ter gesunken sind, wo sie, wie Samen auf dem Felsen, zwar auf keimen, aber aus Man- gel der Nahrung und Pflege, niemals völ- lig reifen.
Juristen, außer denen, welchen Aem- ter beym Cameral- und Polizeywesen zu Theil werden, Juristen, welche dereinst zu practiciren gedenken, werden Rechte der Handwerke weder vertheidigen, noch bestrei- ten (selten geschieht eins ohne des andere), noch ihre Streitigkeiten schlichten, wenn sie nicht ihre Arbeiten kennen. Daß der Arzt, wenn man ihn auch vom Naturforscher un- terscheiden will, die Kentniß der Handwerke nutzen kan, haben Ramazzini, Linne und andere, durch ihr Beyspiel, bewiesen. Der Theolog, -- Mathesius wenigstens, den sein Landesherr, Luther und Melanchthon, als einen redlichen Seelsorger ehrten, kante das Gewerb derer, denen er predigte, und seine Predigten werden noch jetzt, nach zwey hun- dert und funfzehn Jahren, gesucht, gekauft, gelesen, genutzt, da unter dessen ein unzähl- barer Haufen Postillen leerer Asceten ganz und gar untergegangen ist.
Nur zum Ueberflusse habe ich dieses hier angeführt. Denn, die Wahrheit zu sagen, das Lob muß man unserm Jahrhunderte las-
sen,
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Vorrede.
ter geſunken ſind, wo ſie, wie Samen auf dem Felſen, zwar auf keimen, aber aus Man- gel der Nahrung und Pflege, niemals voͤl- lig reifen.
Juriſten, außer denen, welchen Aem- ter beym Cameral- und Polizeyweſen zu Theil werden, Juriſten, welche dereinſt zu practiciren gedenken, werden Rechte der Handwerke weder vertheidigen, noch beſtrei- ten (ſelten geſchieht eins ohne des andere), noch ihre Streitigkeiten ſchlichten, wenn ſie nicht ihre Arbeiten kennen. Daß der Arzt, wenn man ihn auch vom Naturforſcher un- terſcheiden will, die Kentniß der Handwerke nutzen kan, haben Ramazzini, Linne und andere, durch ihr Beyſpiel, bewieſen. Der Theolog, — Matheſius wenigſtens, den ſein Landesherr, Luther und Melanchthon, als einen redlichen Seelſorger ehrten, kante das Gewerb derer, denen er predigte, und ſeine Predigten werden noch jetzt, nach zwey hun- dert und funfzehn Jahren, geſucht, gekauft, geleſen, genutzt, da unter deſſen ein unzaͤhl- barer Haufen Poſtillen leerer Aſceten ganz und gar untergegangen iſt.
Nur zum Ueberfluſſe habe ich dieſes hier angefuͤhrt. Denn, die Wahrheit zu ſagen, das Lob muß man unſerm Jahrhunderte laſ-
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[0013]
Vorrede.
ter geſunken ſind, wo ſie, wie Samen auf
dem Felſen, zwar auf keimen, aber aus Man-
gel der Nahrung und Pflege, niemals voͤl-
lig reifen.
Juriſten, außer denen, welchen Aem-
ter beym Cameral- und Polizeyweſen zu
Theil werden, Juriſten, welche dereinſt zu
practiciren gedenken, werden Rechte der
Handwerke weder vertheidigen, noch beſtrei-
ten (ſelten geſchieht eins ohne des andere),
noch ihre Streitigkeiten ſchlichten, wenn ſie
nicht ihre Arbeiten kennen. Daß der Arzt,
wenn man ihn auch vom Naturforſcher un-
terſcheiden will, die Kentniß der Handwerke
nutzen kan, haben Ramazzini, Linne und
andere, durch ihr Beyſpiel, bewieſen. Der
Theolog, — Matheſius wenigſtens, den ſein
Landesherr, Luther und Melanchthon, als
einen redlichen Seelſorger ehrten, kante das
Gewerb derer, denen er predigte, und ſeine
Predigten werden noch jetzt, nach zwey hun-
dert und funfzehn Jahren, geſucht, gekauft,
geleſen, genutzt, da unter deſſen ein unzaͤhl-
barer Haufen Poſtillen leerer Aſceten ganz
und gar untergegangen iſt.
Nur zum Ueberfluſſe habe ich dieſes hier
angefuͤhrt. Denn, die Wahrheit zu ſagen,
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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