45 Kopeken für Eisenbahnschienen und 50 Kopeken für grobe Guss- waren und noch höhere Zölle für alle anderen Eisen- und Stahl- fabrikate.
1881 wurde der Abbau der reichen oolithischen Eisenerzlager von Krivoi-Rog in Südrussland durch Tagebau von einer Gesellschaft be- gonnen. Trotz dieses wichtigen Ereignisses und trotz der Erbauung der Katharina-Eisenbahn im Donezbecken 1883 machte die Eisen- erzeugung Südrusslands bis 1886 nur langsame Fortschritte. Diese nahmen aber rasch zu, nachdem die hohen Schutzzölle von 1887 in Kraft traten. Der Zoll für Roheisen betrug 1884/85 1,76 Mark, 1885/86 2,34 Mark, 1886/87 2,88 Mark und seit 1887 4,89 Mark auf 100 kg.
Im Jahre 1884 waren die grössten Eisenhüttenwerke Russlands zu Longansk, Kremsk, Jekaterinenburg, Goroblagodat, Perm, Wotinsk und Artinsk am Ural, ferner zu Dombrowa in Polen und die Putiloff- Werke bei St. Petersburg.
In Polen erbaute 1884 die französische Aktiengesellschaft Huta- Bankowa zu Dombrowa ein Stahlwerk mit acht Martinöfen mit basischen Herden. Die grösste Flussstahlerzeugung in den achtziger Jahren hatte aber der Bezirk von St. Petersburg, besonders durch das grosse Putiloffwerk. Im Moskauer Bezirk hatte die Alexandrowski- hütte bei Briansk Anfang der achtziger Jahre den basischen Martin- betrieb eingeführt. 1886 übertraf die Erzeugung von Martinstahl die von Bessemerstahl bereits beträchtlich, und zwar im Verhältnis von 116616 Tonnen zu 67832 Tonnen.
Bis zu Ende der achtziger Jahre behauptete die Eisenindustrie des Urals ihr grosses Übergewicht. 1887 nahm Südrussland mit seiner Roheisenproduktion von 68115 Tonnen gegen den mittel- russischen, den Moskaubezirk, mit 71647 Tonnen und gegen den Ural 333543 Tonnen die dritte Stelle ein; 1888 überflügelte es den Moskau- bezirk, und 1890 betrug seine Roheisenerzeugung schon 219782 Tonnen, die des Ural 393325 Tonnen. Das uralische Roheisen wurde zum grössten Teil in Frischfeuern und Puddelöfen in Schweisseisen um- gewandelt, während das Roheisen Südrusslands mehr in Flussstahl übergeführt wurde.
Im Ural lieferten die berühmten Eisenberge von Blagodat und der im Wisokajagebirge bei Nischnij-Tagilsk reiche Magneteisen- erze, ebenso die mächtigen Lager im südlichen Ural am Uralfluss, im Distrikt von Werschne-Uralsk und im Gebirge von Ula-Utass-Tan, nur war hier die Abfuhr noch eine schwierige. Der Ural liefert aber vortreffliche Eisenerze jeder Art, besonders auch Brauneisensteine,
Ruſsland.
45 Kopeken für Eisenbahnschienen und 50 Kopeken für grobe Guſs- waren und noch höhere Zölle für alle anderen Eisen- und Stahl- fabrikate.
1881 wurde der Abbau der reichen oolithischen Eisenerzlager von Krivoi-Rog in Südruſsland durch Tagebau von einer Gesellschaft be- gonnen. Trotz dieses wichtigen Ereignisses und trotz der Erbauung der Katharina-Eisenbahn im Donezbecken 1883 machte die Eisen- erzeugung Südruſslands bis 1886 nur langsame Fortschritte. Diese nahmen aber rasch zu, nachdem die hohen Schutzzölle von 1887 in Kraft traten. Der Zoll für Roheisen betrug 1884/85 1,76 Mark, 1885/86 2,34 Mark, 1886/87 2,88 Mark und seit 1887 4,89 Mark auf 100 kg.
Im Jahre 1884 waren die gröſsten Eisenhüttenwerke Ruſslands zu Longansk, Kremsk, Jekaterinenburg, Goroblagodat, Perm, Wotinsk und Artinsk am Ural, ferner zu Dombrowa in Polen und die Putiloff- Werke bei St. Petersburg.
In Polen erbaute 1884 die französische Aktiengesellschaft Huta- Bankowa zu Dombrowa ein Stahlwerk mit acht Martinöfen mit basischen Herden. Die gröſste Fluſsstahlerzeugung in den achtziger Jahren hatte aber der Bezirk von St. Petersburg, besonders durch das groſse Putiloffwerk. Im Moskauer Bezirk hatte die Alexandrowski- hütte bei Briansk Anfang der achtziger Jahre den basischen Martin- betrieb eingeführt. 1886 übertraf die Erzeugung von Martinstahl die von Bessemerstahl bereits beträchtlich, und zwar im Verhältnis von 116616 Tonnen zu 67832 Tonnen.
