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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Verlust von Taiwang. Harte Bedrückung.
als aber die Japaner durch die portugiesische Gesandtschaft des
Jahres 1644 den Abschluss des Friedens zwischen den Niederlanden
und Portugal erfuhren, wurden die Beschränkungen ärger denn
jemals. Eine Gesandtschaft, welche die Regierung von Batavia 1649
nach Japan schickte, wurde nicht einmal zur Audienz gelassen und
überhaupt mit gesuchter Unhöflichkeit behandelt. Die japanische
Regierung sah die fortwährenden Seeräubereien der Holländer gegen
die Chinesen mit sehr ungünstigem Auge an, und zwang sie oft,
diesen auf ihre Klagen in Japan schweren Ersatz zu leisten. -- Als
die Niederländer 1661 ihre Festung Taiwang auf Formosa an den
chinesischen Seeräuber Coxinga150) verloren, nahmen die Japaner
die holländischen Flüchtlinge mit ihren Frauen und Kindern in
Nangasaki liebreich auf und beherbergten sie bis zu ihrer Ein-
schiffung nach Batavia, die Beschränkungen der Bewohner von
Desima aber blieben dieselben. Die Statthalter traten immer will-
kührlicher auf und drückten den Handel der Niederländer, welche
sich zudem in den Händen spitzbübischer Dolmetscher befanden,
mit immer schwereren Lasten.

Bisher war der Geschäftsverkehr in so fern frei gewesen,
als die Holländer ihre Waaren an die nach Desima kommenden
japanischen Kaufleute unter Aufsicht der Regierungsbeamten direct
verhandeln durften; 1672 aber wurde der sogenannte Taxations-
handel eingeführt: der Statthalter liess sich Muster von allen ange-
brachten Waaren einreichen und taxirte sie nach Gutdünken mit
japanischen Kaufleuten ohne Zuziehung der Holländer, denen man
dann die Wahl liess, entweder die weit unter den früheren Preisen
bleibenden Gebote anzunehmen oder ihre Waaren wieder einzu-
schiffen. Sie wählten durchgängig das Erstere, denn die Bezahlung
in Stabkupfer und gemünztem Golde -- die Silberausfuhr war

portugiesischen Missionaren, überzeugte sich aber nach vielen scharfen Verhören,
dass sie Holländer, und aus Unkenntniss auf Nippon, welches sie für die tartarische
Küste ansahen, gelandet seien. Van Elserack, der nach Yeddo gekommen war,
wurde sehr scharf über die Gefangenen examinirt, war aber glücklicher Weise
von der Expedition unterrichtet. Die Uebereinstimmung seiner Aussagen mit denen
der Gefangenen wirkte vortheilhaft, so dass man die Holländer in Freiheit setzte
und als "einer aufrichtigen und wahrheitsliebenden Nation angehörend" belobte.
Einige von diesen Seeleuten sind mehrere Jahre in Yeddo geblieben, um den Japa-
nern eine Geschützgiesserei einzurichten, und dann reich beschenkt heim gesandt
worden.
150) Coxinga soll japanischer Abkunft gewesen sein.
I. 10

Verlust von Taïwang. Harte Bedrückung.
als aber die Japaner durch die portugiesische Gesandtschaft des
Jahres 1644 den Abschluss des Friedens zwischen den Niederlanden
und Portugal erfuhren, wurden die Beschränkungen ärger denn
jemals. Eine Gesandtschaft, welche die Regierung von Batavia 1649
nach Japan schickte, wurde nicht einmal zur Audienz gelassen und
überhaupt mit gesuchter Unhöflichkeit behandelt. Die japanische
Regierung sah die fortwährenden Seeräubereien der Holländer gegen
die Chinesen mit sehr ungünstigem Auge an, und zwang sie oft,
diesen auf ihre Klagen in Japan schweren Ersatz zu leisten. — Als
die Niederländer 1661 ihre Festung Taïwang auf Formosa an den
chinesischen Seeräuber Coxinga150) verloren, nahmen die Japaner
die holländischen Flüchtlinge mit ihren Frauen und Kindern in
Naṅgasaki liebreich auf und beherbergten sie bis zu ihrer Ein-
schiffung nach Batavia, die Beschränkungen der Bewohner von
Desima aber blieben dieselben. Die Statthalter traten immer will-
kührlicher auf und drückten den Handel der Niederländer, welche
sich zudem in den Händen spitzbübischer Dolmetscher befanden,
mit immer schwereren Lasten.

