Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Wollenweberey. §. 6. 7. ben. Sie erhalten darnach verschiedene Na-men, die doch nicht an allen Orten einerley sind; z. B. 1. Reiß- und Brechkämme, Krem- peln; 2. Schrobeln oder Schrubbeln. 3. Kardetschen. 4. Kniestreichen. Man pflegt sie auch wohl nach der Anzahl der Zähne zu benennen; z. B. einige heissen Sechsziger, andere Siebenziger. Die eine Krempel ist auf dem Rosse, über dem Krempelkasten, befe- stigt, die andere hält der Arbeiter in der Hand. Die feinsten sind die Kniestreichen, deren ei- ne der Arbeiter über dem linken Knie fest hält. Neue Krempeln werden vorher mit Flockwol- le ausgefuttert. Die Wolle wird zu feinen Locken, die man Flöthen nennet, gekrempelt. 2. Die Krempeln werden am besten in Holland, England und Frankreich, in Deutschland aber nur an wenigen Orten, z. B. Nürnberg, Zwi- ckau, Jglau, gemacht. 3. Zum Einschmalzen muß gutes Baumöhl, oder auch Butter, genommen werden. Oehle, wel- che durch das Alter dünner und flüssiger ge- worden sind, sind besser, als die vollkommen- sten fetten Oehle, weil jene das schleimige We- sen der Wolle mehr angreifen und auflösen. Die Menge Oehl wird verschiedentlich ange- geben. Zur Kette wird meistens weniger, als zum Einschlage genommen. §. 7. Zu Zeugen wird die Wolle mit Kämmen derge- A 5
Wollenweberey. §. 6. 7. ben. Sie erhalten darnach verſchiedene Na-men, die doch nicht an allen Orten einerley ſind; z. B. 1. Reiß- und Brechkaͤmme, Krem- peln; 2. Schrobeln oder Schrubbeln. 3. Kardetſchen. 4. Knieſtreichen. Man pflegt ſie auch wohl nach der Anzahl der Zaͤhne zu benennen; z. B. einige heiſſen Sechsziger, andere Siebenziger. Die eine Krempel iſt auf dem Roſſe, uͤber dem Krempelkaſten, befe- ſtigt, die andere haͤlt der Arbeiter in der Hand. Die feinſten ſind die Knieſtreichen, deren ei- ne der Arbeiter uͤber dem linken Knie feſt haͤlt. Neue Krempeln werden vorher mit Flockwol- le ausgefuttert. Die Wolle wird zu feinen Locken, die man Floͤthen nennet, gekrempelt. 2. Die Krempeln werden am beſten in Holland, England und Frankreich, in Deutſchland aber nur an wenigen Orten, z. B. Nuͤrnberg, Zwi- ckau, Jglau, gemacht. 3. Zum Einſchmalzen muß gutes Baumoͤhl, oder auch Butter, genommen werden. Oehle, wel- che durch das Alter duͤnner und fluͤſſiger ge- worden ſind, ſind beſſer, als die vollkommen- ſten fetten Oehle, weil jene das ſchleimige We- ſen der Wolle mehr angreifen und aufloͤſen. Die Menge Oehl wird verſchiedentlich ange- geben. Zur Kette wird meiſtens weniger, als zum Einſchlage genommen. §. 7. Zu Zeugen wird die Wolle mit Kaͤmmen derge- A 5
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Wollenweberey. §. 6. 7.
ben. Sie erhalten darnach verſchiedene Na-
men, die doch nicht an allen Orten einerley
ſind; z. B. 1. Reiß- und Brechkaͤmme, Krem-
peln; 2. Schrobeln oder Schrubbeln. 3.
Kardetſchen. 4. Knieſtreichen. Man pflegt
ſie auch wohl nach der Anzahl der Zaͤhne zu
benennen; z. B. einige heiſſen Sechsziger,
andere Siebenziger. Die eine Krempel iſt auf
dem Roſſe, uͤber dem Krempelkaſten, befe-
ſtigt, die andere haͤlt der Arbeiter in der Hand.
Die feinſten ſind die Knieſtreichen, deren ei-
ne der Arbeiter uͤber dem linken Knie feſt haͤlt.
Neue Krempeln werden vorher mit Flockwol-
le ausgefuttert. Die Wolle wird zu feinen
Locken, die man Floͤthen nennet, gekrempelt.
2. Die Krempeln werden am beſten in Holland,
England und Frankreich, in Deutſchland aber
nur an wenigen Orten, z. B. Nuͤrnberg, Zwi-
ckau, Jglau, gemacht.
3. Zum Einſchmalzen muß gutes Baumoͤhl, oder
auch Butter, genommen werden. Oehle, wel-
che durch das Alter duͤnner und fluͤſſiger ge-
worden ſind, ſind beſſer, als die vollkommen-
ſten fetten Oehle, weil jene das ſchleimige We-
ſen der Wolle mehr angreifen und aufloͤſen.
Die Menge Oehl wird verſchiedentlich ange-
geben. Zur Kette wird meiſtens weniger, als
zum Einſchlage genommen.
§. 7.
Zu Zeugen wird die Wolle mit Kaͤmmen
von langen doppelten ſtaͤhlernen Zaͤhnen, die
im Kamtopfe (Kampotte) erwaͤrmt werden,
derge-
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