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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Die Fosio.
Mikado-Geschlecht, die Herrschaft nominell bei den Siogun's, den
Minamoto, die thatsächliche Macht aber bei deren Ministern, den
Regenten aus dem Hause Fosio war.

Anfangs wollten sich die Erbkaiser nicht fügen, aber die
Regenten wurden ihrer bald Meister. Alle Mordanschläge und Ver-
schwörungen des Go-Toba scheitern, der folgende Mikado abdicirt
zu Gunsten seines Sohnes, welchen die Statthalter von Miako ent-
thronen. Die Fosio setzen einen Enkel des Taka-kura ein und regeln
von da an die kaiserliche Erbfolge nach Willkühr. Sie beobachteten
die Politik, den Sohn niemals unmittelbar auf den Vater folgen zu
lassen, und wählten den Mikado abwechselnd aus verschiedenen
Linien des Kaiserhauses. Mehrere, die sich ungefügig zeigten, wurden
ohne weiteres beseitigt. Die Herrschaft der Fosio war eine militä-
rische: sie unterhielten überall starke Garnisonen, die meist von
Männern aus ihrem Stamme38) befehligt wurden, und behaupteten
die unumschränkteste Gewalt über das ganze Land auch dem Lehns-
adel gegenüber. Die Jahrbücher wissen nicht genug das streng
gesetzliche Regiment dieses Geschlechtes zu rühmen; gegen die
Grossen mussten sie oft die starke Hand brauchen und es fehlte
nicht an Complotten und Kabalen an ihrem eigenen Hofe39), aber sie
schützten das Volk und verbannten alle Willkühr. Das ganze Land
genoss des tiefsten Friedens und einer geregelten Verwaltung. -- Das
Regentenamt vererbte sich im Mannesstamme in ununterbrochener
Linie vom Vater auf den Sohn oder Enkel. Ihre Verwaltung hatte
das eigenthümliche, dass der regierende Sitsken einen Mitregenten
aus der Verwandtschaft berief, dessen Würde der seinen gleich
gestellt war: dadurch konnten sie der gefährlichen Minister aus
anderen Familien entbehren und verbanden sich ihre Stammgenossen
um so fester.

In das Ende des dreizehnten Jahrhunderts fallen die Expedi-
tionen, welche der Mongolenfürst Kublai-Khan gegen Japan sandte.
Er schickte nach der Unterwerfung von Korea zuerst 1267 und

38) Man begegnet in der Geschichte dieser Zeit so vielen Fosio, dass der Ge-
danke nahe liegt, die Regenten hätten viele ihrer Anhänger durch Adoption in ihre
Familie aufgenommen.
39) Die Annalen erzählen unter andern von einem gefallenen Günstling, der
sich 1247 mit 270 seiner Anhänger das Leben nahm. Das Harakiru, die Selbst-
entleibung durch Aufschlitzen des Bauches, scheint in dieser Zeit besonders beliebt
gewesen zu sein.

Die Fosio.
Mikado-Geschlecht, die Herrschaft nominell bei den Siogun’s, den
Minamoto, die thatsächliche Macht aber bei deren Ministern, den
Regenten aus dem Hause Fosio war.

Anfangs wollten sich die Erbkaiser nicht fügen, aber die
Regenten wurden ihrer bald Meister. Alle Mordanschläge und Ver-
schwörungen des Go-Toba scheitern, der folgende Mikado abdicirt
zu Gunsten seines Sohnes, welchen die Statthalter von Miako ent-
thronen. Die Fosio setzen einen Enkel des Taka-kura ein und regeln
von da an die kaiserliche Erbfolge nach Willkühr. Sie beobachteten
die Politik, den Sohn niemals unmittelbar auf den Vater folgen zu
lassen, und wählten den Mikado abwechselnd aus verschiedenen
Linien des Kaiserhauses. Mehrere, die sich ungefügig zeigten, wurden
ohne weiteres beseitigt. Die Herrschaft der Fosio war eine militä-
rische: sie unterhielten überall starke Garnisonen, die meist von
Männern aus ihrem Stamme38) befehligt wurden, und behaupteten
die unumschränkteste Gewalt über das ganze Land auch dem Lehns-
adel gegenüber. Die Jahrbücher wissen nicht genug das streng
gesetzliche Regiment dieses Geschlechtes zu rühmen; gegen die
Grossen mussten sie oft die starke Hand brauchen und es fehlte
nicht an Complotten und Kabalen an ihrem eigenen Hofe39), aber sie
schützten das Volk und verbannten alle Willkühr. Das ganze Land
genoss des tiefsten Friedens und einer geregelten Verwaltung. — Das
Regentenamt vererbte sich im Mannesstamme in ununterbrochener
Linie vom Vater auf den Sohn oder Enkel. Ihre Verwaltung hatte
das eigenthümliche, dass der regierende Sitsken einen Mitregenten
aus der Verwandtschaft berief, dessen Würde der seinen gleich
gestellt war: dadurch konnten sie der gefährlichen Minister aus
anderen Familien entbehren und verbanden sich ihre Stammgenossen
um so fester.

