der Dampfcylinder steht über dem Gebläsecylinder. Diese Maschinen haben im Verhältnis grossen Hub, z. B. 2,5 m bei 2,5 m Durchmesser des Gebläsecylinders.
Die ganze Anordnung, die sich ebenfalls sehr in die Höhe auf- baut, eignet sich nur für eincylindrige Maschinen, was manche Nach- teile hat, wie das Bedürfnis sehr grosser Cylinder, der Gegengewichte zur Ausgleichung des rascheren Niederganges u. s. w. Versuche zu Hubertushütte und zu Vorwärtshütte in Schlesien, stehende, direkt wirkende Maschinen ohne Schwungrad zu betreiben, hatten keinen günstigen Erfolg.
Die Vorliebe für die stehenden Maschinen war durch den gerin- geren Platzbedarf von ca. 5 : 14 und die geringeren Kosten hervor- gerufen.
Neben den stehenden Maschinen erhielten sich aber auch nament- lich auf dem europäischen Kontinent liegende Maschinen, die meistens als Zwillingsmaschinen mit gemeinschaftlichem Schwungrad gebaut wurden. Um das Durchbiegen der Achse und das einseitige Aus- schleifen der Cylinder zu vermeiden, machte man die Achsen sehr dick und hohl, wie z. B. bei der Gebläsemaschine von 200 Pfdkr. auf der Hütte von Maizieres-les-Metz, und den Gebläsekolben aus Blech, wie zu Creuzot. Beide Maschinen stammen aus den siebziger Jahren. Die liegende Zwillingsmaschine von Hörde hatte Windcylinder von 2200 mm Durchmesser, 2000 mm Hub, bei 18 bis 20 Umdrehungen und 4,5 bis 5 Pfund Druck auf den Quadratzoll. Die 1887 von der Friedrich- Wilhelmshütte bei Mühlheim a. d. Ruhr für Hörde gebaute Zwillings- maschine ohne Kondensation von 3000 Pfdekr. saugte ca. 1000 Kubik- meter Luft in der Minute und lieferte Wind von 11 Pfund Druck. Die hohle Gebläsekolbenstange hatte 400 mm Durchmesser. Sie galt damals als die grösste und leistungsfähigste Gebläsemaschine in Deutschland.
Gjers führte in den siebziger Jahren eine Verbesserung bei den Gebläsemaschinen ein, welche darin bestand, dass die Einlassklappen die Luft mittels eines Blechrohres von ausserhalb des Gebläsehauses entnahmen, da die Luft im Maschinenraum meist warm und feucht war.
In Amerika gab man den Seraingmaschinen, d. h. Einzelmaschinen mit unterliegender Schwungradwelle und zwei Kurbelstangen, für welche die Naben der beiden Schwungräder als Kurbelscheiben dienten, den Vorzug. Die Hauptabmessungen von F. W. Gordons
Beck, Geschichte des Eisens. 28
Hochöfen und Hochofenbetrieb.
der Dampfcylinder steht über dem Gebläsecylinder. Diese Maschinen haben im Verhältnis groſsen Hub, z. B. 2,5 m bei 2,5 m Durchmesser des Gebläsecylinders.
Die ganze Anordnung, die sich ebenfalls sehr in die Höhe auf- baut, eignet sich nur für eincylindrige Maschinen, was manche Nach- teile hat, wie das Bedürfnis sehr groſser Cylinder, der Gegengewichte zur Ausgleichung des rascheren Niederganges u. s. w. Versuche zu Hubertushütte und zu Vorwärtshütte in Schlesien, stehende, direkt wirkende Maschinen ohne Schwungrad zu betreiben, hatten keinen günstigen Erfolg.
Die Vorliebe für die stehenden Maschinen war durch den gerin- geren Platzbedarf von ca. 5 : 14 und die geringeren Kosten hervor- gerufen.
