[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.Yamaske's von Mito und Kanga. Die Universität. Sume. V. Fürsten von Mito und Kanga vorbei, die schon damals als dieheftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von Kanga ist der reichste aller japanischen Daimio's; er besitzt zwei von den 68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches Einkommen von 1,202,700 Kok Reis, etwa fünf Millionen Thaler. -- Sein Grundstück in Yeddo ist sehr ausgedehnt und liegt nördlich ausserhalb des Soto-Siro, nicht weit von dem grossen Confucius- Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende, selbst der Taikun, der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährlich besucht, kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben abstand. Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig 13) Blatt 4 der "Ansichten aus Japan, China und Siam" zeigt einen japanischen
Garten. Yamaske’s von Mito und Kaṅga. Die Universität. Sume. V. Fürsten von Mito und Kaṅga vorbei, die schon damals als dieheftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von Kaṅga ist der reichste aller japanischen Daïmio’s; er besitzt zwei von den 68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches Einkommen von 1,202,700 Kok Reis, etwa fünf Millionen Thaler. — Sein Grundstück in Yeddo ist sehr ausgedehnt und liegt nördlich ausserhalb des Soto-Siro, nicht weit von dem grossen Confucius- Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende, selbst der Taïkūn, der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährlich besucht, kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben abstand. Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig 13) Blatt 4 der »Ansichten aus Japan, China und Siam« zeigt einen japanischen
Garten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0368" n="338"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Yamaske</hi>’s von <hi rendition="#k"><placeName>Mito</placeName></hi> und <hi rendition="#k"><placeName>Kaṅga</placeName></hi>. Die Universität. <hi rendition="#k"><placeName>Sume</placeName></hi>. V.</fw><lb/> Fürsten von <hi rendition="#k"><placeName>Mito</placeName></hi> und <hi rendition="#k"><placeName>Kaṅga</placeName></hi> vorbei, die schon damals als die<lb/> heftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von <hi rendition="#k"><placeName>Kaṅga</placeName></hi><lb/> ist der reichste aller japanischen <hi rendition="#k">Daïmio</hi>’s; er besitzt zwei von den<lb/> 68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches<lb/> Einkommen von 1,202,700 <hi rendition="#k">Kok</hi> Reis, etwa fünf Millionen Thaler. —<lb/> Sein Grundstück in <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi> ist sehr ausgedehnt und liegt nördlich<lb/> ausserhalb des <hi rendition="#k">Soto-Siro</hi>, nicht weit von dem grossen Confucius-<lb/> Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des<lb/> Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende, selbst der <hi rendition="#k">Taïkūn</hi>,<lb/> der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährlich besucht,<lb/> kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den<lb/> amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu<lb/> sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben<lb/> abstand.</p><lb/> <p>Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig<lb/> besuchten Stadttheil grosses Aufsehn; ein vornehmer Japaner zu<lb/> Pferde, der, als wir im raschen Tempo vorbeieilten, in Begleitung<lb/> mehrerer Diener unversehens um die Ecke bog, erschrak bei dem<lb/> unvermutheten Anblick dermaassen, dass er sein Pferd herumwarf<lb/> und im Trabe davonritt. — Es ging nun durch lange, von Krämern<lb/> und Ackerleuten bewohnte Vorstädte, dann durch Felder und Gärten<lb/> nach dem Flecken <hi rendition="#k"><placeName>Sume</placeName></hi>, wo wir nach zweistündigem Ritt von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Akabane</placeName></hi> bei dem Hause eines Kunstgärtners Halt machten. Der<lb/> Garten war sehr niedlich angelegt, mit Wasserrinnen und Goldfisch-<lb/> teichen wo Moose und Wasserpflanzen gezogen wurden, dazwischen<lb/> künstliche Felsen mit Zwergbäumen aller Art <note place="foot" n="13)">Blatt 4 der »Ansichten aus <placeName>Japan</placeName>, <placeName>China</placeName> und <placeName>Siam</placeName>« zeigt einen japanischen<lb/> Garten.</note>. Hunderte sorgfältig<lb/> gepflegter Blumentöpfe standen theils im Freien, theils unter Schuppen<lb/> und Strohbedachung, ganz wie bei uns. Die Aufnahme von Seiten<lb/> des mit Herrn <persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n85253625">Heusken</persName> seit lange bekannten Besitzers war sehr<lb/> zuvorkommend, die schönste Blume des Gartens aber seine Tochter,<lb/> ein Mädchen von seltener Anmuth und Grazie. Einfach und häuslich<lb/> gekleidet schien sie bei unserer Ankunft mit Gartenarbeit beschäftigt,<lb/> die sie verliess um uns mit Thee zu bewirthen, und benahm sich<lb/> dabei mit so bescheidenem freundlichen Anstande dass sich die<lb/> ganze Gesellschaft gefesselt fühlte. — Von <hi rendition="#k"><placeName>Sume</placeName></hi> aus brachte uns<lb/> ein kurzer Ritt nach <hi rendition="#k"><placeName>Odsi</placeName></hi>, wohin der Gesandte das Frühstück<lb/> vorausgeschickt hatte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [338/0368]
Yamaske’s von Mito und Kaṅga. Die Universität. Sume. V.
Fürsten von Mito und Kaṅga vorbei, die schon damals als die
heftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von Kaṅga
ist der reichste aller japanischen Daïmio’s; er besitzt zwei von den
68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches
Einkommen von 1,202,700 Kok Reis, etwa fünf Millionen Thaler. —
Sein Grundstück in Yeddo ist sehr ausgedehnt und liegt nördlich
ausserhalb des Soto-Siro, nicht weit von dem grossen Confucius-
Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des
Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende, selbst der Taïkūn,
der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährlich besucht,
kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den
amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu
sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben
abstand.
Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig
besuchten Stadttheil grosses Aufsehn; ein vornehmer Japaner zu
Pferde, der, als wir im raschen Tempo vorbeieilten, in Begleitung
mehrerer Diener unversehens um die Ecke bog, erschrak bei dem
unvermutheten Anblick dermaassen, dass er sein Pferd herumwarf
und im Trabe davonritt. — Es ging nun durch lange, von Krämern
und Ackerleuten bewohnte Vorstädte, dann durch Felder und Gärten
nach dem Flecken Sume, wo wir nach zweistündigem Ritt von
Akabane bei dem Hause eines Kunstgärtners Halt machten. Der
Garten war sehr niedlich angelegt, mit Wasserrinnen und Goldfisch-
teichen wo Moose und Wasserpflanzen gezogen wurden, dazwischen
künstliche Felsen mit Zwergbäumen aller Art 13). Hunderte sorgfältig
gepflegter Blumentöpfe standen theils im Freien, theils unter Schuppen
und Strohbedachung, ganz wie bei uns. Die Aufnahme von Seiten
des mit Herrn Heusken seit lange bekannten Besitzers war sehr
zuvorkommend, die schönste Blume des Gartens aber seine Tochter,
ein Mädchen von seltener Anmuth und Grazie. Einfach und häuslich
gekleidet schien sie bei unserer Ankunft mit Gartenarbeit beschäftigt,
die sie verliess um uns mit Thee zu bewirthen, und benahm sich
dabei mit so bescheidenem freundlichen Anstande dass sich die
ganze Gesellschaft gefesselt fühlte. — Von Sume aus brachte uns
ein kurzer Ritt nach Odsi, wohin der Gesandte das Frühstück
vorausgeschickt hatte.
13) Blatt 4 der »Ansichten aus Japan, China und Siam« zeigt einen japanischen
Garten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |