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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
384 im Betrieb und zwar 165 mit Anthrazit, 126 mit Koks und 93
mit Holzkohlen.

Die reichsten Erze des östlichen Bezirkes waren die magnetischen
Erze vom Lake Champlain, die in Port Henry verschifft wurden. Die
wichtigsten Hochofenhütten im Anthrazitdistrikt lagen in Shuylkill-
Susquehanna- und Lebanonthal. Der Brauneisenstein des Eisenlagers
von Lebanon war 1870 für diese das Haupterz. Bei Harrisburg war
die erste grosse Bessemerhütte Pennsylvaniens, die aber 1870 englisches
Hämatiteisen verarbeitete, weil dies billiger war als das Holzkohlen-
roheisen vom Lake Superior, das früher verwendet worden war. Im
Lehighthal befanden sich die grössten Hochöfen und zwar zu Beth-
lehem und Allentown, die aber bereits die Hälfte der Erze kaufen mussten.
Die Glentonwerke bei Paston hatten vier Hochöfen von 72 Fuss Höhe.
Ein Ofen schmolz 43 Tonnen den Tag aus einer Erzbeschickung von
51 Prozent Eisengehalt. Die Gase wurden abgezogen. Der Wind
wurde in eisernen Röhrenapparaten durch Gichtgase erhitzt. Auf der
Thomashütte hatte man die Lürmannsche Schlackenform eingeführt.
Die Eisenarbeiter im Lehighthal waren meist deutscher Abstammung.
Auch die Puddelöfen dieses Gebietes, die meist mit Erz vom Lake
Champlain ausgefüttert waren, wurden mit Anthrazit unter Anwendung
kräftigen Unterwindes geheizt. Die grösste Bessemeranlage war die
von Griswold & Co. zu Troy, die in zwei Konvertern täglich
12 Chargen zu 5 Tonnen verblies. Von jeder Charge wurden Proben
genommen. Die beiden Martinstahlwerke zu Trenton in New Jersey
und zu Boston konnten nur durch den Schutzzoll bestehen; sie be-
zogen alle Rohmaterialien, selbst die feuerfesten Steine, aus England.
Der Zoll betrug damals 6 Dollar in Gold pro Tonne Roheisen. Zu
Trenton wurden 16 Chargen zu 4 Tonnen in der Woche gemacht.

In Westpennsylvanien mit Pittsburgh als Mittelpunkt wurde nur
bituminöse Kohle verwendet. Die Verkokung geschah noch meistens
in Haufen, als Öfen waren die runden Backöfen, die sogenannten
Bienenkorböfen, in Gebrauch. Es gab sieben Hochöfen in diesem
Gebiete. An Eisenerz war Mangel und wurden Erze vom Lake Superior
bezogen. Die 1870 errichtete neue Kokshochofenanlage von Schön-
berger & Blair
bezog die Hälfte ihrer Erze von Canada, die andere
Hälfte von Pilot Kob in Missouri. Auf einen Teil des aus der 60 pro-
zentigen Erzbeschickung erhaltenen Roheisens wurden 11/4 Koks ver-
braucht. Die Hochöfen hatten Blechmäntel und wurde das Schacht-
mauerwerk von sieben Säulen getragen. Man blies mit sechs Formen.
Das neue Cambriastahlwerk verblies in seinen Bessemerbirnen zur

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
384 im Betrieb und zwar 165 mit Anthrazit, 126 mit Koks und 93
mit Holzkohlen.

Die reichsten Erze des östlichen Bezirkes waren die magnetischen
Erze vom Lake Champlain, die in Port Henry verschifft wurden. Die
wichtigsten Hochofenhütten im Anthrazitdistrikt lagen in Shuylkill-
Susquehanna- und Lebanonthal. Der Brauneisenstein des Eisenlagers
von Lebanon war 1870 für diese das Haupterz. Bei Harrisburg war
die erste groſse Bessemerhütte Pennsylvaniens, die aber 1870 englisches
Hämatiteisen verarbeitete, weil dies billiger war als das Holzkohlen-
roheisen vom Lake Superior, das früher verwendet worden war. Im
Lehighthal befanden sich die gröſsten Hochöfen und zwar zu Beth-
lehem und Allentown, die aber bereits die Hälfte der Erze kaufen muſsten.
Die Glentonwerke bei Paston hatten vier Hochöfen von 72 Fuſs Höhe.
Ein Ofen schmolz 43 Tonnen den Tag aus einer Erzbeschickung von
51 Prozent Eisengehalt. Die Gase wurden abgezogen. Der Wind
wurde in eisernen Röhrenapparaten durch Gichtgase erhitzt. Auf der
Thomashütte hatte man die Lürmannsche Schlackenform eingeführt.
Die Eisenarbeiter im Lehighthal waren meist deutscher Abstammung.
Auch die Puddelöfen dieses Gebietes, die meist mit Erz vom Lake
Champlain ausgefüttert waren, wurden mit Anthrazit unter Anwendung
kräftigen Unterwindes geheizt. Die gröſste Bessemeranlage war die
von Griswold & Co. zu Troy, die in zwei Konvertern täglich
12 Chargen zu 5 Tonnen verblies. Von jeder Charge wurden Proben
genommen. Die beiden Martinstahlwerke zu Trenton in New Jersey
und zu Boston konnten nur durch den Schutzzoll bestehen; sie be-
zogen alle Rohmaterialien, selbst die feuerfesten Steine, aus England.
Der Zoll betrug damals 6 Dollar in Gold pro Tonne Roheisen. Zu
Trenton wurden 16 Chargen zu 4 Tonnen in der Woche gemacht.

