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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Russland.
angewendet wurde. Man schmolz reines weisses Holzkohlenroheisen
von Finnland im Kupolofen ein, stach dieses in weissglühende Tiegel,
in denen ein Gemenge von Eisen- und Stahlabfällen, Magnet- und
Titaneisenstein sich befand, ab, rührte die geschmolzene Masse um
und setzte dann noch etwas Arsenik oder Salpeter (?) zu. Die Tiegel
fassten 37,5 kg Stahl, und man goss Blöcke bis zu 40 Tonnen Gewicht.
Die Blöcke wurden erhitzt und unter einem 50-Tonnen-Hammer ge-
schmiedet.

1873 gab es 203 Eisenwerke, 155 Eisengiessereien, 245 Hochöfen,
522 Puddel-, 700 Schweissöfen und 20 Öfen für beide Zwecke, 840
Eisen- und 492 Stahlfrischherde, 191 Kupolöfen und 88 Gussstahl-
schmelzöfen.

1873 feierte das Berginstitut zu St. Petersburg sein 100jähriges
Jubiläum.

In Finnland hatte man 1874 auf dem Eisenwerk Kurino einen
Eckmanschen Holzschweissofen und einen Lundinschen Gas-
schweissofen erbaut.

General Raschette hatte seine Schmelzofenkonstruktion auf die
Erzröstöfen übertragen, welche er 1874 zu Gora-Blagodat erbaut hatte.

Sergius Kern in St. Petersburg machte Ferrochrom in Tiegeln
und wendete Chromeisen statt Spiegeleisen an, um einen weicheren
Stahl zu bekommen; ausserdem erfand er ein Verfahren für die
Reinigung des Roheisens mit Flussspat, Soda und Manganhyperoxyd.

1874 verlegten die Besitzer der Briankshütte den Schwerpunkt
ihrer Thätigkeit von Mittelrussland nach Südrussland, indem sie eine
Hütte mit Schienenwalzwerk im Donezgebiet erbauten.

Obgleich im Jahre 1875 die Eisenpreise sehr gedrückt und die Lage
der russischen Eisenindustrie eine recht ungünstige war, wurde doch
eine Anzahl neuer Eisenwerke angelegt. Es waren dies meist Bessemer-
Stahlwerke. So entstanden am Ural vier neue Werke, darunter ein
grosses Stahl- und Schienenwalzwerk bei der Demidoffschen Hütte
zu Nischnij-Saldinsk für 800000 Pud Jahreserzeugung. Es war dies
das erste Bessemerstahlwerk am Ural und das erste, das Stahlschienen
aus uralischem Eisen walzte.

Zu Suchogarski am Ural war der grösste russische Holzkohlen-
hochofen; er hatte 55 Fuss Höhe und 6200 Kubikfuss Inhalt.

In dem russischen Mittelland- oder Moskaubezirk entstanden
ebenfalls vier neue Werke, wovon das von Istin hervorzuheben ist.

In Finnland gab es 1875 21 Hochöfen; diese schmolzen 153704
Centner Roheisen aus 351688 Centner Bergerzen, wovon 338640 Centner

Ruſsland.
angewendet wurde. Man schmolz reines weiſses Holzkohlenroheisen
von Finnland im Kupolofen ein, stach dieses in weiſsglühende Tiegel,
in denen ein Gemenge von Eisen- und Stahlabfällen, Magnet- und
Titaneisenstein sich befand, ab, rührte die geschmolzene Masse um
und setzte dann noch etwas Arsenik oder Salpeter (?) zu. Die Tiegel
faſsten 37,5 kg Stahl, und man goſs Blöcke bis zu 40 Tonnen Gewicht.
Die Blöcke wurden erhitzt und unter einem 50-Tonnen-Hammer ge-
schmiedet.

1873 gab es 203 Eisenwerke, 155 Eisengieſsereien, 245 Hochöfen,
522 Puddel-, 700 Schweiſsöfen und 20 Öfen für beide Zwecke, 840
Eisen- und 492 Stahlfrischherde, 191 Kupolöfen und 88 Guſsstahl-
schmelzöfen.

1873 feierte das Berginstitut zu St. Petersburg sein 100jähriges
Jubiläum.

In Finnland hatte man 1874 auf dem Eisenwerk Kurino einen
Eckmanschen Holzschweiſsofen und einen Lundinschen Gas-
schweiſsofen erbaut.

General Raschette hatte seine Schmelzofenkonstruktion auf die
Erzröstöfen übertragen, welche er 1874 zu Gora-Blagodat erbaut hatte.

