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Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.

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nach und nach verpönt. Das liederliche sich hinwegsehnen und
andere hinwegeilen heißen, während man, wenn es zum Sterben
kommt, oft winselt, wie kein Heide gethan hat, dieses wider
Gott sich erheben -- denn man sagt ihm in's Angesicht, daß
er etwas sehr Unweises gethan, die Menschen in dieses Leben
zu setzen und nicht sofort in ein anderes, -- dieses lügnerische,
anscheinend fromme, aber im Grunde gottlose Reden -- denn Gott
will, daß wir leben -- ist verpönt.

Der Mensch hat etwas in seiner Hand. Jn den ärmsten
Quartieren in London, wo sie Armuth und Mangel und lieder-
liches Leben haben, ist das durchschnittliche Lebensalter 16 und
17 Jahre; hart daneben in den reichen und wohlhabenden, wo
sie Luft, Brot, Kleidung und Wohnung haben, 33 Jahre. Jn
den armen sterben von 100 Kindern unter 10 Jahren 60--70,
in den reichen 20--30. Sollte da Gott zum voraus so viel
tausend Arme zu frühem Tode verdammt haben? Sollten die
unschuldigen Kinder dieser verkommenen Eltern zu Tausenden
wie Mücken hinwegsterben, während die reichen Eltern ihre
Kinder behalten können, daß sie ihnen wachsen und zunehmen
und unendliche Freude verursachen? Jn Rußland sterben die
Hälfte der Kinder unter 5 Jahren, nach einstimmigem Urtheil
der russischen Aerzte und Gelehrten aus Mangel an Pflege und
Aufsicht. Wahrlich, die Schande sollte man Gott nicht länger
anthun wollen, daß Er die Hälfte der Kinder in Rußland unter
5 Jahren sterben lasse, während diese rohen russischen Eltern,
russische Flegel ihre Kinder ohne Aufsicht und Pflege dahin-
siechen lassen! Wenn liederliche Eltern, Schnapstrinker, elende
Weiber, die lieber Dörfer regieren als ihrem Hauswesen vor-
stehen, ihre Kinder verlieren, so sagen sie zum Pfarrer: das
Kind habe die Gichter bekommen; aber es werde ihm wohl die
Stunde so gesetzt gewesen sein. Ja, ja, die Stunde euerer
Bosheit war ihm gesetzt! Ja, ja, die Kinder bekommen die
Gichter, wenn ihr elenden, rohen Männer euere schwangern
Weiber in beständiger Furcht erhaltet, daß das Kind schon im
Mutterleibe krampfhaft zappelt oder scheu sich verbirgt; wenn
ihr armen Mütter Gram und Streit zu euerm täglichen Brot
wollt oder müßt. Aber ich fürchte, Gott wird dieses Gichter-

nach und nach verpönt. Das liederliche ſich hinwegſehnen und
andere hinwegeilen heißen, während man, wenn es zum Sterben
kommt, oft winſelt, wie kein Heide gethan hat, dieſes wider
Gott ſich erheben — denn man ſagt ihm in's Angeſicht, daß
er etwas ſehr Unweiſes gethan, die Menſchen in dieſes Leben
zu ſetzen und nicht ſofort in ein anderes, — dieſes lügneriſche,
anſcheinend fromme, aber im Grunde gottloſe Reden — denn Gott
will, daß wir leben — iſt verpönt.

