteofen
von 50 Fuſs Höhe, während die alten Öfen nur 28 Fuſs hoch waren.

Im Jahre 1871 fing man an, den Schätzen an Steinkohlen und
Eisen im Donezgebiet in Südruſsland gröſsere Aufmerksamkeit zu
schenken. Der Engländer Hughes legte auf Grund einer Schienen-
bestellung der russischen Regierung in Verbindung mit dem russischen
Kapitalisten Pastuchow eine Hochofenhütte mit Koksbetrieb, „die
Hugheshütte“, an, die 1871 ihren Betrieb eröffnete, während das
Schienenwalzwerk erst 1873 in Thätigkeit kam. In diesem Jahre
erschien die erste gute Beschreibung der Eisenerzlagerstätten Süd-
ruſslands von dem deutschen Ingenieur Leo Strippelmann in
Schlesien. Bereits 1870 hatte die russische Regierung begonnen, sich
ihrer unrentabelen Staatswerke (Kronhütten) durch Verkauf zu ent-
ledigen, indem sie vier Kronwerke in Polen verkaufte. 1871 wurde
auch der Verkauf der uralischen Staatshütten beschlossen. — In
dem Gouvernement Moskau gründeten 1872 A. E. von Struve,
G. E. von Struve
und A. J. Lessing das Eisenwerk Kolomna mit
groſsen Werkstätten für Lokomotiv- und Brückenbau und 1873
das groſse Hüttenwerk Kulebaki. Die von von Woronzow am Kama
erbaute groſse Guſsstahlkanonenfabrik zu Perm goſs 1872 für
einen 50-Tonnen-Dampfhammer den 600 Tonnen schweren Amboſsstuhl
an Ort und Stelle in einem Stück, wozu 14 Mackenzie-Kupolöfen das
Eisen lieferten. Es geschah dies unter der Leitung des hochverdienten
Ingenieurs und Professors an der Bergakademie Heinr. Andrewitsch
von Jossa
, der am 30. Juli 1874 starb.

Dieses Werk und das Obouchkow-Stahlwerk 1) im Gouvernement
St. Petersburg lieferten hauptsächlich Kriegsmaterial. Letzteres machte
22 verschiedene Stahlsorten, wofür zum Teil ein eigentümliches Verfahren

1) Das Obouchkow- oder Abukoffski-Stahlwerk hatte seinen Namen von dem
Erbauer und späteren ersten Direktor M. Aboukoff (Obuchow) und lag bei Alexan-
drowsky. Es wurde später vom Staat übernommen.
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[1207/1223] Ruſsland. wie Grubenfelder verliehen, doch waren dieselben selbst bei demselben See sehr ungleichwertig. Am See Mehtalampi waren die Erze der Südseite am reichsten. Putilow walzte Eisenbahnschienen aus alten englischen mit Kopf aus Holzkohlen-Seeerz-Frischeisen. Im Gouvernement Perm standen 63 Eisenhütten in Betrieb. Sie verschmolzen hauptsächlich die reichen Magneteisensteine der uralischen Erzberge. Auf der Demidoffschen zu Nischnij-Tagilsk wurde unter Zusatz manganreicher Erze Spiegeleisen erblasen, das zumeist nach England ging. Zu Nischnij-Salda hatte man einen neuen Rachetteofen von 50 Fuſs Höhe, während die alten Öfen nur 28 Fuſs hoch waren. Im Jahre 1871 fing man an, den Schätzen an Steinkohlen und Eisen im Donezgebiet in Südruſsland gröſsere Aufmerksamkeit zu schenken. Der Engländer Hughes legte auf Grund einer Schienen- bestellung der russischen Regierung in Verbindung mit dem russischen Kapitalisten Pastuchow eine Hochofenhütte mit Koksbetrieb, „die Hugheshütte“, an, die 1871 ihren Betrieb eröffnete, während das Schienenwalzwerk erst 1873 in Thätigkeit kam. In diesem Jahre erschien die erste gute Beschreibung der Eisenerzlagerstätten Süd- ruſslands von dem deutschen Ingenieur Leo Strippelmann in Schlesien. Bereits 1870 hatte die russische Regierung begonnen, sich ihrer unrentabelen Staatswerke (Kronhütten) durch Verkauf zu ent- ledigen, indem sie vier Kronwerke in Polen verkaufte. 1871 wurde auch der Verkauf der uralischen Staatshütten beschlossen. — In dem Gouvernement Moskau gründeten 1872 A. E. von Struve, G. E. von Struve und A. J. Lessing das Eisenwerk Kolomna mit groſsen Werkstätten für Lokomotiv- und Brückenbau und 1873 das groſse Hüttenwerk Kulebaki. Die von von Woronzow am Kama erbaute groſse Guſsstahlkanonenfabrik zu Perm goſs 1872 für einen 50-Tonnen-Dampfhammer den 600 Tonnen schweren Amboſsstuhl an Ort und Stelle in einem Stück, wozu 14 Mackenzie-Kupolöfen das Eisen lieferten. Es geschah dies unter der Leitung des hochverdienten Ingenieurs und Professors an der Bergakademie Heinr. Andrewitsch von Jossa, der am 30. Juli 1874 starb. Dieses Werk und das Obouchkow-Stahlwerk 1) im Gouvernement St. Petersburg lieferten hauptsächlich Kriegsmaterial. Letzteres machte 22 verschiedene Stahlsorten, wofür zum Teil ein eigentümliches Verfahren 1) Das Obouchkow- oder Abukoffski-Stahlwerk hatte seinen Namen von dem Erbauer und späteren ersten Direktor M. Aboukoff (Obuchow) und lag bei Alexan- drowsky. Es wurde später vom Staat übernommen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1223>, abgerufen am 22.11.2024.