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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Verbannung der Portugiesen, Koreaner und Chinesen. Desima.
seit lange in Nangasaki angesessene portugiesische Kaufleute, die
besonderes Vertrauen genossen, durften zurückbleiben und unter
Aufsicht der Obrigkeit ihren Handel fortsetzen. Für sie wurde auf
kaiserlichen Befehl im Jahre 1635 im seichten Wasser vor Nangasaki
dicht am Ufer die kleine Insel Desima aufgeschüttet und mit Pfahl-
werk und Palisaden umgeben; dort lebten sie seitdem unter steter
Bewachung wie im Gefängnisse. Alle diese Maassregeln waren
gegen die Geistlichen gerichtet, gegen deren Eindringen, da sie
jede Verkleidung, jede List zur Erreichung ihrer Zwecke benutzten,
die Regierung sich vergebens zu schützen suchte. Dass aber das
Christenthum für Japan und ganz besonders für das neue Regie-
rungssystem verderblich und mit allen Wurzeln auszurotten sei,
wurde von jetzt an unumstössliches Axiom für die Herrscher aus
dem Hause des Jyeyas 86).

Die Verfolgung der Christen dauerte vom Jahre 1616 an in
allen Theilen des Landes fast ununterbrochen fort. Durch das

86) Sehr merkwürdig, und ein Beweis, dass das Misstrauen des Siogun gegen
die Geistlichen gegründet war, ist die Botschaft, mit welcher der Fürst von Osio
den spanischen Franciscaner Luis Sotelo im Geheimen an den Papst und den
König von Spanien sandte; ein japanischer Edelmann begleitete den Mönch. Sie
wurden von Paul V am 23. November 1615 in feierlicher Audienz empfangen. Das
Schreiben des Fürsten enthält, soweit es gedruckt ist, nur dessen Wunsch, mit
seinen Unterthanen zum Christenthum überzutreten: er bittet deshalb, ihm einige
Franciscaner und einen hohen Prälaten zu senden, -- bittet den Papst ferner, ihn
der Freundschaft des Königs von Spanien zu empfehlen; sein Fürstenthum (im
Nordosten von Nippon) liege nicht weit von Neu-Spanien, mit dem er in Verkehr
zu treten wünsche. Ueber die mündlichen Anträge an den König und den Papst
verlautet nichts; dass aber die ganze Sendung politischer Natur war, ist kaum zu
bezweifeln. Hochverrätherisch war damals schon die Absicht, Geistliche in das Land
zu ziehen. -- Als Sotelo über Neu-Spanien nach Japan zurückkam, würthete dort die
Christenverfolgung am heftigsten; er wurde gefangen und, nach langer Haft in den
berüchtigten Kerkern von Omura, bei langsamem Feuer verbrannt. Das Antwort-
schreiben des Papstes, die Reliquien und Geschenke für den Fürsten von Osio
müssen bei ihm vorgefunden worden sein; -- dass er sie im Kerker noch bei sich
verbarg, geht aus einem Briefe hervor, den Sotelo an einen andern in Nangasaki
versteckten Ordensbruder richtete. S. Diego de San Francisco Relacion verdadera
y breve de la persecucion que padecieron por la Fe de Christo S. N. quince Re-
ligiosos Descalcos etc. Manila 1625. und Acta audentiae publicae a S. D. N. Paulo V
Pont. max. opt. regis Voxu Japoni legatis .... exhibitae. 1615. Rom 1615; Mexico
1626. -- In den Berichten der Jesuiten heisst es, der Fürst von Osio habe plötzlich
angefangen, die Christen grausam zu verfolgen, um sich beim Siogun von dem Ver-
dacht, er habe eine Gesandtschaft nach Europa geschickt, zu reinigen.
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Verbannung der Portugiesen, Koreaner und Chinesen. Desima.
seit lange in Naṅgasaki angesessene portugiesische Kaufleute, die
besonderes Vertrauen genossen, durften zurückbleiben und unter
Aufsicht der Obrigkeit ihren Handel fortsetzen. Für sie wurde auf
kaiserlichen Befehl im Jahre 1635 im seichten Wasser vor Naṅgasaki
dicht am Ufer die kleine Insel Desima aufgeschüttet und mit Pfahl-
werk und Palisaden umgeben; dort lebten sie seitdem unter steter
Bewachung wie im Gefängnisse. Alle diese Maassregeln waren
gegen die Geistlichen gerichtet, gegen deren Eindringen, da sie
jede Verkleidung, jede List zur Erreichung ihrer Zwecke benutzten,
die Regierung sich vergebens zu schützen suchte. Dass aber das
Christenthum für Japan und ganz besonders für das neue Regie-
rungssystem verderblich und mit allen Wurzeln auszurotten sei,
wurde von jetzt an unumstössliches Axiom für die Herrscher aus
dem Hause des Jyeyas 86).