Neben den stehenden Maschinen erhielten sich aber auch nament- lich auf dem europäischen Kontinent liegende Maschinen, die meistens als Zwillingsmaschinen mit gemeinschaftlichem Schwungrad gebaut wurden. Um das Durchbiegen der Achse und das einseitige Aus- schleifen der Cylinder zu vermeiden, machte man die Achsen sehr dick und hohl, wie z. B. bei der Gebläsemaschine von 200 Pfdkr. auf der Hütte von Maizières-les-Metz, und den Gebläsekolben aus Blech, wie zu Creuzot. Beide Maschinen stammen aus den siebziger Jahren. Die liegende Zwillingsmaschine von Hörde hatte Windcylinder von 2200 mm Durchmesser, 2000 mm Hub, bei 18 bis 20 Umdrehungen und 4,5 bis 5 Pfund Druck auf den Quadratzoll. Die 1887 von der Friedrich- Wilhelmshütte bei Mühlheim a. d. Ruhr für Hörde gebaute Zwillings- maschine ohne Kondensation von 3000 Pfdekr. saugte ca. 1000 Kubik- meter Luft in der Minute und lieferte Wind von 11 Pfund Druck. Die hohle Gebläsekolbenstange hatte 400 mm Durchmesser. Sie galt damals als die gröſste und leistungsfähigste Gebläsemaschine in Deutschland.
Gjers führte in den siebziger Jahren eine Verbesserung bei den Gebläsemaschinen ein, welche darin bestand, daſs die Einlaſsklappen die Luft mittels eines Blechrohres von auſserhalb des Gebläsehauses entnahmen, da die Luft im Maschinenraum meist warm und feucht war.
In Amerika gab man den Seraingmaschinen, d. h. Einzelmaschinen mit unterliegender Schwungradwelle und zwei Kurbelstangen, für welche die Naben der beiden Schwungräder als Kurbelscheiben dienten, den Vorzug. Die Hauptabmessungen von F. W. Gordons
Beck, Geschichte des Eisens. 28
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[433/0449]
Hochöfen und Hochofenbetrieb.
der Dampfcylinder steht über dem Gebläsecylinder. Diese Maschinen
haben im Verhältnis groſsen Hub, z. B. 2,5 m bei 2,5 m Durchmesser
des Gebläsecylinders.
Die ganze Anordnung, die sich ebenfalls sehr in die Höhe auf-
baut, eignet sich nur für eincylindrige Maschinen, was manche Nach-
teile hat, wie das Bedürfnis sehr groſser Cylinder, der Gegengewichte
zur Ausgleichung des rascheren Niederganges u. s. w. Versuche zu
Hubertushütte und zu Vorwärtshütte in Schlesien, stehende, direkt
wirkende Maschinen ohne Schwungrad zu betreiben, hatten keinen
günstigen Erfolg.
Die Vorliebe für die stehenden Maschinen war durch den gerin-
geren Platzbedarf von ca. 5 : 14 und die geringeren Kosten hervor-
gerufen.
Neben den stehenden Maschinen erhielten sich aber auch nament-
lich auf dem europäischen Kontinent liegende Maschinen, die meistens
als Zwillingsmaschinen mit gemeinschaftlichem Schwungrad gebaut
wurden. Um das Durchbiegen der Achse und das einseitige Aus-
schleifen der Cylinder zu vermeiden, machte man die Achsen sehr dick
und hohl, wie z. B. bei der Gebläsemaschine von 200 Pfdkr. auf der
Hütte von Maizières-les-Metz, und den Gebläsekolben aus Blech, wie zu
Creuzot. Beide Maschinen stammen aus den siebziger Jahren. Die
liegende Zwillingsmaschine von Hörde hatte Windcylinder von 2200 mm
Durchmesser, 2000 mm Hub, bei 18 bis 20 Umdrehungen und 4,5 bis
5 Pfund Druck auf den Quadratzoll. Die 1887 von der Friedrich-
Wilhelmshütte bei Mühlheim a. d. Ruhr für Hörde gebaute Zwillings-
maschine ohne Kondensation von 3000 Pfdekr. saugte ca. 1000 Kubik-
meter Luft in der Minute und lieferte Wind von 11 Pfund Druck. Die
hohle Gebläsekolbenstange hatte 400 mm Durchmesser. Sie galt
damals als die gröſste und leistungsfähigste Gebläsemaschine in
Deutschland.
Gjers führte in den siebziger Jahren eine Verbesserung bei den
Gebläsemaschinen ein, welche darin bestand, daſs die Einlaſsklappen
die Luft mittels eines Blechrohres von auſserhalb des Gebläsehauses
entnahmen, da die Luft im Maschinenraum meist warm und
feucht war.
In Amerika gab man den Seraingmaschinen, d. h. Einzelmaschinen
mit unterliegender Schwungradwelle und zwei Kurbelstangen, für
welche die Naben der beiden Schwungräder als Kurbelscheiben
dienten, den Vorzug. Die Hauptabmessungen von F. W. Gordons
Beck, Geschichte des Eisens. 28
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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