Sergius Kern in St. Petersburg machte Ferrochrom in Tiegeln
und wendete Chromeisen statt Spiegeleisen an, um einen weicheren
Stahl zu bekommen; auſserdem erfand er ein Verfahren für die
Reinigung des Roheisens mit Fluſsspat, Soda und Manganhyperoxyd.

1874 verlegten die Besitzer der Briankshütte den Schwerpunkt
ihrer Thätigkeit von Mittelruſsland nach Südruſsland, indem sie eine
Hütte mit Schienenwalzwerk im Donezgebiet erbauten.

Obgleich im Jahre 1875 die Eisenpreise sehr gedrückt und die Lage
der russischen Eisenindustrie eine recht ungünstige war, wurde doch
eine Anzahl neuer Eisenwerke angelegt. Es waren dies meist Bessemer-
Stahlwerke. So entstanden am Ural vier neue Werke, darunter ein
groſses Stahl- und Schienenwalzwerk bei der Demidoffschen Hütte
zu Nischnij-Saldinsk für 800000 Pud Jahreserzeugung. Es war dies
das erste Bessemerstahlwerk am Ural und das erste, das Stahlschienen
aus uralischem Eisen walzte.

Zu Suchogarski am Ural war der gröſste russische Holzkohlen-
hochofen; er hatte 55 Fuſs Höhe und 6200 Kubikfuſs Inhalt.

In dem russischen Mittelland- oder Moskaubezirk entstanden
ebenfalls vier neue Werke, wovon das von Istin hervorzuheben ist.

In Finnland gab es 1875 21 Hochöfen; diese schmolzen 153704
Centner Roheisen aus 351688 Centner Bergerzen, wovon 338640 Centner

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[1208/1224] Ruſsland. angewendet wurde. Man schmolz reines weiſses Holzkohlenroheisen von Finnland im Kupolofen ein, stach dieses in weiſsglühende Tiegel, in denen ein Gemenge von Eisen- und Stahlabfällen, Magnet- und Titaneisenstein sich befand, ab, rührte die geschmolzene Masse um und setzte dann noch etwas Arsenik oder Salpeter (?) zu. Die Tiegel faſsten 37,5 kg Stahl, und man goſs Blöcke bis zu 40 Tonnen Gewicht. Die Blöcke wurden erhitzt und unter einem 50-Tonnen-Hammer ge- schmiedet. 1873 gab es 203 Eisenwerke, 155 Eisengieſsereien, 245 Hochöfen, 522 Puddel-, 700 Schweiſsöfen und 20 Öfen für beide Zwecke, 840 Eisen- und 492 Stahlfrischherde, 191 Kupolöfen und 88 Guſsstahl- schmelzöfen. 1873 feierte das Berginstitut zu St. Petersburg sein 100jähriges Jubiläum. In Finnland hatte man 1874 auf dem Eisenwerk Kurino einen Eckmanschen Holzschweiſsofen und einen Lundinschen Gas- schweiſsofen erbaut. General Raschette hatte seine Schmelzofenkonstruktion auf die Erzröstöfen übertragen, welche er 1874 zu Gora-Blagodat erbaut hatte. Sergius Kern in St. Petersburg machte Ferrochrom in Tiegeln und wendete Chromeisen statt Spiegeleisen an, um einen weicheren Stahl zu bekommen; auſserdem erfand er ein Verfahren für die Reinigung des Roheisens mit Fluſsspat, Soda und Manganhyperoxyd. 1874 verlegten die Besitzer der Briankshütte den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit von Mittelruſsland nach Südruſsland, indem sie eine Hütte mit Schienenwalzwerk im Donezgebiet erbauten. Obgleich im Jahre 1875 die Eisenpreise sehr gedrückt und die Lage der russischen Eisenindustrie eine recht ungünstige war, wurde doch eine Anzahl neuer Eisenwerke angelegt. Es waren dies meist Bessemer- Stahlwerke. So entstanden am Ural vier neue Werke, darunter ein groſses Stahl- und Schienenwalzwerk bei der Demidoffschen Hütte zu Nischnij-Saldinsk für 800000 Pud Jahreserzeugung. Es war dies das erste Bessemerstahlwerk am Ural und das erste, das Stahlschienen aus uralischem Eisen walzte. Zu Suchogarski am Ural war der gröſste russische Holzkohlen- hochofen; er hatte 55 Fuſs Höhe und 6200 Kubikfuſs Inhalt. In dem russischen Mittelland- oder Moskaubezirk entstanden ebenfalls vier neue Werke, wovon das von Istin hervorzuheben ist. In Finnland gab es 1875 21 Hochöfen; diese schmolzen 153704 Centner Roheisen aus 351688 Centner Bergerzen, wovon 338640 Centner

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1224>, abgerufen am 22.11.2024.