Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Vierzehnter Abschnitt. §. 14. Corduan wird, wie Saffian, dem er 1. Cordebisus, Cordoversus, Corduanus, Cor- dewan, sind Namen, die schon im eilften Jahr- hunderte vorkommen, von denen die Schu- ster Cordobanarii, Cordoanerii, Cordouanier, und zuletzt Cordonniers genant sind. Denn vornehme Personen trugen calcei di Corbuba, oder gerichtete Schuhe vom Spanischen Cor- dowan. Man glaubt gemeiniglich, dieses Le- der habe seinen Namen von der Stadt Cor- duba, aber wenn auch diese Ableitung richtig ist, so wird doch diese Bereitung durch die Mauren aus Afrika dahin gekommen seyn, so wie alle Gerbereyen im Orient früher, als in Europa, zur Vollkommenheit gebracht sind. 2. Noch jetzt kommen die schönsten Corduane aus der Levante, vornehmlich aus Constantinopel, Smirna und Aleppo. Nächst diesen werden die Spanischen, Ungarischen und Französi- schen, die zu Avignon, Marseille, Rouen, Lion und Paris gemacht werden, hoch geschätzt. Jn Deutschland macht man auch ein Leder, was man Corduan nennet; doch ist man an manchen Orten damit zufrieden, daß man die schon zubereiteten weissen Bockfelle aus der Türkey, meistens über Venedig, kommen läßt, und sie selbst närbt, glättet und färbt. §. 15.
Vierzehnter Abſchnitt. §. 14. Corduan wird, wie Saffian, dem er 1. Cordebiſus, Cordoverſus, Corduanus, Cor- dewan, ſind Namen, die ſchon im eilften Jahr- hunderte vorkommen, von denen die Schu- ſter Cordobanarii, Cordoanerii, Cordouanier, und zuletzt Cordonniers genant ſind. Denn vornehme Perſonen trugen calcei di Corbuba, oder gerichtete Schuhe vom Spaniſchen Cor- dowan. Man glaubt gemeiniglich, dieſes Le- der habe ſeinen Namen von der Stadt Cor- duba, aber wenn auch dieſe Ableitung richtig iſt, ſo wird doch dieſe Bereitung durch die Mauren aus Afrika dahin gekommen ſeyn, ſo wie alle Gerbereyen im Orient fruͤher, als in Europa, zur Vollkommenheit gebracht ſind. 2. Noch jetzt kommen die ſchoͤnſten Corduane aus der Levante, vornehmlich aus Conſtantinopel, Smirna und Aleppo. Naͤchſt dieſen werden die Spaniſchen, Ungariſchen und Franzoͤſi- ſchen, die zu Avignon, Marſeille, Rouen, Lion und Paris gemacht werden, hoch geſchaͤtzt. Jn Deutſchland macht man auch ein Leder, was man Corduan nennet; doch iſt man an manchen Orten damit zufrieden, daß man die ſchon zubereiteten weiſſen Bockfelle aus der Tuͤrkey, meiſtens uͤber Venedig, kommen laͤßt, und ſie ſelbſt naͤrbt, glaͤttet und faͤrbt. §. 15.
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Vierzehnter Abſchnitt.
§. 14.
Corduan wird, wie Saffian, dem er
gleicht, aus Bockfellen, und faſt auf gleiche
Weiſe gemacht; nur wird er mit gemeiner Lo-
he gegerbt. Gemeiniglich iſt er weicher und
kleinnarbiger, als Saffian. Man hat ihn
von allerley Farbe, auch glatten und rauhen.
1. Cordebiſus, Cordoverſus, Corduanus, Cor-
dewan, ſind Namen, die ſchon im eilften Jahr-
hunderte vorkommen, von denen die Schu-
ſter Cordobanarii, Cordoanerii, Cordouanier,
und zuletzt Cordonniers genant ſind. Denn
vornehme Perſonen trugen calcei di Corbuba,
oder gerichtete Schuhe vom Spaniſchen Cor-
dowan. Man glaubt gemeiniglich, dieſes Le-
der habe ſeinen Namen von der Stadt Cor-
duba, aber wenn auch dieſe Ableitung richtig
iſt, ſo wird doch dieſe Bereitung durch die
Mauren aus Afrika dahin gekommen ſeyn,
ſo wie alle Gerbereyen im Orient fruͤher, als
in Europa, zur Vollkommenheit gebracht ſind.
2. Noch jetzt kommen die ſchoͤnſten Corduane aus
der Levante, vornehmlich aus Conſtantinopel,
Smirna und Aleppo. Naͤchſt dieſen werden
die Spaniſchen, Ungariſchen und Franzoͤſi-
ſchen, die zu Avignon, Marſeille, Rouen,
Lion und Paris gemacht werden, hoch geſchaͤtzt.
Jn Deutſchland macht man auch ein Leder,
was man Corduan nennet; doch iſt man an
manchen Orten damit zufrieden, daß man
die ſchon zubereiteten weiſſen Bockfelle aus der
Tuͤrkey, meiſtens uͤber Venedig, kommen
laͤßt, und ſie ſelbſt naͤrbt, glaͤttet und faͤrbt.
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