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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Asaksa. Der Kuannon-Tempel. V.
Dorfe zurück, -- das Läden mit allerlei Tand und Spielereien ent-
hält, wie man sie bei heiterer Laune für Frauen und Kinder gern
zu kaufen pflegt, -- stiegen bald darauf zu Pferde und wandten
uns östlich nach der Ebene des O-gava. Die schmalen Wege
durch die Reisfelder waren durchweicht und schlüpferig; einige
ungeübte Reiter maassen, vom Frühstück begeistert, die Länge
ihrer Klepper im Schmutz, kamen aber ohne Schaden davon. --
Wir überschritten den O-gava auf einer Pfahlbrücke, und erreichten
dann, sein linkes Ufer auf breitem Feldwege stromabwärts verfolgend,
nach fast zweistündigem Ritt die nördlichen Vorstädte des Hondzo.
Man passirt hier abermals den Strom auf einer Brücke welche das
Hondzo mit dem Stadtviertel Asaksa verbindet, wo wir gegen drei Uhr
vor dem grossen Kuannon-Tempel von den Pferden stiegen.

Diese ist eine der grössten Tempelanlagen von Yeddo und
zugleich ein berühmter Wallfahrtsort. Von der Strasse führt die
breite Steinbahn durch ein mächtiges Toori grade auf das Haupt-
portal zu, ein grosses zweistöckiges Gebäude mit geschweiftem
weit auskragendem Dachstuhl. Zu beiden Seiten des Durchganges
sitzen in vergitterten Hallen die colossalen Geniengestalten des
Feuers und des Wassers -- als Symbole der Reinigung, -- fratzen-
haft verzerrte phantastische Schreckbilder, feuerroth gefärbt. Mit
feinem dunkelrothem Lack ist auch alles Holzwerk dieses Gebäudes
und des Haupttempels überzogen, bis zu welchem die Steinbahn
sich in grader Richtung fortsetzt. An beiden Seiten derselben stehen
auf der ganzen Strecke vom Eingangs-Toori bis zum Tempel zu-
sammenhängende Reihen von Thee- und Jahrmarktsbuden, wo dem
Pilger tausenderlei Waaren zu Kauf geboten werden, theils Haus-
rath und Bedürfnisse des täglichen Lebens, theils Spielzeug und
Luxusartikel, denn es ist in Japan Sitte, seinen Freunden von der
Reise etwas mitzubringen. Hier drängte sich eine dichte Volks-
menge, die grossen Theils dem Inneren des Landes anzugehören
schien und die nie gesehenen Fremden neugierig begaffte. Auch
der Tempel, seine Zugänge und Treppen waren dicht mit Menschen
besetzt, man schob sich mühsam durch das Gedränge.

Der Tempel selbst ist ein mächtiges Gebäude aus Holz mit
schwerem dunkelem Ziegeldach, die Bauart massig und gedrungen.
Der Estrich mag zwölf Fuss über dem Boden liegen; eine breite
Treppenflucht führt zu dem dreifachen Eingange hinan. Das Innere
bildet eine hohe, düstere, von roth lackirten Säulen getragene Halle,

Asaksa. Der Kuannon-Tempel. V.
Dorfe zurück, — das Läden mit allerlei Tand und Spielereien ent-
hält, wie man sie bei heiterer Laune für Frauen und Kinder gern
zu kaufen pflegt, — stiegen bald darauf zu Pferde und wandten
uns östlich nach der Ebene des O-gava. Die schmalen Wege
durch die Reisfelder waren durchweicht und schlüpferig; einige
ungeübte Reiter maassen, vom Frühstück begeistert, die Länge
ihrer Klepper im Schmutz, kamen aber ohne Schaden davon. —
Wir überschritten den O-gava auf einer Pfahlbrücke, und erreichten
dann, sein linkes Ufer auf breitem Feldwege stromabwärts verfolgend,
nach fast zweistündigem Ritt die nördlichen Vorstädte des Hondžo.
Man passirt hier abermals den Strom auf einer Brücke welche das
Hondžo mit dem Stadtviertel Asaksa verbindet, wo wir gegen drei Uhr
vor dem grossen Kuannon-Tempel von den Pferden stiegen.

