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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Die Küste von Nippon. II.
Observationen möglich waren; die Meeresströmung versetzte uns
11. Septbr.stark nach Osten. Den 11. September zeigten sich Haifische um
das Schiff; einer derselben biss an die ausgeworfene Angel, zappelte
aber und schlug beim Heraufziehen dermaassen um sich, dass der
starke Angelhaken sich grade bog und ihn losliess. Er mochte
etwa acht Fuss lang sein.

12. Septbr.Am zwölften blies der Wind frisch aus Nordwesten und
peitschte heftigen Regen vor sich her. Schwere Wolkenmassen
bedeckten den Himmel, die Seeleute nannten es "dickes Wetter",
kein Horizont sichtbar, sondern Himmel und Wasser in grauem
Regendunste verschwimmend. Morgens fuhr uns eine japanische
Dschunke mit breitem viereckigem Segel vorbei, das erste Zeichen
von der Nähe des Landes; bald darauf wurden die hohen Gebirge
von Nippon als bläulicher Streifen in der grauen Regenwand sichtbar,
ein ersehnter Anblick nach der langen mühseligen Fahrt. Der
Regen floss in Strömen, und man konnte auf Deck nur im Gummi-
rock und Wasserstiefeln existiren, genoss aber den Anblick des
Landes und frische Luft, während es unten zum Ersticken war.
Wegen der starken Stromversetzung am Tage zuvor hatte der Com-
mandant nördlicher steuern lassen als der berechnete Cours lag;
den ganzen Vormittag des zwölften aber blieb die Sonne ver-
schleiert, so dass wir nicht wussten, welcher Theil der japanischen
Küste vor uns läge. Es war eine Bucht mit flachem sandigem Ufer;
wir kreuzten, und gingen mehrmals bis dicht unter Land, so dass
Häuser und Bäume dem blossen Auge sichtbar wurden, -- dort sass
eine gestrandete Brig, die kurz zuvor aufgelaufen sein musste, denn
Masten und Takelung schienen noch in gutem Zustande. Menschen
waren nicht zu sehen. -- Endlich Nachmittags zerriss der Wolken-
schleier, die Sonne wurde einen Augenblick sichtbar, -- wohl ein
Dutzend Sextanten waren fragend auf sie gerichtet, -- und die
Beobachtung ergab, dass wir uns bei Cap Irako-saki, nicht wie wir
sollten, bei Cap Idsu befanden. Man hatte die Stromversetzung, nach
dem Ergebniss des vorigen Tages, zu stark berechnet. Nun legten
wir um und liefen, um während der dunklen regnigen Nacht von
der klippenreichen Küste und den dort kreuzenden Dschunken frei
zu bleiben, vor dem Winde her nach Südosten, bis gegen vier Uhr
Morgens der Rechnung nach die Länge der Bai von Yeddo erreicht
war; dann wurde nordöstlich gesteuert. Der Wind ging zu unserem
13. Septbr.Vortheil mehr nach Süden herum, und schon bei Tagesanbruch

Die Küste von Nippon. II.
Observationen möglich waren; die Meeresströmung versetzte uns
11. Septbr.stark nach Osten. Den 11. September zeigten sich Haifische um
das Schiff; einer derselben biss an die ausgeworfene Angel, zappelte
aber und schlug beim Heraufziehen dermaassen um sich, dass der
starke Angelhaken sich grade bog und ihn losliess. Er mochte
etwa acht Fuss lang sein.

