Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beier, Adrian: Kurtzer Bericht/ von Der Nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung/ und Deroselben Privilegien. Jena, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite


XXXII. Stellen daher solches uf ander Zeit
zu weiterer Ausführung an seinen Ohrt/ und lencken
vorietzt wieder um ein/ daß zum Schreiben erstlich ge-
hören Buchstaben/ woran es denen Alten/ schon vor
der Drucker-Kunst nicht gemangelt/ Nur ist die
Frag von Grund und Boden/ worauf zur seibigen
Zeit/ und vornehmlich im Anfang/ die Schrifften aus-
gearbeitet worden? Nachdemmahl unser heutigs
Papier dazumahl nicht bekant gewesen/ und wir der
Papier-Mühlen keine Fußstapffen noch Warzeichen
in alten Schrifften finden. Man hat aber zu erst uf
Blätter gewisser Bäume geschrieben/ wie dann biß uf
heutigen Tag/ auch nach erfundenem Papier/ der Na-
me Blätter blieben seyn sol/ Mich aber bedüncket/ es
komme von der Fläche und Breite her/ daß man das
blatte Land/ nennet: die ebene und offene Felder ausser-
halb der Städte/ und die viereckete metallene Bleche/
Platten/ Kupffer-Platten u. s m. genennet werden/
Und in Sachsen/ Blatten heisset/ wenn die Stärck-
Wäsche nach unser Redens-Ahrt gebiegelt wird.

XXXIII. Wie denn in alten Zeiten schon/ die
Materien so zum schreiben zugerichtet und gepappet
wurden/ vermittels eines Hammers/ schier uf die heu-
tige Art/ wiederum geschlagen und geglättet zu wer-
den pflegten/ und solcher librorum malleatorum Ulpi-
anus in l. 52. §. 5. ff. de Leg.
3 gedencket. Es wurden
aber die Häutlein so unter der äussersten Schale gewis-
ser Bäume befindlich/ hier zu genommen/ von wannen
don Büchern der Nahme Liber biß uf heutigen Tag
verblieben/ als welches den Past/ die Rinde und Scha-
le bedeutet/ an Bäumen. Und wiewol Corium, ge-

meinig-
D


XXXII. Stellen daher ſolches uf ander Zeit
zu weiterer Ausfuͤhrung an ſeinen Ohrt/ und lencken
vorietzt wieder um ein/ daß zum Schreiben erſtlich ge-
hoͤren Buchſtaben/ woran es denen Alten/ ſchon vor
der Drucker-Kunſt nicht gemangelt/ Nur iſt die
Frag von Grund und Boden/ worauf zur ſeibigen
Zeit/ und vornehmlich im Anfang/ die Schrifften aus-
gearbeitet worden? Nachdemmahl unſer heutigs
Papier dazumahl nicht bekant geweſen/ und wir der
Papier-Muͤhlen keine Fußſtapffen noch Warzeichen
in alten Schrifften finden. Man hat aber zu erſt uf
Blaͤtter gewiſſer Baͤume geſchrieben/ wie dann biß uf
heutigen Tag/ auch nach erfundenem Papier/ der Na-
me Blaͤtter blieben ſeyn ſol/ Mich aber beduͤncket/ es
komme von der Flaͤche und Breite her/ daß man das
blatte Land/ nennet: die ebene und offene Felder auſſer-
halb der Staͤdte/ und die viereckete metallene Bleche/
Platten/ Kupffer-Platten u. ſ m. genennet werden/
Und in Sachſen/ Blatten heiſſet/ wenn die Staͤrck-
Waͤſche nach unſer Redens-Ahrt gebiegelt wird.

XXXIII. Wie denn in alten Zeiten ſchon/ die
Materien ſo zum ſchreiben zugerichtet und gepappet
wurden/ vermittels eines Hammers/ ſchier uf die heu-
tige Art/ wiederum geſchlagen und geglaͤttet zu wer-
den pflegten/ und ſolcher librorum malleatorum Ulpi-
anus in l. 52. §. 5. ff. de Leg.
3 gedencket. Es wurden
aber die Haͤutlein ſo unter der aͤuſſerſten Schale gewiſ-
ſer Baͤume befindlich/ hier zu genommen/ von wannen
don Buͤchern der Nahme Liber biß uf heutigen Tag
verblieben/ als welches den Paſt/ die Rinde und Scha-
le bedeutet/ an Baͤumen. Und wiewol Corium, ge-

