Höhe und 6 m Rast blies man mit 580 mm Quecksilber oder 0,7 kg pro Quadratcentimeter und zwar durch acht Düsen von 15 cm Durch- messer. Solche Windmassen waren bis dahin noch niemals in einen Ofen geblasen worden. Um 1886 blies man in den Vereinigten Staaten (nach Hartmann) in die Koksöfen von 400 bis 450 cbm Inhalt 750 cbm Wind von 700 bis 800° C. pro Minute. Durch das über- mässige Blasen wurden allerdings auch die Hochöfen rasch zusammen- geschmolzen. Infolgedessen trat eine Reaktion ein und man ver- ringerte das Windquantum etwas. Die durchschnittlichen Windmengen bei den grossen amerikanischen Öfen betrugen nach Wedding 1880 840 cbm, 1885 616 cbm, 1889 700 cbm pro Minute. Bei den neuen grossen Öfen (Duquesne, Lorain) arbeitet man aber mit noch viel grösseren Windmengen und Pressungen. Zu Lorain hat jeder Hoch- ofen zwei Gebläsemaschinen, von denen jede über 1400 cbm in der Minute bei 1,76 kg Pressung auf den Quadratcentimeter liefern kann. Der Wind strömt durch 16 Formen von 152,4 mm Weite in den Ofen.
In Deutschland und auf dem Kontinent überhaupt blies man meistens viel schwächer, wie aus der nachfolgenden Vergleichung eines Hochofens zu Gleiwitz und des amerikanischen Lucyofens deutlich zu ersehen ist.
[Tabelle]
Indessen gab es später auch in Deutschland Werke, welche ähn- liche Zahlen, wie viele nordamerikanische Öfen aufwiesen. Bei einem Hochofen der Ilseder Hütte blies man 1893 mit einer Pressung von 0,510 bis 0,515 kg pro Quadratcentimeter mit sechs Düsen von 180 mm Durchmesser 600 bis 700 cbm Wind in der Minute.
In den Vereinigten Staaten blies man auch bei Holzkohlenhoch- öfen mit einer Pressung von 285 mm Quecksilber (Hinkle furnace der Ashlandgesellschaft 1).
In den Anthracitöfen Nordamerikas hat man die Windpressung zuweilen bis 1 kg pro Quadratcentimeter gesteigert.
Aus den mitgeteilten Zahlen ersieht man zugleich, wie sehr sich
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 351.
Hochöfen.
Höhe und 6 m Rast blies man mit 580 mm Quecksilber oder 0,7 kg pro Quadratcentimeter und zwar durch acht Düsen von 15 cm Durch- messer. Solche Windmassen waren bis dahin noch niemals in einen Ofen geblasen worden. Um 1886 blies man in den Vereinigten Staaten (nach Hartmann) in die Koksöfen von 400 bis 450 cbm Inhalt 750 cbm Wind von 700 bis 800° C. pro Minute. Durch das über- mäſsige Blasen wurden allerdings auch die Hochöfen rasch zusammen- geschmolzen. Infolgedessen trat eine Reaktion ein und man ver- ringerte das Windquantum etwas. Die durchschnittlichen Windmengen bei den groſsen amerikanischen Öfen betrugen nach Wedding 1880 840 cbm, 1885 616 cbm, 1889 700 cbm pro Minute. Bei den neuen groſsen Öfen (Duquesne, Lorain) arbeitet man aber mit noch viel gröſseren Windmengen und Pressungen. Zu Lorain hat jeder Hoch- ofen zwei Gebläsemaschinen, von denen jede über 1400 cbm in der Minute bei 1,76 kg Pressung auf den Quadratcentimeter liefern kann. Der Wind strömt durch 16 Formen von 152,4 mm Weite in den Ofen.
In Deutschland und auf dem Kontinent überhaupt blies man meistens viel schwächer, wie aus der nachfolgenden Vergleichung eines Hochofens zu Gleiwitz und des amerikanischen Lucyofens deutlich zu ersehen ist.
[Tabelle]
Indessen gab es später auch in Deutschland Werke, welche ähn- liche Zahlen, wie viele nordamerikanische Öfen aufwiesen. Bei einem Hochofen der Ilseder Hütte blies man 1893 mit einer Pressung von 0,510 bis 0,515 kg pro Quadratcentimeter mit sechs Düsen von 180 mm Durchmesser 600 bis 700 cbm Wind in der Minute.
In den Vereinigten Staaten blies man auch bei Holzkohlenhoch- öfen mit einer Pressung von 285 mm Quecksilber (Hinkle furnace der Ashlandgesellschaft 1).
In den Anthracitöfen Nordamerikas hat man die Windpressung zuweilen bis 1 kg pro Quadratcentimeter gesteigert.
Aus den mitgeteilten Zahlen ersieht man zugleich, wie sehr sich
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 351.
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Hochöfen.
Höhe und 6 m Rast blies man mit 580 mm Quecksilber oder 0,7 kg
pro Quadratcentimeter und zwar durch acht Düsen von 15 cm Durch-
messer. Solche Windmassen waren bis dahin noch niemals in einen
Ofen geblasen worden. Um 1886 blies man in den Vereinigten Staaten
(nach Hartmann) in die Koksöfen von 400 bis 450 cbm Inhalt
750 cbm Wind von 700 bis 800° C. pro Minute. Durch das über-
mäſsige Blasen wurden allerdings auch die Hochöfen rasch zusammen-
geschmolzen. Infolgedessen trat eine Reaktion ein und man ver-
ringerte das Windquantum etwas. Die durchschnittlichen Windmengen
bei den groſsen amerikanischen Öfen betrugen nach Wedding 1880
840 cbm, 1885 616 cbm, 1889 700 cbm pro Minute. Bei den neuen
groſsen Öfen (Duquesne, Lorain) arbeitet man aber mit noch viel
gröſseren Windmengen und Pressungen. Zu Lorain hat jeder Hoch-
ofen zwei Gebläsemaschinen, von denen jede über 1400 cbm in der
Minute bei 1,76 kg Pressung auf den Quadratcentimeter liefern kann.
Der Wind strömt durch 16 Formen von 152,4 mm Weite in den Ofen.
In Deutschland und auf dem Kontinent überhaupt blies man
meistens viel schwächer, wie aus der nachfolgenden Vergleichung eines
Hochofens zu Gleiwitz und des amerikanischen Lucyofens deutlich zu
ersehen ist.
Indessen gab es später auch in Deutschland Werke, welche ähn-
liche Zahlen, wie viele nordamerikanische Öfen aufwiesen. Bei einem
Hochofen der Ilseder Hütte blies man 1893 mit einer Pressung von
0,510 bis 0,515 kg pro Quadratcentimeter mit sechs Düsen von 180 mm
Durchmesser 600 bis 700 cbm Wind in der Minute.
In den Vereinigten Staaten blies man auch bei Holzkohlenhoch-
öfen mit einer Pressung von 285 mm Quecksilber (Hinkle furnace der
Ashlandgesellschaft 1).
In den Anthracitöfen Nordamerikas hat man die Windpressung
zuweilen bis 1 kg pro Quadratcentimeter gesteigert.
Aus den mitgeteilten Zahlen ersieht man zugleich, wie sehr sich
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 351.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/512>, abgerufen am 22.11.2024.
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