Bis zu Ende der achtziger Jahre behauptete die Eisenindustrie des Urals ihr groſses Übergewicht. 1887 nahm Südruſsland mit seiner Roheisenproduktion von 68115 Tonnen gegen den mittel- russischen, den Moskaubezirk, mit 71647 Tonnen und gegen den Ural 333543 Tonnen die dritte Stelle ein; 1888 überflügelte es den Moskau- bezirk, und 1890 betrug seine Roheisenerzeugung schon 219782 Tonnen, die des Ural 393325 Tonnen. Das uralische Roheisen wurde zum gröſsten Teil in Frischfeuern und Puddelöfen in Schweiſseisen um- gewandelt, während das Roheisen Südruſslands mehr in Fluſsstahl übergeführt wurde.
Im Ural lieferten die berühmten Eisenberge von Blagodat und der im Wisokajagebirge bei Nischnij-Tagilsk reiche Magneteisen- erze, ebenso die mächtigen Lager im südlichen Ural am Uralfluſs, im Distrikt von Werschne-Uralsk und im Gebirge von Ula-Utass-Tan, nur war hier die Abfuhr noch eine schwierige. Der Ural liefert aber vortreffliche Eisenerze jeder Art, besonders auch Brauneisensteine,
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Ruſsland.
45 Kopeken für Eisenbahnschienen und 50 Kopeken für grobe Guſs-
waren und noch höhere Zölle für alle anderen Eisen- und Stahl-
fabrikate.
1881 wurde der Abbau der reichen oolithischen Eisenerzlager von
Krivoi-Rog in Südruſsland durch Tagebau von einer Gesellschaft be-
gonnen. Trotz dieses wichtigen Ereignisses und trotz der Erbauung
der Katharina-Eisenbahn im Donezbecken 1883 machte die Eisen-
erzeugung Südruſslands bis 1886 nur langsame Fortschritte. Diese
nahmen aber rasch zu, nachdem die hohen Schutzzölle von 1887 in
Kraft traten. Der Zoll für Roheisen betrug 1884/85 1,76 Mark, 1885/86
2,34 Mark, 1886/87 2,88 Mark und seit 1887 4,89 Mark auf 100 kg.
Im Jahre 1884 waren die gröſsten Eisenhüttenwerke Ruſslands
zu Longansk, Kremsk, Jekaterinenburg, Goroblagodat, Perm, Wotinsk
und Artinsk am Ural, ferner zu Dombrowa in Polen und die Putiloff-
Werke bei St. Petersburg.
In Polen erbaute 1884 die französische Aktiengesellschaft Huta-
Bankowa zu Dombrowa ein Stahlwerk mit acht Martinöfen mit
basischen Herden. Die gröſste Fluſsstahlerzeugung in den achtziger
Jahren hatte aber der Bezirk von St. Petersburg, besonders durch das
groſse Putiloffwerk. Im Moskauer Bezirk hatte die Alexandrowski-
hütte bei Briansk Anfang der achtziger Jahre den basischen Martin-
betrieb eingeführt. 1886 übertraf die Erzeugung von Martinstahl die
von Bessemerstahl bereits beträchtlich, und zwar im Verhältnis von
116616 Tonnen zu 67832 Tonnen.
Bis zu Ende der achtziger Jahre behauptete die Eisenindustrie
des Urals ihr groſses Übergewicht. 1887 nahm Südruſsland mit
seiner Roheisenproduktion von 68115 Tonnen gegen den mittel-
russischen, den Moskaubezirk, mit 71647 Tonnen und gegen den Ural
333543 Tonnen die dritte Stelle ein; 1888 überflügelte es den Moskau-
bezirk, und 1890 betrug seine Roheisenerzeugung schon 219782 Tonnen,
die des Ural 393325 Tonnen. Das uralische Roheisen wurde zum
gröſsten Teil in Frischfeuern und Puddelöfen in Schweiſseisen um-
gewandelt, während das Roheisen Südruſslands mehr in Fluſsstahl
übergeführt wurde.
Im Ural lieferten die berühmten Eisenberge von Blagodat
und der im Wisokajagebirge bei Nischnij-Tagilsk reiche Magneteisen-
erze, ebenso die mächtigen Lager im südlichen Ural am Uralfluſs,
im Distrikt von Werschne-Uralsk und im Gebirge von Ula-Utass-Tan,
nur war hier die Abfuhr noch eine schwierige. Der Ural liefert aber
vortreffliche Eisenerze jeder Art, besonders auch Brauneisensteine,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1226>, abgerufen am 22.11.2024.
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