Die Verfolgung der Christen dauerte vom Jahre 1616 an in
allen Theilen des Landes fast ununterbrochen fort. Durch das

86) Sehr merkwürdig, und ein Beweis, dass das Misstrauen des Siogun gegen
die Geistlichen gegründet war, ist die Botschaft, mit welcher der Fürst von Osio
den spanischen Franciscaner Luis Sotelo im Geheimen an den Papst und den
König von Spanien sandte; ein japanischer Edelmann begleitete den Mönch. Sie
wurden von Paul V am 23. November 1615 in feierlicher Audienz empfangen. Das
Schreiben des Fürsten enthält, soweit es gedruckt ist, nur dessen Wunsch, mit
seinen Unterthanen zum Christenthum überzutreten: er bittet deshalb, ihm einige
Franciscaner und einen hohen Prälaten zu senden, — bittet den Papst ferner, ihn
der Freundschaft des Königs von Spanien zu empfehlen; sein Fürstenthum (im
Nordosten von Nippon) liege nicht weit von Neu-Spanien, mit dem er in Verkehr
zu treten wünsche. Ueber die mündlichen Anträge an den König und den Papst
verlautet nichts; dass aber die ganze Sendung politischer Natur war, ist kaum zu
bezweifeln. Hochverrätherisch war damals schon die Absicht, Geistliche in das Land
zu ziehen. — Als Sotelo über Neu-Spanien nach Japan zurückkam, würthete dort die
Christenverfolgung am heftigsten; er wurde gefangen und, nach langer Haft in den
berüchtigten Kerkern von Omŭra, bei langsamem Feuer verbrannt. Das Antwort-
schreiben des Papstes, die Reliquien und Geschenke für den Fürsten von Osio
müssen bei ihm vorgefunden worden sein; — dass er sie im Kerker noch bei sich
verbarg, geht aus einem Briefe hervor, den Sotelo an einen andern in Naṅgasaki
versteckten Ordensbruder richtete. S. Diego de San Francisco Relacion verdadera
y breve de la persecucion que padecieron por la Fe de Christo S. N. quince Re-
ligiosos Descalços etc. Manila 1625. und Acta audentiae publicae a S. D. N. Paulo V
Pont. max. opt. regis Voxu Japoni legatis .... exhibitae. 1615. Rom 1615; Mexico
1626. — In den Berichten der Jesuiten heisst es, der Fürst von Osio habe plötzlich
angefangen, die Christen grausam zu verfolgen, um sich beim Siogun von dem Ver-
dacht, er habe eine Gesandtschaft nach Europa geschickt, zu reinigen.
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[83/0113] Verbannung der Portugiesen, Koreaner und Chinesen. Desima. seit lange in Naṅgasaki angesessene portugiesische Kaufleute, die besonderes Vertrauen genossen, durften zurückbleiben und unter Aufsicht der Obrigkeit ihren Handel fortsetzen. Für sie wurde auf kaiserlichen Befehl im Jahre 1635 im seichten Wasser vor Naṅgasaki dicht am Ufer die kleine Insel Desima aufgeschüttet und mit Pfahl- werk und Palisaden umgeben; dort lebten sie seitdem unter steter Bewachung wie im Gefängnisse. Alle diese Maassregeln waren gegen die Geistlichen gerichtet, gegen deren Eindringen, da sie jede Verkleidung, jede List zur Erreichung ihrer Zwecke benutzten, die Regierung sich vergebens zu schützen suchte. Dass aber das Christenthum für Japan und ganz besonders für das neue Regie- rungssystem verderblich und mit allen Wurzeln auszurotten sei, wurde von jetzt an unumstössliches Axiom für die Herrscher aus dem Hause des Jyeyas 86). Die Verfolgung der Christen dauerte vom Jahre 1616 an in allen Theilen des Landes fast ununterbrochen fort. Durch das 86) Sehr merkwürdig, und ein Beweis, dass das Misstrauen des Siogun gegen die Geistlichen gegründet war, ist die Botschaft, mit welcher der Fürst von Osio den spanischen Franciscaner Luis Sotelo im Geheimen an den Papst und den König von Spanien sandte; ein japanischer Edelmann begleitete den Mönch. Sie wurden von Paul V am 23. November 1615 in feierlicher Audienz empfangen. Das Schreiben des Fürsten enthält, soweit es gedruckt ist, nur dessen Wunsch, mit seinen Unterthanen zum Christenthum überzutreten: er bittet deshalb, ihm einige Franciscaner und einen hohen Prälaten zu senden, — bittet den Papst ferner, ihn der Freundschaft des Königs von Spanien zu empfehlen; sein Fürstenthum (im Nordosten von Nippon) liege nicht weit von Neu-Spanien, mit dem er in Verkehr zu treten wünsche. Ueber die mündlichen Anträge an den König und den Papst verlautet nichts; dass aber die ganze Sendung politischer Natur war, ist kaum zu bezweifeln. Hochverrätherisch war damals schon die Absicht, Geistliche in das Land zu ziehen. — Als Sotelo über Neu-Spanien nach Japan zurückkam, würthete dort die Christenverfolgung am heftigsten; er wurde gefangen und, nach langer Haft in den berüchtigten Kerkern von Omŭra, bei langsamem Feuer verbrannt. Das Antwort- schreiben des Papstes, die Reliquien und Geschenke für den Fürsten von Osio müssen bei ihm vorgefunden worden sein; — dass er sie im Kerker noch bei sich verbarg, geht aus einem Briefe hervor, den Sotelo an einen andern in Naṅgasaki versteckten Ordensbruder richtete. S. Diego de San Francisco Relacion verdadera y breve de la persecucion que padecieron por la Fe de Christo S. N. quince Re- ligiosos Descalços etc. Manila 1625. und Acta audentiae publicae a S. D. N. Paulo V Pont. max. opt. regis Voxu Japoni legatis .... exhibitae. 1615. Rom 1615; Mexico 1626. — In den Berichten der Jesuiten heisst es, der Fürst von Osio habe plötzlich angefangen, die Christen grausam zu verfolgen, um sich beim Siogun von dem Ver- dacht, er habe eine Gesandtschaft nach Europa geschickt, zu reinigen. 6*

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/113>, abgerufen am 24.11.2024.