12. Septbr.Am zwölften blies der Wind frisch aus Nordwesten und
peitschte heftigen Regen vor sich her. Schwere Wolkenmassen
bedeckten den Himmel, die Seeleute nannten es »dickes Wetter«,
kein Horizont sichtbar, sondern Himmel und Wasser in grauem
Regendunste verschwimmend. Morgens fuhr uns eine japanische
Dschunke mit breitem viereckigem Segel vorbei, das erste Zeichen
von der Nähe des Landes; bald darauf wurden die hohen Gebirge
von Nippon als bläulicher Streifen in der grauen Regenwand sichtbar,
ein ersehnter Anblick nach der langen mühseligen Fahrt. Der
Regen floss in Strömen, und man konnte auf Deck nur im Gummi-
rock und Wasserstiefeln existiren, genoss aber den Anblick des
Landes und frische Luft, während es unten zum Ersticken war.
Wegen der starken Stromversetzung am Tage zuvor hatte der Com-
mandant nördlicher steuern lassen als der berechnete Cours lag;
den ganzen Vormittag des zwölften aber blieb die Sonne ver-
schleiert, so dass wir nicht wussten, welcher Theil der japanischen
Küste vor uns läge. Es war eine Bucht mit flachem sandigem Ufer;
wir kreuzten, und gingen mehrmals bis dicht unter Land, so dass
Häuser und Bäume dem blossen Auge sichtbar wurden, — dort sass
eine gestrandete Brig, die kurz zuvor aufgelaufen sein musste, denn
Masten und Takelung schienen noch in gutem Zustande. Menschen
waren nicht zu sehen. — Endlich Nachmittags zerriss der Wolken-
schleier, die Sonne wurde einen Augenblick sichtbar, — wohl ein
Dutzend Sextanten waren fragend auf sie gerichtet, — und die
Beobachtung ergab, dass wir uns bei Cap Irako-saki, nicht wie wir
sollten, bei Cap Idsu befanden. Man hatte die Stromversetzung, nach
dem Ergebniss des vorigen Tages, zu stark berechnet. Nun legten
wir um und liefen, um während der dunklen regnigen Nacht von
der klippenreichen Küste und den dort kreuzenden Dschunken frei
zu bleiben, vor dem Winde her nach Südosten, bis gegen vier Uhr
Morgens der Rechnung nach die Länge der Bai von Yeddo erreicht
war; dann wurde nordöstlich gesteuert. Der Wind ging zu unserem
13. Septbr.Vortheil mehr nach Süden herum, und schon bei Tagesanbruch

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[240/0270] Die Küste von Nippon. II. Observationen möglich waren; die Meeresströmung versetzte uns stark nach Osten. Den 11. September zeigten sich Haifische um das Schiff; einer derselben biss an die ausgeworfene Angel, zappelte aber und schlug beim Heraufziehen dermaassen um sich, dass der starke Angelhaken sich grade bog und ihn losliess. Er mochte etwa acht Fuss lang sein. 11. Septbr. Am zwölften blies der Wind frisch aus Nordwesten und peitschte heftigen Regen vor sich her. Schwere Wolkenmassen bedeckten den Himmel, die Seeleute nannten es »dickes Wetter«, kein Horizont sichtbar, sondern Himmel und Wasser in grauem Regendunste verschwimmend. Morgens fuhr uns eine japanische Dschunke mit breitem viereckigem Segel vorbei, das erste Zeichen von der Nähe des Landes; bald darauf wurden die hohen Gebirge von Nippon als bläulicher Streifen in der grauen Regenwand sichtbar, ein ersehnter Anblick nach der langen mühseligen Fahrt. Der Regen floss in Strömen, und man konnte auf Deck nur im Gummi- rock und Wasserstiefeln existiren, genoss aber den Anblick des Landes und frische Luft, während es unten zum Ersticken war. Wegen der starken Stromversetzung am Tage zuvor hatte der Com- mandant nördlicher steuern lassen als der berechnete Cours lag; den ganzen Vormittag des zwölften aber blieb die Sonne ver- schleiert, so dass wir nicht wussten, welcher Theil der japanischen Küste vor uns läge. Es war eine Bucht mit flachem sandigem Ufer; wir kreuzten, und gingen mehrmals bis dicht unter Land, so dass Häuser und Bäume dem blossen Auge sichtbar wurden, — dort sass eine gestrandete Brig, die kurz zuvor aufgelaufen sein musste, denn Masten und Takelung schienen noch in gutem Zustande. Menschen waren nicht zu sehen. — Endlich Nachmittags zerriss der Wolken- schleier, die Sonne wurde einen Augenblick sichtbar, — wohl ein Dutzend Sextanten waren fragend auf sie gerichtet, — und die Beobachtung ergab, dass wir uns bei Cap Irako-saki, nicht wie wir sollten, bei Cap Idsu befanden. Man hatte die Stromversetzung, nach dem Ergebniss des vorigen Tages, zu stark berechnet. Nun legten wir um und liefen, um während der dunklen regnigen Nacht von der klippenreichen Küste und den dort kreuzenden Dschunken frei zu bleiben, vor dem Winde her nach Südosten, bis gegen vier Uhr Morgens der Rechnung nach die Länge der Bai von Yeddo erreicht war; dann wurde nordöstlich gesteuert. Der Wind ging zu unserem Vortheil mehr nach Süden herum, und schon bei Tagesanbruch 12. Septbr. 13. Septbr.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/270>, abgerufen am 24.11.2024.