Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.oder Wild-Goaut besonders liebt, sondern weil das die Einge- V. Wie muß nun unsere Wohnung beschaffen sein, Unsere Wohnung ist unsere kleine Welt. Einen großen oder Wild-Goût beſonders liebt, ſondern weil das die Einge- V. Wie muß nun unſere Wohnung beſchaffen ſein, Unſere Wohnung iſt unſere kleine Welt. Einen großen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="30"/> oder Wild-<hi rendition="#aq">Goût</hi> beſonders liebt, ſondern weil das die Einge-<lb/> weidewürmer, die eine große Urſache unſerer Krankheiten ſind,<lb/> tüchtig zerſtören hilft. Natürlich wird man nicht über jedes<lb/> Eſſen von den Eingeweidewürmern reden; obſchon ich ſolchem<lb/> Reden noch eher etwas abgewinnen könnte als dem geckenhaften<lb/> Reden von den verſchiedenen <hi rendition="#aq">Goûts</hi>, dem auch Mannsperſonen<lb/> oft in erbärmlicher Weiſe verfallen. Die Geſundheit muß weit<lb/> mehr in den Vordergrund treten und wir müſſen gerader und<lb/> ehrlicher werden. Die Lehre von den Nahrungsmitteln, von<lb/> dem Einfluſſe der Kleidung, Wohnung, was Licht und Luft<lb/> ſei, was alles zur Geſundheit diene, das müſſen wir zuerſt<lb/> kennen, und dann reden wir erſt von Anderm. Zuerſt muß man<lb/> den Menſchen kennen, und dann redet man erſt von Oſtindien<lb/> und China, und zwar den Menſchen kennen nicht blos in dem<lb/> Sinne, wie man das „Erkenne dich ſelbſt!“ gewöhnlich auf-<lb/> faßt, daß man nur die Seele kennt, indem man etwa auf die<lb/> Naſenſpitze ſieht und dann horchen will, was jetzt doch dieſe<lb/> Seele ſei. Nein, wir müſſen uns auch nach unſerm Körper<lb/> kennen, wie's außen und innen ausſieht, und was man zuerſt<lb/> zu dieſem armen <hi rendition="#g">leiblichen</hi> Leben bedürfe. Es iſt merkwürdig,<lb/> wie man oft von allen Dingen zu reden weiß, die Romane<lb/> aller Zeiten kennt, und den Schluck Waſſer, den man trinkt,<lb/> und die Luft, die man täglich durch die Naſe zieht, nicht. Es<lb/> muß aber auch eine ganz andere Erziehung in unſern Schulen<lb/> Platz greifen. „Jetzt wollen wir zuerſt einmal den Menſchen<lb/> kennen! Halt ſtill, Bürſchchen; jetzt wollen wir einmal ſehen,<lb/> wer du biſt, und dann erſt gehen wir mit einander nach<lb/> Griechenland und Spanien.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#aq">V</hi>.</head><lb/> <p> <hi rendition="#g">Wie muß nun unſere Wohnung beſchaffen ſein,<lb/> daß es uns recht wohl drin iſt, und wir nicht blos vor<lb/> Schaden gehütet werden, ſondern in allen Stücken<lb/> gefördert?</hi> </p><lb/> <p>Unſere Wohnung iſt unſere kleine Welt. Einen großen<lb/> Theil unſeres Lebens bringen wir in der großen Wohnung zu.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0030]
oder Wild-Goût beſonders liebt, ſondern weil das die Einge-
weidewürmer, die eine große Urſache unſerer Krankheiten ſind,
tüchtig zerſtören hilft. Natürlich wird man nicht über jedes
Eſſen von den Eingeweidewürmern reden; obſchon ich ſolchem
Reden noch eher etwas abgewinnen könnte als dem geckenhaften
Reden von den verſchiedenen Goûts, dem auch Mannsperſonen
oft in erbärmlicher Weiſe verfallen. Die Geſundheit muß weit
mehr in den Vordergrund treten und wir müſſen gerader und
ehrlicher werden. Die Lehre von den Nahrungsmitteln, von
dem Einfluſſe der Kleidung, Wohnung, was Licht und Luft
ſei, was alles zur Geſundheit diene, das müſſen wir zuerſt
kennen, und dann reden wir erſt von Anderm. Zuerſt muß man
den Menſchen kennen, und dann redet man erſt von Oſtindien
und China, und zwar den Menſchen kennen nicht blos in dem
Sinne, wie man das „Erkenne dich ſelbſt!“ gewöhnlich auf-
faßt, daß man nur die Seele kennt, indem man etwa auf die
Naſenſpitze ſieht und dann horchen will, was jetzt doch dieſe
Seele ſei. Nein, wir müſſen uns auch nach unſerm Körper
kennen, wie's außen und innen ausſieht, und was man zuerſt
zu dieſem armen leiblichen Leben bedürfe. Es iſt merkwürdig,
wie man oft von allen Dingen zu reden weiß, die Romane
aller Zeiten kennt, und den Schluck Waſſer, den man trinkt,
und die Luft, die man täglich durch die Naſe zieht, nicht. Es
muß aber auch eine ganz andere Erziehung in unſern Schulen
Platz greifen. „Jetzt wollen wir zuerſt einmal den Menſchen
kennen! Halt ſtill, Bürſchchen; jetzt wollen wir einmal ſehen,
wer du biſt, und dann erſt gehen wir mit einander nach
Griechenland und Spanien.“
V.
Wie muß nun unſere Wohnung beſchaffen ſein,
daß es uns recht wohl drin iſt, und wir nicht blos vor
Schaden gehütet werden, ſondern in allen Stücken
gefördert?
Unſere Wohnung iſt unſere kleine Welt. Einen großen
Theil unſeres Lebens bringen wir in der großen Wohnung zu.
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