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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Herdflussstahlbereitung seit 1870.
mit einem Rahmen verbundene Stäbe im Innern zusammengehalten
werden, hergestellt.

In den Vereinigten Staaten kam auf dem Stahlwerk der Pennsyl-
vania Steel Company ein kippbarer Martinofen nach Zeichnungen von
H. Aitken, Wood und Campbell in Betrieb 1).

Aus dem Jahre 1891 ist eine theoretische Studie 2) über den
basischen Martinofenbetrieb von W. Schmidhammer zu erwähnen,
in der durch mitgeteilte Analysen
von zu verschiedenen Zeiten ge-
nommenen Schöpfproben einer Charge
der Verlauf des Oxydationsprozesses
in Zahlen und graphisch dargestellt
ist; ferner eine ausführliche Abhand-
lung über Martinöfen und Martin-
stahlfabrikation von dem ungarischen
Professor W. Soltz 3) mit Angaben
über Massverhältnisse der Öfen und
Regeneratoren.

Die Schönwalderschen Öfen
bewährten sich in den folgenden

[Abbildung] Fig. 285.
Jahren auf der Friedenshütte gut 4). Die Haltbarkeit der Martinöfen
wurde sehr gesteigert durch vorsichtiges Anwärmen und Aufmerksam-
keit bei der Inbetriebsetzung und Wartung des Ofens. Der Ofen 2
der Friedenshütte wurde erst nach 797 Chargen in Reparatur ge-
nommen und zwar nur wegen Verschlackung der Regeneratoren 5).
In Westfalen bewährten sich die Bathoöfen.

1891 nahm man zu Firminy in Frankreich zur Herstellung I. Qua-
lität Flussstahl weisses, aus algerischen und spanischen Erzen erblasenes
Roheisen. Dieses wurde nach dem Rolletschen Verfahren entschwefelt
und in Puddelöfen auf Luppen verarbeitet. Diese Luppen dienten
als Schmiedeeisenzusatz im Martinofen. Bei II. Qualität verwendete
man gutes, ausgesuchtes Abfalleisen, während man für III. Qualität
gewöhnliches Roheisen und unsortierte Schmiedeeisenabfälle verwendete.
Die Klassifikation und Verwendung geschah nach folgender Tabelle:


1) A. a. O. 1892, S. 1028.
2) Stahl und Eisen 1891, S. 546.
3) Im 1891er Jahrbuch der ungarischen Bergakademie; deutsch in Österr.
Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1893, S. 1 u. f.
4) A. a. O. 1892, S. 759.
5) A. a. O. 1893, S. 303, 389 und 480.

Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.
mit einem Rahmen verbundene Stäbe im Innern zusammengehalten
werden, hergestellt.

In den Vereinigten Staaten kam auf dem Stahlwerk der Pennsyl-
vania Steel Company ein kippbarer Martinofen nach Zeichnungen von
H. Aitken, Wood und Campbell in Betrieb 1).

Aus dem Jahre 1891 ist eine theoretische Studie 2) über den
basischen Martinofenbetrieb von W. Schmidhammer zu erwähnen,
in der durch mitgeteilte Analysen
von zu verschiedenen Zeiten ge-
nommenen Schöpfproben einer Charge
der Verlauf des Oxydationsprozesses
in Zahlen und graphisch dargestellt
ist; ferner eine ausführliche Abhand-
lung über Martinöfen und Martin-
stahlfabrikation von dem ungarischen
Professor W. Sóltz 3) mit Angaben
über Maſsverhältnisse der Öfen und
Regeneratoren.

Die Schönwalderschen Öfen
bewährten sich in den folgenden

[Abbildung] Fig. 285.
Jahren auf der Friedenshütte gut 4). Die Haltbarkeit der Martinöfen
wurde sehr gesteigert durch vorsichtiges Anwärmen und Aufmerksam-
keit bei der Inbetriebsetzung und Wartung des Ofens. Der Ofen 2
der Friedenshütte wurde erst nach 797 Chargen in Reparatur ge-
nommen und zwar nur wegen Verschlackung der Regeneratoren 5).
In Westfalen bewährten sich die Bathoöfen.

1891 nahm man zu Firminy in Frankreich zur Herstellung I. Qua-
lität Fluſsstahl weiſses, aus algerischen und spanischen Erzen erblasenes
Roheisen. Dieses wurde nach dem Rolletschen Verfahren entschwefelt
und in Puddelöfen auf Luppen verarbeitet. Diese Luppen dienten
als Schmiedeeisenzusatz im Martinofen. Bei II. Qualität verwendete
man gutes, ausgesuchtes Abfalleisen, während man für III. Qualität
gewöhnliches Roheisen und unsortierte Schmiedeeisenabfälle verwendete.
Die Klassifikation und Verwendung geschah nach folgender Tabelle:


1) A. a. O. 1892, S. 1028.
2) Stahl und Eisen 1891, S. 546.
3) Im 1891er Jahrbuch der ungarischen Bergakademie; deutsch in Österr.
Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1893, S. 1 u. f.
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[719/0735] Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870. mit einem Rahmen verbundene Stäbe im Innern zusammengehalten werden, hergestellt. In den Vereinigten Staaten kam auf dem Stahlwerk der Pennsyl- vania Steel Company ein kippbarer Martinofen nach Zeichnungen von H. Aitken, Wood und Campbell in Betrieb 1). Aus dem Jahre 1891 ist eine theoretische Studie 2) über den basischen Martinofenbetrieb von W. Schmidhammer zu erwähnen, in der durch mitgeteilte Analysen von zu verschiedenen Zeiten ge- nommenen Schöpfproben einer Charge der Verlauf des Oxydationsprozesses in Zahlen und graphisch dargestellt ist; ferner eine ausführliche Abhand- lung über Martinöfen und Martin- stahlfabrikation von dem ungarischen Professor W. Sóltz 3) mit Angaben über Maſsverhältnisse der Öfen und Regeneratoren. Die Schönwalderschen Öfen bewährten sich in den folgenden [Abbildung Fig. 285.] Jahren auf der Friedenshütte gut 4). Die Haltbarkeit der Martinöfen wurde sehr gesteigert durch vorsichtiges Anwärmen und Aufmerksam- keit bei der Inbetriebsetzung und Wartung des Ofens. Der Ofen 2 der Friedenshütte wurde erst nach 797 Chargen in Reparatur ge- nommen und zwar nur wegen Verschlackung der Regeneratoren 5). In Westfalen bewährten sich die Bathoöfen. 1891 nahm man zu Firminy in Frankreich zur Herstellung I. Qua- lität Fluſsstahl weiſses, aus algerischen und spanischen Erzen erblasenes Roheisen. Dieses wurde nach dem Rolletschen Verfahren entschwefelt und in Puddelöfen auf Luppen verarbeitet. Diese Luppen dienten als Schmiedeeisenzusatz im Martinofen. Bei II. Qualität verwendete man gutes, ausgesuchtes Abfalleisen, während man für III. Qualität gewöhnliches Roheisen und unsortierte Schmiedeeisenabfälle verwendete. Die Klassifikation und Verwendung geschah nach folgender Tabelle: 1) A. a. O. 1892, S. 1028. 2) Stahl und Eisen 1891, S. 546. 3) Im 1891er Jahrbuch der ungarischen Bergakademie; deutsch in Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1893, S. 1 u. f. 4) A. a. O. 1892, S. 759. 5) A. a. O. 1893, S. 303, 389 und 480.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/735>, abgerufen am 16.07.2024.