In Westpennsylvanien mit Pittsburgh als Mittelpunkt wurde nur
bituminöse Kohle verwendet. Die Verkokung geschah noch meistens
in Haufen, als Öfen waren die runden Backöfen, die sogenannten
Bienenkorböfen, in Gebrauch. Es gab sieben Hochöfen in diesem
Gebiete. An Eisenerz war Mangel und wurden Erze vom Lake Superior
bezogen. Die 1870 errichtete neue Kokshochofenanlage von Schön-
berger & Blair
bezog die Hälfte ihrer Erze von Canada, die andere
Hälfte von Pilot Kob in Missouri. Auf einen Teil des aus der 60 pro-
zentigen Erzbeschickung erhaltenen Roheisens wurden 1¼ Koks ver-
braucht. Die Hochöfen hatten Blechmäntel und wurde das Schacht-
mauerwerk von sieben Säulen getragen. Man blies mit sechs Formen.
Das neue Cambriastahlwerk verblies in seinen Bessemerbirnen zur

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[1280/1296] Vereinigte Staaten von Nordamerika. 384 im Betrieb und zwar 165 mit Anthrazit, 126 mit Koks und 93 mit Holzkohlen. Die reichsten Erze des östlichen Bezirkes waren die magnetischen Erze vom Lake Champlain, die in Port Henry verschifft wurden. Die wichtigsten Hochofenhütten im Anthrazitdistrikt lagen in Shuylkill- Susquehanna- und Lebanonthal. Der Brauneisenstein des Eisenlagers von Lebanon war 1870 für diese das Haupterz. Bei Harrisburg war die erste groſse Bessemerhütte Pennsylvaniens, die aber 1870 englisches Hämatiteisen verarbeitete, weil dies billiger war als das Holzkohlen- roheisen vom Lake Superior, das früher verwendet worden war. Im Lehighthal befanden sich die gröſsten Hochöfen und zwar zu Beth- lehem und Allentown, die aber bereits die Hälfte der Erze kaufen muſsten. Die Glentonwerke bei Paston hatten vier Hochöfen von 72 Fuſs Höhe. Ein Ofen schmolz 43 Tonnen den Tag aus einer Erzbeschickung von 51 Prozent Eisengehalt. Die Gase wurden abgezogen. Der Wind wurde in eisernen Röhrenapparaten durch Gichtgase erhitzt. Auf der Thomashütte hatte man die Lürmannsche Schlackenform eingeführt. Die Eisenarbeiter im Lehighthal waren meist deutscher Abstammung. Auch die Puddelöfen dieses Gebietes, die meist mit Erz vom Lake Champlain ausgefüttert waren, wurden mit Anthrazit unter Anwendung kräftigen Unterwindes geheizt. Die gröſste Bessemeranlage war die von Griswold & Co. zu Troy, die in zwei Konvertern täglich 12 Chargen zu 5 Tonnen verblies. Von jeder Charge wurden Proben genommen. Die beiden Martinstahlwerke zu Trenton in New Jersey und zu Boston konnten nur durch den Schutzzoll bestehen; sie be- zogen alle Rohmaterialien, selbst die feuerfesten Steine, aus England. Der Zoll betrug damals 6 Dollar in Gold pro Tonne Roheisen. Zu Trenton wurden 16 Chargen zu 4 Tonnen in der Woche gemacht. In Westpennsylvanien mit Pittsburgh als Mittelpunkt wurde nur bituminöse Kohle verwendet. Die Verkokung geschah noch meistens in Haufen, als Öfen waren die runden Backöfen, die sogenannten Bienenkorböfen, in Gebrauch. Es gab sieben Hochöfen in diesem Gebiete. An Eisenerz war Mangel und wurden Erze vom Lake Superior bezogen. Die 1870 errichtete neue Kokshochofenanlage von Schön- berger & Blair bezog die Hälfte ihrer Erze von Canada, die andere Hälfte von Pilot Kob in Missouri. Auf einen Teil des aus der 60 pro- zentigen Erzbeschickung erhaltenen Roheisens wurden 1¼ Koks ver- braucht. Die Hochöfen hatten Blechmäntel und wurde das Schacht- mauerwerk von sieben Säulen getragen. Man blies mit sechs Formen. Das neue Cambriastahlwerk verblies in seinen Bessemerbirnen zur

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1296>, abgerufen am 23.11.2024.