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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Hochöfen und Hochofenbetrieb.
Wirkung der Heizgase erreichte. Um den Wind auf 300 bis 350° C. zu
erhitzen, brauchte man nach Gruners Angabe von 1872 1) 1 bis
11/2 qm Heizfläche, für 500 bis 600° C. aber 4 bis 5 qm.

Ekman in Langsbanshyttan in Schweden baute 1874 einen ähn-
lichen Winderhitzer, mit dem er den Wind auf 530° C. erhitzte und
der sich von dem Gjersschen durch eine bessere Führung der Heiz-
gase auszeichnete, welche er von oben nach unten leitete. Auf der
Georgs-Marienhütte bei Osnabrück verbesserte man Anfang der sieb-
ziger Jahre die Winderhitzer mit hängenden Rohren. Crossley
konstruierte einen Schlangenröhrenapparat mit zwei übereinander
liegenden Etagen (Fig. 154, 155, 156 a. v. S.), der sich zu Askan-in-
Furness bewährte 2).

Um 1880 bauten Bolkow und Vaughan & Co. in Cleveland
einen verbesserten Winderhitzer aus stehenden Doppelröhren, welche
untereinander durch Fusskasten mit Muffen verbunden waren. In
einem solchen erbauten Clevelandapparat 3) in Gleiwitz war es bei
seiner grossen Heizfläche nicht schwer, den Wind auf 520° C. zu
erhitzen. Die Röhren waren am Scheitel offen und wurden durch
Deckel geschlossen. Dadurch war die starke Spannung, welche bei
den Pistolenröhren so häufiges Zerspringen herbeiführte, vermieden.
Nach Wiebmers Angabe hatte ein Clevelandapparat 3,9 qm Heizfläche
auf den Kubikmeter Wind und berechnete sich der Quadratmeter
Heizfläche auf 118 Mark Anlagekosten, während ein Gjers-Apparat
1,51 qm Heizfläche auf den Kubikmeter Wind hat und 222 Mark pro
Quadratmeter Heizfläche kostete.

Trotz aller dieser Verbesserungen konnten sich die eisernen
Apparate gegenüber den steinernen nicht behaupten, denn wenn
auch deren Anlagekosten höher waren, so war ihr Betrieb billiger und
ihre Leistung grösser. Der Wind konnte in denselben ohne Mühe
auf 700 bis 800° C. gebracht werden.

Die steinernen Apparate hatten aber auch seit 1870 grosse Ver-
besserungen erfahren. In dem genannten Jahre waren die Cowper-
Apparate
noch sehr mangelhaft, kaum 6 m hoch und der Wärme-
speicher ganz wie bei den Siemens-Regeneratoren gemauert. Infolge-
dessen waren die Züge sehr eng und nur sehr schwer zu reinigen.
Letzterer Umstand, der ihrer Verbreitung am meisten im Wege stand,

1) Annales des Mines 1878, II, S. 295; Gruner, Traite de la Metallurgie I,
S. 352.
2) Engineering XL, S. 422.
3) Zeitschr. für Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preussen 1882, S. 178.

Hochöfen und Hochofenbetrieb.
Wirkung der Heizgase erreichte. Um den Wind auf 300 bis 350° C. zu
erhitzen, brauchte man nach Gruners Angabe von 1872 1) 1 bis
1½ qm Heizfläche, für 500 bis 600° C. aber 4 bis 5 qm.

Ekman in Långsbanshyttan in Schweden baute 1874 einen ähn-
lichen Winderhitzer, mit dem er den Wind auf 530° C. erhitzte und
der sich von dem Gjersschen durch eine bessere Führung der Heiz-
gase auszeichnete, welche er von oben nach unten leitete. Auf der
Georgs-Marienhütte bei Osnabrück verbesserte man Anfang der sieb-
ziger Jahre die Winderhitzer mit hängenden Rohren. Crossley
konstruierte einen Schlangenröhrenapparat mit zwei übereinander
liegenden Etagen (Fig. 154, 155, 156 a. v. S.), der sich zu Askan-in-
Furness bewährte 2).