Der Menſch hat etwas in ſeiner Hand. Jn den ärmſten
Quartieren in London, wo ſie Armuth und Mangel und lieder-
liches Leben haben, iſt das durchſchnittliche Lebensalter 16 und
17 Jahre; hart daneben in den reichen und wohlhabenden, wo
ſie Luft, Brot, Kleidung und Wohnung haben, 33 Jahre. Jn
den armen ſterben von 100 Kindern unter 10 Jahren 60—70,
in den reichen 20—30. Sollte da Gott zum voraus ſo viel
tauſend Arme zu frühem Tode verdammt haben? Sollten die
unſchuldigen Kinder dieſer verkommenen Eltern zu Tauſenden
wie Mücken hinwegſterben, während die reichen Eltern ihre
Kinder behalten können, daß ſie ihnen wachſen und zunehmen
und unendliche Freude verurſachen? Jn Rußland ſterben die
Hälfte der Kinder unter 5 Jahren, nach einſtimmigem Urtheil
der ruſſiſchen Aerzte und Gelehrten aus Mangel an Pflege und
Aufſicht. Wahrlich, die Schande ſollte man Gott nicht länger
anthun wollen, daß Er die Hälfte der Kinder in Rußland unter
5 Jahren ſterben laſſe, während dieſe rohen ruſſiſchen Eltern,
ruſſiſche Flegel ihre Kinder ohne Aufſicht und Pflege dahin-
ſiechen laſſen! Wenn liederliche Eltern, Schnapstrinker, elende
Weiber, die lieber Dörfer regieren als ihrem Hausweſen vor-
ſtehen, ihre Kinder verlieren, ſo ſagen ſie zum Pfarrer: das
Kind habe die Gichter bekommen; aber es werde ihm wohl die
Stunde ſo geſetzt geweſen ſein. Ja, ja, die Stunde euerer
Bosheit war ihm geſetzt! Ja, ja, die Kinder bekommen die
Gichter, wenn ihr elenden, rohen Männer euere ſchwangern
Weiber in beſtändiger Furcht erhaltet, daß das Kind ſchon im
Mutterleibe krampfhaft zappelt oder ſcheu ſich verbirgt; wenn
ihr armen Mütter Gram und Streit zu euerm täglichen Brot
wollt oder müßt. Aber ich fürchte, Gott wird dieſes Gichter-

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[8/0008] nach und nach verpönt. Das liederliche ſich hinwegſehnen und andere hinwegeilen heißen, während man, wenn es zum Sterben kommt, oft winſelt, wie kein Heide gethan hat, dieſes wider Gott ſich erheben — denn man ſagt ihm in's Angeſicht, daß er etwas ſehr Unweiſes gethan, die Menſchen in dieſes Leben zu ſetzen und nicht ſofort in ein anderes, — dieſes lügneriſche, anſcheinend fromme, aber im Grunde gottloſe Reden — denn Gott will, daß wir leben — iſt verpönt. Der Menſch hat etwas in ſeiner Hand. Jn den ärmſten Quartieren in London, wo ſie Armuth und Mangel und lieder- liches Leben haben, iſt das durchſchnittliche Lebensalter 16 und 17 Jahre; hart daneben in den reichen und wohlhabenden, wo ſie Luft, Brot, Kleidung und Wohnung haben, 33 Jahre. Jn den armen ſterben von 100 Kindern unter 10 Jahren 60—70, in den reichen 20—30. Sollte da Gott zum voraus ſo viel tauſend Arme zu frühem Tode verdammt haben? Sollten die unſchuldigen Kinder dieſer verkommenen Eltern zu Tauſenden wie Mücken hinwegſterben, während die reichen Eltern ihre Kinder behalten können, daß ſie ihnen wachſen und zunehmen und unendliche Freude verurſachen? Jn Rußland ſterben die Hälfte der Kinder unter 5 Jahren, nach einſtimmigem Urtheil der ruſſiſchen Aerzte und Gelehrten aus Mangel an Pflege und Aufſicht. Wahrlich, die Schande ſollte man Gott nicht länger anthun wollen, daß Er die Hälfte der Kinder in Rußland unter 5 Jahren ſterben laſſe, während dieſe rohen ruſſiſchen Eltern, ruſſiſche Flegel ihre Kinder ohne Aufſicht und Pflege dahin- ſiechen laſſen! Wenn liederliche Eltern, Schnapstrinker, elende Weiber, die lieber Dörfer regieren als ihrem Hausweſen vor- ſtehen, ihre Kinder verlieren, ſo ſagen ſie zum Pfarrer: das Kind habe die Gichter bekommen; aber es werde ihm wohl die Stunde ſo geſetzt geweſen ſein. Ja, ja, die Stunde euerer Bosheit war ihm geſetzt! Ja, ja, die Kinder bekommen die Gichter, wenn ihr elenden, rohen Männer euere ſchwangern Weiber in beſtändiger Furcht erhaltet, daß das Kind ſchon im Mutterleibe krampfhaft zappelt oder ſcheu ſich verbirgt; wenn ihr armen Mütter Gram und Streit zu euerm täglichen Brot wollt oder müßt. Aber ich fürchte, Gott wird dieſes Gichter-

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Zitationshilfe: Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becker_arbeiter_1860/8>, abgerufen am 14.11.2024.