wisch aufgetragen wird, schwarz gefärbt. Schaafhäute, die lohgar oder braun gemacht werden sollen, werden so vorsichtig auf der Fleischseite eingekalket, daß die Wolle nutzbar bleibt.
§. 12.
Die Russischen Juften, die wegen ihrer Feinheit, Geschmeidigkeit und Stärke, auch wegen des eigenthümlichen Geruchs, und der dauerhaften angenehmen Farbe, beliebt sind, werden durch Seifensiederlauge enthaaret, in ein Sauerwasser von Habermehl und Bier, hernach in die Lohgruben gebracht, mit dem reinsten und dünnesten Birkenöhl eingeschmiert, und mit Sandelholz roth oder schwarz gefärbt.
1. Wir haben in neuern Zeiten verschiedene zu- verlässige Nachrichten über die Bereitung der Juften erhalten, die alle beweisen, daß man solche in Rusland keinesweges als ein Geheim- niß verhelet, die aber doch noch wegen der Entstehung des eigenthümlichen Geruchs, ei- nigen Zweifel übrig lassen. H. Ritschkow sagt: zur Lohe nehme man Weidenrinde, doch könne auch Eichenborke gebraucht werden; man schmiere das Leder mit einem Fette ein, welches sein Uebersetzer Schundefett oder sehr reinen Theer nennet. H. Pallas versichert, das Gerben geschehe mit der Rinde der Sand- weide, Salix arenaria; man mache die Leder durchgängig mit dem reinsten und dünnesten Birkenöhl, welches seinen starken Geruch der
Birken-
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I. Lohgerberey. §. 11. 12.
wiſch aufgetragen wird, ſchwarz gefaͤrbt. Schaafhaͤute, die lohgar oder braun gemacht werden ſollen, werden ſo vorſichtig auf der Fleiſchſeite eingekalket, daß die Wolle nutzbar bleibt.
§. 12.
Die Ruſſiſchen Juften, die wegen ihrer Feinheit, Geſchmeidigkeit und Staͤrke, auch wegen des eigenthuͤmlichen Geruchs, und der dauerhaften angenehmen Farbe, beliebt ſind, werden durch Seifenſiederlauge enthaaret, in ein Sauerwaſſer von Habermehl und Bier, hernach in die Lohgruben gebracht, mit dem reinſten und duͤnneſten Birkenoͤhl eingeſchmiert, und mit Sandelholz roth oder ſchwarz gefaͤrbt.
1. Wir haben in neuern Zeiten verſchiedene zu- verlaͤſſige Nachrichten uͤber die Bereitung der Juften erhalten, die alle beweiſen, daß man ſolche in Rusland keinesweges als ein Geheim- niß verhelet, die aber doch noch wegen der Entſtehung des eigenthuͤmlichen Geruchs, ei- nigen Zweifel uͤbrig laſſen. H. Ritſchkow ſagt: zur Lohe nehme man Weidenrinde, doch koͤnne auch Eichenborke gebraucht werden; man ſchmiere das Leder mit einem Fette ein, welches ſein Ueberſetzer Schundefett oder ſehr reinen Theer nennet. H. Pallas verſichert, das Gerben geſchehe mit der Rinde der Sand- weide, Salix arenaria; man mache die Leder durchgaͤngig mit dem reinſten und duͤnneſten Birkenoͤhl, welches ſeinen ſtarken Geruch der
Birken-
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I. Lohgerberey. §. 11. 12.
wiſch aufgetragen wird, ſchwarz gefaͤrbt.
Schaafhaͤute, die lohgar oder braun gemacht
werden ſollen, werden ſo vorſichtig auf der
Fleiſchſeite eingekalket, daß die Wolle nutzbar
bleibt.
§. 12.
Die Ruſſiſchen Juften, die wegen ihrer
Feinheit, Geſchmeidigkeit und Staͤrke, auch
wegen des eigenthuͤmlichen Geruchs, und der
dauerhaften angenehmen Farbe, beliebt ſind,
werden durch Seifenſiederlauge enthaaret, in
ein Sauerwaſſer von Habermehl und Bier,
hernach in die Lohgruben gebracht, mit dem
reinſten und duͤnneſten Birkenoͤhl eingeſchmiert,
und mit Sandelholz roth oder ſchwarz gefaͤrbt.
1. Wir haben in neuern Zeiten verſchiedene zu-
verlaͤſſige Nachrichten uͤber die Bereitung der
Juften erhalten, die alle beweiſen, daß man
ſolche in Rusland keinesweges als ein Geheim-
niß verhelet, die aber doch noch wegen der
Entſtehung des eigenthuͤmlichen Geruchs, ei-
nigen Zweifel uͤbrig laſſen. H. Ritſchkow
ſagt: zur Lohe nehme man Weidenrinde, doch
koͤnne auch Eichenborke gebraucht werden;
man ſchmiere das Leder mit einem Fette ein,
welches ſein Ueberſetzer Schundefett oder ſehr
reinen Theer nennet. H. Pallas verſichert,
das Gerben geſchehe mit der Rinde der Sand-
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/229>, abgerufen am 18.07.2024.
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