Um 1880 bauten Bolkow und Vaughan & Co. in Cleveland
einen verbesserten Winderhitzer aus stehenden Doppelröhren, welche
untereinander durch Fuſskasten mit Muffen verbunden waren. In
einem solchen erbauten Clevelandapparat 3) in Gleiwitz war es bei
seiner groſsen Heizfläche nicht schwer, den Wind auf 520° C. zu
erhitzen. Die Röhren waren am Scheitel offen und wurden durch
Deckel geschlossen. Dadurch war die starke Spannung, welche bei
den Pistolenröhren so häufiges Zerspringen herbeiführte, vermieden.
Nach Wiebmers Angabe hatte ein Clevelandapparat 3,9 qm Heizfläche
auf den Kubikmeter Wind und berechnete sich der Quadratmeter
Heizfläche auf 118 Mark Anlagekosten, während ein Gjers-Apparat
1,51 qm Heizfläche auf den Kubikmeter Wind hat und 222 Mark pro
Quadratmeter Heizfläche kostete.

Trotz aller dieser Verbesserungen konnten sich die eisernen
Apparate gegenüber den steinernen nicht behaupten, denn wenn
auch deren Anlagekosten höher waren, so war ihr Betrieb billiger und
ihre Leistung gröſser. Der Wind konnte in denselben ohne Mühe
auf 700 bis 800° C. gebracht werden.

Die steinernen Apparate hatten aber auch seit 1870 groſse Ver-
besserungen erfahren. In dem genannten Jahre waren die Cowper-
Apparate
noch sehr mangelhaft, kaum 6 m hoch und der Wärme-
speicher ganz wie bei den Siemens-Regeneratoren gemauert. Infolge-
dessen waren die Züge sehr eng und nur sehr schwer zu reinigen.
Letzterer Umstand, der ihrer Verbreitung am meisten im Wege stand,

1) Annales des Mines 1878, II, S. 295; Gruner, Traité de la Métallurgie I,
S. 352.
2) Engineering XL, S. 422.
3) Zeitschr. für Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preuſsen 1882, S. 178.
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[438/0454] Hochöfen und Hochofenbetrieb. Wirkung der Heizgase erreichte. Um den Wind auf 300 bis 350° C. zu erhitzen, brauchte man nach Gruners Angabe von 1872 1) 1 bis 1½ qm Heizfläche, für 500 bis 600° C. aber 4 bis 5 qm. Ekman in Långsbanshyttan in Schweden baute 1874 einen ähn- lichen Winderhitzer, mit dem er den Wind auf 530° C. erhitzte und der sich von dem Gjersschen durch eine bessere Führung der Heiz- gase auszeichnete, welche er von oben nach unten leitete. Auf der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück verbesserte man Anfang der sieb- ziger Jahre die Winderhitzer mit hängenden Rohren. Crossley konstruierte einen Schlangenröhrenapparat mit zwei übereinander liegenden Etagen (Fig. 154, 155, 156 a. v. S.), der sich zu Askan-in- Furness bewährte 2). Um 1880 bauten Bolkow und Vaughan & Co. in Cleveland einen verbesserten Winderhitzer aus stehenden Doppelröhren, welche untereinander durch Fuſskasten mit Muffen verbunden waren. In einem solchen erbauten Clevelandapparat 3) in Gleiwitz war es bei seiner groſsen Heizfläche nicht schwer, den Wind auf 520° C. zu erhitzen. Die Röhren waren am Scheitel offen und wurden durch Deckel geschlossen. Dadurch war die starke Spannung, welche bei den Pistolenröhren so häufiges Zerspringen herbeiführte, vermieden. Nach Wiebmers Angabe hatte ein Clevelandapparat 3,9 qm Heizfläche auf den Kubikmeter Wind und berechnete sich der Quadratmeter Heizfläche auf 118 Mark Anlagekosten, während ein Gjers-Apparat 1,51 qm Heizfläche auf den Kubikmeter Wind hat und 222 Mark pro Quadratmeter Heizfläche kostete. Trotz aller dieser Verbesserungen konnten sich die eisernen Apparate gegenüber den steinernen nicht behaupten, denn wenn auch deren Anlagekosten höher waren, so war ihr Betrieb billiger und ihre Leistung gröſser. Der Wind konnte in denselben ohne Mühe auf 700 bis 800° C. gebracht werden. Die steinernen Apparate hatten aber auch seit 1870 groſse Ver- besserungen erfahren. In dem genannten Jahre waren die Cowper- Apparate noch sehr mangelhaft, kaum 6 m hoch und der Wärme- speicher ganz wie bei den Siemens-Regeneratoren gemauert. Infolge- dessen waren die Züge sehr eng und nur sehr schwer zu reinigen. Letzterer Umstand, der ihrer Verbreitung am meisten im Wege stand, 1) Annales des Mines 1878, II, S. 295; Gruner, Traité de la Métallurgie I, S. 352. 2) Engineering XL, S. 422. 3) Zeitschr. für Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preuſsen 1882, S. 178.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/454>, abgerufen am 22.11.2024.