[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.Einstellung des Umtausches. Das persönliche Auftreten der Ausländer. IV. machten ein ferneres Umwechseln der fremden Münzen unmöglich."Zugleich wurde der Verkauf des Kupfers ganz verboten, der aller übrigen Landeserzeugnisse im directen Widerspruch mit den Ver- trägen beschränkt, "weil man Alles für den grossen Palastbau brauche". Seitdem wechselte die Regierung nur noch den fremden Gesandten und Consuln bestimmte Quantitäten Dollars monatlich nach dem Werthe ihres Gewichtes, und fuhr damit auch fort, als ein Jahr nach Eröffnung der Häfen die Umwechselung den Verträgen gemäss hätte aufhören sollen. Dem preussischen Geschwader ge- währte sie aus Courtoisie denselben Vortheil. In den Hafenstädten bildete sich ein Wechselcours, der dem ausländischen Silber un- günstig ist und den Exporthandel drückt; die japanischen Behörden erklärten sich aber allen Klagen der Fremden gegenüber für unfähig dem Dollar durch Zwangscours seinen vollen Metallwerth von drei Itsibu's zu verschaffen. Eine Verpflichtung dazu hätte sich aus dem ungeschickten Vertragsartikel leicht ableiten lassen, aber die Ge- sandten fanden es vom handelspolitischen Standpunct richtiger, hier nicht weiter einzuschreiten, und der Sache ihren natürlichen Lauf zu lassen. Um der Goldausfuhr auf immer ein Ende zu machen, ergriff man endlich auch das einzige wirksame, von den Gesandten schon längst vorgeschlagene Mittel, den alten Kobang ganz einzuziehen und neue dreimal kleinere von demselben Nennwerthe zu prägen. Damit hörten die Misshelligkeiten aber nicht auf, denn jene Einstellung des Umtausches. Das persönliche Auftreten der Ausländer. IV. machten ein ferneres Umwechseln der fremden Münzen unmöglich.«Zugleich wurde der Verkauf des Kupfers ganz verboten, der aller übrigen Landeserzeugnisse im directen Widerspruch mit den Ver- trägen beschränkt, »weil man Alles für den grossen Palastbau brauche«. Seitdem wechselte die Regierung nur noch den fremden Gesandten und Consuln bestimmte Quantitäten Dollars monatlich nach dem Werthe ihres Gewichtes, und fuhr damit auch fort, als ein Jahr nach Eröffnung der Häfen die Umwechselung den Verträgen gemäss hätte aufhören sollen. Dem preussischen Geschwader ge- währte sie aus Courtoisie denselben Vortheil. In den Hafenstädten bildete sich ein Wechselcours, der dem ausländischen Silber un- günstig ist und den Exporthandel drückt; die japanischen Behörden erklärten sich aber allen Klagen der Fremden gegenüber für unfähig dem Dollar durch Zwangscours seinen vollen Metallwerth von drei Itsibu’s zu verschaffen. Eine Verpflichtung dazu hätte sich aus dem ungeschickten Vertragsartikel leicht ableiten lassen, aber die Ge- sandten fanden es vom handelspolitischen Standpunct richtiger, hier nicht weiter einzuschreiten, und der Sache ihren natürlichen Lauf zu lassen. Um der Goldausfuhr auf immer ein Ende zu machen, ergriff man endlich auch das einzige wirksame, von den Gesandten schon längst vorgeschlagene Mittel, den alten Kobaṅg ganz einzuziehen und neue dreimal kleinere von demselben Nennwerthe zu prägen. Damit hörten die Misshelligkeiten aber nicht auf, denn jene <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0312" n="282"/><fw place="top" type="header">Einstellung des Umtausches. Das persönliche Auftreten der Ausländer. IV.</fw><lb/> machten ein ferneres Umwechseln der fremden Münzen unmöglich.«<lb/> Zugleich wurde der Verkauf des Kupfers ganz verboten, der aller<lb/> übrigen Landeserzeugnisse im directen Widerspruch mit den Ver-<lb/> trägen beschränkt, »weil man Alles für den grossen Palastbau<lb/> brauche«. Seitdem wechselte die Regierung nur noch den fremden<lb/> Gesandten und Consuln bestimmte Quantitäten Dollars monatlich<lb/> nach dem Werthe ihres Gewichtes, und fuhr damit auch fort, als<lb/> ein Jahr nach Eröffnung der Häfen die Umwechselung den Verträgen<lb/> gemäss hätte aufhören sollen. Dem preussischen Geschwader ge-<lb/> währte sie aus Courtoisie denselben Vortheil. 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Selbst die in<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> angesessenen Kaufleute, welche doch bleibende Interessen<lb/> hatten, sollen vielfach unanständig und gewaltthätig gegen die<lb/> Beamten sowohl als gegen harmlose Einwohner aufgetreten sein.<lb/> Der bahnbrechende Kaufmann des Westens gehört nicht immer den<lb/> gebildeten Ständen an, glaubt sich aber unter allen Umständen über<lb/> Jeden erhaben, dem der Rock und die äussere Tünche der <hi rendition="#g">west-<lb/> lichen</hi> Civilisation fehlt. Statt aber, wie es dem Ueberlegenen<lb/> wohl ziemte, den vermeintlich Schwächeren mit Grossmuth und<lb/> Rücksicht zu behandeln und sich seinem niedrigen Standpuncte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0312]
Einstellung des Umtausches. Das persönliche Auftreten der Ausländer. IV.