meinig-
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0029" n="25"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">XXXII.</hi> Stellen daher &#x017F;olches uf ander Zeit<lb/>
zu weiterer Ausfu&#x0364;hrung an &#x017F;einen Ohrt/ und lencken<lb/>
vorietzt wieder um ein/ daß zum Schreiben er&#x017F;tlich ge-<lb/>
ho&#x0364;ren Buch&#x017F;taben/ woran es denen Alten/ &#x017F;chon vor<lb/>
der Drucker-Kun&#x017F;t nicht gemangelt/ Nur i&#x017F;t die<lb/>
Frag von Grund und Boden/ worauf zur &#x017F;eibigen<lb/>
Zeit/ und vornehmlich im Anfang/ die Schrifften aus-<lb/>
gearbeitet worden? Nachdemmahl un&#x017F;er heutigs<lb/>
Papier dazumahl nicht bekant gewe&#x017F;en/ und wir der<lb/>
Papier-Mu&#x0364;hlen keine Fuß&#x017F;tapffen noch Warzeichen<lb/>
in alten Schrifften finden. Man hat aber zu er&#x017F;t uf<lb/>
Bla&#x0364;tter gewi&#x017F;&#x017F;er Ba&#x0364;ume ge&#x017F;chrieben/ wie dann biß uf<lb/>
heutigen Tag/ auch nach erfundenem Papier/ der Na-<lb/>
me Bla&#x0364;tter blieben &#x017F;eyn &#x017F;ol/ Mich aber bedu&#x0364;ncket/ es<lb/>
komme von der Fla&#x0364;che und Breite her/ daß man das<lb/>
blatte Land/ nennet: die ebene und offene Felder au&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
halb der Sta&#x0364;dte/ und die viereckete metallene Bleche/<lb/>
Platten/ Kupffer-Platten u. &#x017F; m. genennet werden/<lb/>
Und in Sach&#x017F;en/ Blatten hei&#x017F;&#x017F;et/ wenn die Sta&#x0364;rck-<lb/>
Wa&#x0364;&#x017F;che nach un&#x017F;er Redens-Ahrt gebiegelt wird.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">XXXIII.</hi> Wie denn in alten Zeiten &#x017F;chon/ die<lb/>
Materien &#x017F;o zum &#x017F;chreiben zugerichtet und gepappet<lb/>
wurden/ vermittels eines Hammers/ &#x017F;chier uf die heu-<lb/>
tige Art/ wiederum ge&#x017F;chlagen und gegla&#x0364;ttet zu wer-<lb/>
den pflegten/ und &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">librorum malleatorum Ulpi-<lb/>
anus in l. 52. §. 5. ff. de Leg.</hi> 3 gedencket. Es wurden<lb/>
aber die Ha&#x0364;utlein &#x017F;o unter der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Schale gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Ba&#x0364;ume befindlich/ hier zu genommen/ von wannen<lb/>
don Bu&#x0364;chern der Nahme <hi rendition="#aq">Liber</hi> biß uf heutigen Tag<lb/>
verblieben/ als welches den Pa&#x017F;t/ die Rinde und Scha-<lb/>
le bedeutet/ an Ba&#x0364;umen. Und wiewol <hi rendition="#aq">Corium,</hi> ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D</fw><fw place="bottom" type="catch">meinig-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0029] XXXII. Stellen daher ſolches uf ander Zeit zu weiterer Ausfuͤhrung an ſeinen Ohrt/ und lencken vorietzt wieder um ein/ daß zum Schreiben erſtlich ge- hoͤren Buchſtaben/ woran es denen Alten/ ſchon vor der Drucker-Kunſt nicht gemangelt/ Nur iſt die Frag von Grund und Boden/ worauf zur ſeibigen Zeit/ und vornehmlich im Anfang/ die Schrifften aus- gearbeitet worden? Nachdemmahl unſer heutigs Papier dazumahl nicht bekant geweſen/ und wir der Papier-Muͤhlen keine Fußſtapffen noch Warzeichen in alten Schrifften finden. Man hat aber zu erſt uf Blaͤtter gewiſſer Baͤume geſchrieben/ wie dann biß uf heutigen Tag/ auch nach erfundenem Papier/ der Na- me Blaͤtter blieben ſeyn ſol/ Mich aber beduͤncket/ es komme von der Flaͤche und Breite her/ daß man das blatte Land/ nennet: die ebene und offene Felder auſſer- halb der Staͤdte/ und die viereckete metallene Bleche/ Platten/ Kupffer-Platten u. ſ m. genennet werden/ Und in Sachſen/ Blatten heiſſet/ wenn die Staͤrck- Waͤſche nach unſer Redens-Ahrt gebiegelt wird. XXXIII. Wie denn in alten Zeiten ſchon/ die Materien ſo zum ſchreiben zugerichtet und gepappet wurden/ vermittels eines Hammers/ ſchier uf die heu- tige Art/ wiederum geſchlagen und geglaͤttet zu wer- den pflegten/ und ſolcher librorum malleatorum Ulpi- anus in l. 52. §. 5. ff. de Leg. 3 gedencket. Es wurden aber die Haͤutlein ſo unter der aͤuſſerſten Schale gewiſ- ſer Baͤume befindlich/ hier zu genommen/ von wannen don Buͤchern der Nahme Liber biß uf heutigen Tag verblieben/ als welches den Paſt/ die Rinde und Scha- le bedeutet/ an Baͤumen. Und wiewol Corium, ge- meinig- D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beier_buchhandel_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beier_buchhandel_1690/29
Zitationshilfe: Beier, Adrian: Kurtzer Bericht/ von Der Nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung/ und Deroselben Privilegien. Jena, 1690, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beier_buchhandel_1690/29>, abgerufen am 24.11.2024.