In das Ende des dreizehnten Jahrhunderts fallen die Expedi-
tionen, welche der Mongolenfürst Kublai-Khan gegen Japan sandte.
Er schickte nach der Unterwerfung von Korea zuerst 1267 und

38) Man begegnet in der Geschichte dieser Zeit so vielen Fosio, dass der Ge-
danke nahe liegt, die Regenten hätten viele ihrer Anhänger durch Adoption in ihre
Familie aufgenommen.
39) Die Annalen erzählen unter andern von einem gefallenen Günstling, der
sich 1247 mit 270 seiner Anhänger das Leben nahm. Das Harakiru, die Selbst-
entleibung durch Aufschlitzen des Bauches, scheint in dieser Zeit besonders beliebt
gewesen zu sein.
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[37/0067] Die Fosio. Mikado-Geschlecht, die Herrschaft nominell bei den Siogun’s, den Minamoto, die thatsächliche Macht aber bei deren Ministern, den Regenten aus dem Hause Fosio war. Anfangs wollten sich die Erbkaiser nicht fügen, aber die Regenten wurden ihrer bald Meister. Alle Mordanschläge und Ver- schwörungen des Go-Toba scheitern, der folgende Mikado abdicirt zu Gunsten seines Sohnes, welchen die Statthalter von Miako ent- thronen. Die Fosio setzen einen Enkel des Taka-kura ein und regeln von da an die kaiserliche Erbfolge nach Willkühr. Sie beobachteten die Politik, den Sohn niemals unmittelbar auf den Vater folgen zu lassen, und wählten den Mikado abwechselnd aus verschiedenen Linien des Kaiserhauses. Mehrere, die sich ungefügig zeigten, wurden ohne weiteres beseitigt. Die Herrschaft der Fosio war eine militä- rische: sie unterhielten überall starke Garnisonen, die meist von Männern aus ihrem Stamme 38) befehligt wurden, und behaupteten die unumschränkteste Gewalt über das ganze Land auch dem Lehns- adel gegenüber. Die Jahrbücher wissen nicht genug das streng gesetzliche Regiment dieses Geschlechtes zu rühmen; gegen die Grossen mussten sie oft die starke Hand brauchen und es fehlte nicht an Complotten und Kabalen an ihrem eigenen Hofe 39), aber sie schützten das Volk und verbannten alle Willkühr. Das ganze Land genoss des tiefsten Friedens und einer geregelten Verwaltung. — Das Regentenamt vererbte sich im Mannesstamme in ununterbrochener Linie vom Vater auf den Sohn oder Enkel. Ihre Verwaltung hatte das eigenthümliche, dass der regierende Sitsken einen Mitregenten aus der Verwandtschaft berief, dessen Würde der seinen gleich gestellt war: dadurch konnten sie der gefährlichen Minister aus anderen Familien entbehren und verbanden sich ihre Stammgenossen um so fester. In das Ende des dreizehnten Jahrhunderts fallen die Expedi- tionen, welche der Mongolenfürst Kublai-Khan gegen Japan sandte. Er schickte nach der Unterwerfung von Korea zuerst 1267 und 38) Man begegnet in der Geschichte dieser Zeit so vielen Fosio, dass der Ge- danke nahe liegt, die Regenten hätten viele ihrer Anhänger durch Adoption in ihre Familie aufgenommen. 39) Die Annalen erzählen unter andern von einem gefallenen Günstling, der sich 1247 mit 270 seiner Anhänger das Leben nahm. Das Harakiru, die Selbst- entleibung durch Aufschlitzen des Bauches, scheint in dieser Zeit besonders beliebt gewesen zu sein.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/67>, abgerufen am 23.11.2024.