Bisher war der Geschäftsverkehr in so fern frei gewesen,
als die Holländer ihre Waaren an die nach Desima kommenden
japanischen Kaufleute unter Aufsicht der Regierungsbeamten direct
verhandeln durften; 1672 aber wurde der sogenannte Taxations-
handel eingeführt: der Statthalter liess sich Muster von allen ange-
brachten Waaren einreichen und taxirte sie nach Gutdünken mit
japanischen Kaufleuten ohne Zuziehung der Holländer, denen man
dann die Wahl liess, entweder die weit unter den früheren Preisen
bleibenden Gebote anzunehmen oder ihre Waaren wieder einzu-
schiffen. Sie wählten durchgängig das Erstere, denn die Bezahlung
in Stabkupfer und gemünztem Golde — die Silberausfuhr war

portugiesischen Missionaren, überzeugte sich aber nach vielen scharfen Verhören,
dass sie Holländer, und aus Unkenntniss auf Nippon, welches sie für die tartarische
Küste ansahen, gelandet seien. Van Elserack, der nach Yeddo gekommen war,
wurde sehr scharf über die Gefangenen examinirt, war aber glücklicher Weise
von der Expedition unterrichtet. Die Uebereinstimmung seiner Aussagen mit denen
der Gefangenen wirkte vortheilhaft, so dass man die Holländer in Freiheit setzte
und als »einer aufrichtigen und wahrheitsliebenden Nation angehörend« belobte.
Einige von diesen Seeleuten sind mehrere Jahre in Yeddo geblieben, um den Japa-
nern eine Geschützgiesserei einzurichten, und dann reich beschenkt heim gesandt
worden.
150) Coxinga soll japanischer Abkunft gewesen sein.
I. 10
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[145/0175] Verlust von Taïwang. Harte Bedrückung. als aber die Japaner durch die portugiesische Gesandtschaft des Jahres 1644 den Abschluss des Friedens zwischen den Niederlanden und Portugal erfuhren, wurden die Beschränkungen ärger denn jemals. Eine Gesandtschaft, welche die Regierung von Batavia 1649 nach Japan schickte, wurde nicht einmal zur Audienz gelassen und überhaupt mit gesuchter Unhöflichkeit behandelt. Die japanische Regierung sah die fortwährenden Seeräubereien der Holländer gegen die Chinesen mit sehr ungünstigem Auge an, und zwang sie oft, diesen auf ihre Klagen in Japan schweren Ersatz zu leisten. — Als die Niederländer 1661 ihre Festung Taïwang auf Formosa an den chinesischen Seeräuber Coxinga 150) verloren, nahmen die Japaner die holländischen Flüchtlinge mit ihren Frauen und Kindern in Naṅgasaki liebreich auf und beherbergten sie bis zu ihrer Ein- schiffung nach Batavia, die Beschränkungen der Bewohner von Desima aber blieben dieselben. Die Statthalter traten immer will- kührlicher auf und drückten den Handel der Niederländer, welche sich zudem in den Händen spitzbübischer Dolmetscher befanden, mit immer schwereren Lasten. Bisher war der Geschäftsverkehr in so fern frei gewesen, als die Holländer ihre Waaren an die nach Desima kommenden japanischen Kaufleute unter Aufsicht der Regierungsbeamten direct verhandeln durften; 1672 aber wurde der sogenannte Taxations- handel eingeführt: der Statthalter liess sich Muster von allen ange- brachten Waaren einreichen und taxirte sie nach Gutdünken mit japanischen Kaufleuten ohne Zuziehung der Holländer, denen man dann die Wahl liess, entweder die weit unter den früheren Preisen bleibenden Gebote anzunehmen oder ihre Waaren wieder einzu- schiffen. Sie wählten durchgängig das Erstere, denn die Bezahlung in Stabkupfer und gemünztem Golde — die Silberausfuhr war 149) 150) Coxinga soll japanischer Abkunft gewesen sein. 149) portugiesischen Missionaren, überzeugte sich aber nach vielen scharfen Verhören, dass sie Holländer, und aus Unkenntniss auf Nippon, welches sie für die tartarische Küste ansahen, gelandet seien. Van Elserack, der nach Yeddo gekommen war, wurde sehr scharf über die Gefangenen examinirt, war aber glücklicher Weise von der Expedition unterrichtet. Die Uebereinstimmung seiner Aussagen mit denen der Gefangenen wirkte vortheilhaft, so dass man die Holländer in Freiheit setzte und als »einer aufrichtigen und wahrheitsliebenden Nation angehörend« belobte. Einige von diesen Seeleuten sind mehrere Jahre in Yeddo geblieben, um den Japa- nern eine Geschützgiesserei einzurichten, und dann reich beschenkt heim gesandt worden. I. 10

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/175>, abgerufen am 23.11.2024.