Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Sechster Abschnitt. 2. Cord Broihan, ein Braumeister aus dem Dorfe Stöcken, eine Meile von Hannover, der eine Zeitlang in Hamburg gedient hatte, wol- te im Jahre 1526 in Hannover, in des Hans von Sode Brauhaus auf der Leinstraße, Ham- burger Bier brauen, aber es ward eine ande- re neue Art daraus, die Beyfall, und den Namen ihres Erfinders, der im Jahre 1570 starb, erhielt. -- Das war freylich noch ein großes Verdienst, da noch wenige Städte gu- tes Bier braueten; da Bremer Achtgroten- Bier und Braunschweigische Mumme, noch nach beyden Jndien giengen; da Herzog Erich von Braunschweig dem Doct. Luther, nach überstandenem Verhör vor dem Reichstag zu Worms, eine Flasche Einbecker Bier schenk- te; da es noch gewöhnlich war, daß der Chur- sächsische Hof sechs Fuder Landwein an den Herzoglich Braunschweigischen Hof überschick- te, der dafür der Churfürstlichen Kellerey sechs Fuder Einbecker Bier übermachte. Als dieses, nach dem Tode Churfürsts Christian I unterblieb, ließ Herzog Wolfgang zu Braun- schweig 1593 ein Schreiben an den Admini- strator Friedrich Wilhelm ergehn, worin er verlangte, daß gegen überkommende sechs Fuder Einbecker Bier, so wie es ehemals ge- schehn, so viel Sächsischer Wein wiederum überschickt werden möchte. Die Biere sind schlechter worden, seit dem sich der Deutsche in ausländischen Weinen berauscht, und bey Arabischen, Chinesischen, und Amerikanischen Getränken verarmet und ungesund wird. Auch haben die Städte den Ruf ihrer Biere dadurch geschwächt, daß sie in theuren Zeiten, um nicht den Preis zu erhöhen, die Güte verrin- gert haben. §. 17.
Sechſter Abſchnitt. 2. Cord Broihan, ein Braumeiſter aus dem Dorfe Stoͤcken, eine Meile von Hannover, der eine Zeitlang in Hamburg gedient hatte, wol- te im Jahre 1526 in Hannover, in des Hans von Sode Brauhaus auf der Leinſtraße, Ham- burger Bier brauen, aber es ward eine ande- re neue Art daraus, die Beyfall, und den Namen ihres Erfinders, der im Jahre 1570 ſtarb, erhielt. — Das war freylich noch ein großes Verdienſt, da noch wenige Staͤdte gu- tes Bier braueten; da Bremer Achtgroten- Bier und Braunſchweigiſche Mumme, noch nach beyden Jndien giengen; da Herzog Erich von Braunſchweig dem Doct. Luther, nach uͤberſtandenem Verhoͤr vor dem Reichstag zu Worms, eine Flaſche Einbecker Bier ſchenk- te; da es noch gewoͤhnlich war, daß der Chur- ſaͤchſiſche Hof ſechs Fuder Landwein an den Herzoglich Braunſchweigiſchen Hof uͤberſchick- te, der dafuͤr der Churfuͤrſtlichen Kellerey ſechs Fuder Einbecker Bier uͤbermachte. Als dieſes, nach dem Tode Churfuͤrſts Chriſtian I unterblieb, ließ Herzog Wolfgang zu Braun- ſchweig 1593 ein Schreiben an den Admini- ſtrator Friedrich Wilhelm ergehn, worin er verlangte, daß gegen uͤberkommende ſechs Fuder Einbecker Bier, ſo wie es ehemals ge- ſchehn, ſo viel Saͤchſiſcher Wein wiederum uͤberſchickt werden moͤchte. Die Biere ſind ſchlechter worden, ſeit dem ſich der Deutſche in auslaͤndiſchen Weinen berauſcht, und bey Arabiſchen, Chineſiſchen, und Amerikaniſchen Getraͤnken verarmet und ungeſund wird. Auch haben die Staͤdte den Ruf ihrer Biere dadurch geſchwaͤcht, daß ſie in theuren Zeiten, um nicht den Preis zu erhoͤhen, die Guͤte verrin- gert haben. §. 17.
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Sechſter Abſchnitt.
2. Cord Broihan, ein Braumeiſter aus dem
Dorfe Stoͤcken, eine Meile von Hannover, der
eine Zeitlang in Hamburg gedient hatte, wol-
te im Jahre 1526 in Hannover, in des Hans
von Sode Brauhaus auf der Leinſtraße, Ham-
burger Bier brauen, aber es ward eine ande-
re neue Art daraus, die Beyfall, und den
Namen ihres Erfinders, der im Jahre 1570
ſtarb, erhielt. — Das war freylich noch ein
großes Verdienſt, da noch wenige Staͤdte gu-
tes Bier braueten; da Bremer Achtgroten-
Bier und Braunſchweigiſche Mumme, noch
nach beyden Jndien giengen; da Herzog Erich
von Braunſchweig dem Doct. Luther, nach
uͤberſtandenem Verhoͤr vor dem Reichstag zu
Worms, eine Flaſche Einbecker Bier ſchenk-
te; da es noch gewoͤhnlich war, daß der Chur-
ſaͤchſiſche Hof ſechs Fuder Landwein an den
Herzoglich Braunſchweigiſchen Hof uͤberſchick-
te, der dafuͤr der Churfuͤrſtlichen Kellerey
ſechs Fuder Einbecker Bier uͤbermachte. Als
dieſes, nach dem Tode Churfuͤrſts Chriſtian I
unterblieb, ließ Herzog Wolfgang zu Braun-
ſchweig 1593 ein Schreiben an den Admini-
ſtrator Friedrich Wilhelm ergehn, worin er
verlangte, daß gegen uͤberkommende ſechs
Fuder Einbecker Bier, ſo wie es ehemals ge-
ſchehn, ſo viel Saͤchſiſcher Wein wiederum
uͤberſchickt werden moͤchte. Die Biere ſind
ſchlechter worden, ſeit dem ſich der Deutſche
in auslaͤndiſchen Weinen berauſcht, und bey
Arabiſchen, Chineſiſchen, und Amerikaniſchen
Getraͤnken verarmet und ungeſund wird. Auch
haben die Staͤdte den Ruf ihrer Biere dadurch
geſchwaͤcht, daß ſie in theuren Zeiten, um
nicht den Preis zu erhoͤhen, die Guͤte verrin-
gert haben.
§. 17.
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