Diese ist eine der grössten Tempelanlagen von Yeddo und
zugleich ein berühmter Wallfahrtsort. Von der Strasse führt die
breite Steinbahn durch ein mächtiges Toori grade auf das Haupt-
portal zu, ein grosses zweistöckiges Gebäude mit geschweiftem
weit auskragendem Dachstuhl. Zu beiden Seiten des Durchganges
sitzen in vergitterten Hallen die colossalen Geniengestalten des
Feuers und des Wassers — als Symbole der Reinigung, — fratzen-
haft verzerrte phantastische Schreckbilder, feuerroth gefärbt. Mit
feinem dunkelrothem Lack ist auch alles Holzwerk dieses Gebäudes
und des Haupttempels überzogen, bis zu welchem die Steinbahn
sich in grader Richtung fortsetzt. An beiden Seiten derselben stehen
auf der ganzen Strecke vom Eingangs-Toori bis zum Tempel zu-
sammenhängende Reihen von Thee- und Jahrmarktsbuden, wo dem
Pilger tausenderlei Waaren zu Kauf geboten werden, theils Haus-
rath und Bedürfnisse des täglichen Lebens, theils Spielzeug und
Luxusartikel, denn es ist in Japan Sitte, seinen Freunden von der
Reise etwas mitzubringen. Hier drängte sich eine dichte Volks-
menge, die grossen Theils dem Inneren des Landes anzugehören
schien und die nie gesehenen Fremden neugierig begaffte. Auch
der Tempel, seine Zugänge und Treppen waren dicht mit Menschen
besetzt, man schob sich mühsam durch das Gedränge.

Der Tempel selbst ist ein mächtiges Gebäude aus Holz mit
schwerem dunkelem Ziegeldach, die Bauart massig und gedrungen.
Der Estrich mag zwölf Fuss über dem Boden liegen; eine breite
Treppenflucht führt zu dem dreifachen Eingange hinan. Das Innere
bildet eine hohe, düstere, von roth lackirten Säulen getragene Halle,

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[340/0370] Asaksa. Der Kuannon-Tempel. V. Dorfe zurück, — das Läden mit allerlei Tand und Spielereien ent- hält, wie man sie bei heiterer Laune für Frauen und Kinder gern zu kaufen pflegt, — stiegen bald darauf zu Pferde und wandten uns östlich nach der Ebene des O-gava. Die schmalen Wege durch die Reisfelder waren durchweicht und schlüpferig; einige ungeübte Reiter maassen, vom Frühstück begeistert, die Länge ihrer Klepper im Schmutz, kamen aber ohne Schaden davon. — Wir überschritten den O-gava auf einer Pfahlbrücke, und erreichten dann, sein linkes Ufer auf breitem Feldwege stromabwärts verfolgend, nach fast zweistündigem Ritt die nördlichen Vorstädte des Hondžo. Man passirt hier abermals den Strom auf einer Brücke welche das Hondžo mit dem Stadtviertel Asaksa verbindet, wo wir gegen drei Uhr vor dem grossen Kuannon-Tempel von den Pferden stiegen. Diese ist eine der grössten Tempelanlagen von Yeddo und zugleich ein berühmter Wallfahrtsort. Von der Strasse führt die breite Steinbahn durch ein mächtiges Toori grade auf das Haupt- portal zu, ein grosses zweistöckiges Gebäude mit geschweiftem weit auskragendem Dachstuhl. Zu beiden Seiten des Durchganges sitzen in vergitterten Hallen die colossalen Geniengestalten des Feuers und des Wassers — als Symbole der Reinigung, — fratzen- haft verzerrte phantastische Schreckbilder, feuerroth gefärbt. Mit feinem dunkelrothem Lack ist auch alles Holzwerk dieses Gebäudes und des Haupttempels überzogen, bis zu welchem die Steinbahn sich in grader Richtung fortsetzt. An beiden Seiten derselben stehen auf der ganzen Strecke vom Eingangs-Toori bis zum Tempel zu- sammenhängende Reihen von Thee- und Jahrmarktsbuden, wo dem Pilger tausenderlei Waaren zu Kauf geboten werden, theils Haus- rath und Bedürfnisse des täglichen Lebens, theils Spielzeug und Luxusartikel, denn es ist in Japan Sitte, seinen Freunden von der Reise etwas mitzubringen. Hier drängte sich eine dichte Volks- menge, die grossen Theils dem Inneren des Landes anzugehören schien und die nie gesehenen Fremden neugierig begaffte. Auch der Tempel, seine Zugänge und Treppen waren dicht mit Menschen besetzt, man schob sich mühsam durch das Gedränge. Der Tempel selbst ist ein mächtiges Gebäude aus Holz mit schwerem dunkelem Ziegeldach, die Bauart massig und gedrungen. Der Estrich mag zwölf Fuss über dem Boden liegen; eine breite Treppenflucht führt zu dem dreifachen Eingange hinan. Das Innere bildet eine hohe, düstere, von roth lackirten Säulen getragene Halle,

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/370>, abgerufen am 21.11.2024.