machten ein ferneres Umwechseln der fremden Münzen unmöglich.«
Zugleich wurde der Verkauf des Kupfers ganz verboten, der aller
übrigen Landeserzeugnisse im directen Widerspruch mit den Ver-
trägen beschränkt, »weil man Alles für den grossen Palastbau
brauche«. Seitdem wechselte die Regierung nur noch den fremden
Gesandten und Consuln bestimmte Quantitäten Dollars monatlich
nach dem Werthe ihres Gewichtes, und fuhr damit auch fort, als
ein Jahr nach Eröffnung der Häfen die Umwechselung den Verträgen
gemäss hätte aufhören sollen. Dem preussischen Geschwader ge-
währte sie aus Courtoisie denselben Vortheil. In den Hafenstädten
bildete sich ein Wechselcours, der dem ausländischen Silber un-
günstig ist und den Exporthandel drückt; die japanischen Behörden
erklärten sich aber allen Klagen der Fremden gegenüber für unfähig
dem Dollar durch Zwangscours seinen vollen Metallwerth von drei
Itsibu’s zu verschaffen. Eine Verpflichtung dazu hätte sich aus dem
ungeschickten Vertragsartikel leicht ableiten lassen, aber die Ge-
sandten fanden es vom handelspolitischen Standpunct richtiger, hier
nicht weiter einzuschreiten, und der Sache ihren natürlichen Lauf zu
lassen. Um der Goldausfuhr auf immer ein Ende zu machen, ergriff
man endlich auch das einzige wirksame, von den Gesandten schon
längst vorgeschlagene Mittel, den alten Kobaṅg ganz einzuziehen
und neue dreimal kleinere von demselben Nennwerthe zu prägen.
Damit hörten die Misshelligkeiten aber nicht auf, denn jene
Wechselgeschäfte waren nicht die einzige Veranlassung; das per-
sönliche Auftreten der Fremden in Yokuhama verletzte fast alle
Classen der japanischen Bevölkerung. Von den Schiffen landeten
täglich viele Matrosen, und trieben sich, einzeln und in Haufen,
betrunken in der Niederlassung und der Umgegend herum, beleidigten
und schlugen die Eingeborenen, drangen mit Gewalt in die Häuser
und Läden ein und verübten den sträflichsten Unfug. Selbst die in
Yokuhama angesessenen Kaufleute, welche doch bleibende Interessen
hatten, sollen vielfach unanständig und gewaltthätig gegen die
Beamten sowohl als gegen harmlose Einwohner aufgetreten sein.
Der bahnbrechende Kaufmann des Westens gehört nicht immer den
gebildeten Ständen an, glaubt sich aber unter allen Umständen über
Jeden erhaben, dem der Rock und die äussere Tünche der west-
lichen Civilisation fehlt. Statt aber, wie es dem Ueberlegenen
wohl ziemte, den vermeintlich Schwächeren mit Grossmuth und
Rücksicht zu behandeln und sich seinem niedrigen Standpuncte
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