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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Verhandlungen in Tun-tsau.
in dem Schreiben an Lord Elgin von deren Unterzeichnung be-
ständig die Rede war. Er las jetzt zum ersten Male den Entwurf und
erklärte sofort emphatisch, die Zahlung von 1,000,000 Tael binnen
zwei Monaten nicht versprechen zu können; man müsse die Frist
auf fünf Monate stellen. Dann erhob er noch Einwendungen ge-
gen die längere Besetzung chinesischen Gebietes, den bleibenden
Aufenthalt eines Gesandten in Pe-kin, die Zahlung der Kriegs-
kosten, Freigebung von Tien-tsin und die mündlich mitgetheilte
Bedingung, dass Lord Elgin mit tausend Mann Escorte nach Tun-
tsau
und Pe-kin käme. -- Das Schreiben des Botschafters gaben
die Secretäre nicht ab.

Nach langem Verhandeln, welches die desultorische Art
und die unlogischen Deductionen der Chinesen zu einer harten Ge-
duldsprobe machten, vereinigte man sich über die Hauptpuncte,
welche Herr Wade nun im Entwurf eines Schreibens der Com-
missare an Lord Elgin zusammenfasste: sie hätten alle ihnen vor-
getragenen Puncte vollständig erfasst; das kaiserliche Edict zu ihrer
Bevollmächtigung solle beigebracht werden; indessen könne ihre
hohe Stellung, von derjenigen Kwei-lian's sehr verschieden, als
Bürgschaft für die bindende Kraft ihrer Unterschriften dienen.
Sie seien befugt, eine Convention wie die Kwei-lian vorgelegte zu
unterzeichnen und darauf die Ratification der Verträge in Pe-kin
zu bewirken; Lord Elgin möge auf diese Versicherung hin mit
tausend Mann Escorte nach Tun-tsau kommen, das Gros der Ar-
mee aber nicht näher als fünf Li südlich von Tsan-kia-van Stel-
lung nehmen lassen. Nach Unterzeichnung der Convention möchten
die Truppen sich zurückziehen. -- Mit einem Schreiben dieses In-
halts, vom Prinzen Tsae und Mu-yin unterzeichnet, kehrten die
Herren Wade und Parkes am 15. September nach Ho-si-wu zu-
rück. Auf dem Hinwege hatte sich mit ihnen ein anderes Schrei-
ben der chinesischen Commissare gekreuzt, die darin dringend
vor weiterem Vormarsch warnten, und die Convention, -- welche
sie damals garnicht kannten, -- abzuschliessen, zu unterzeichnen,
zu untersiegeln versprachen, wenn Lord Elgin sie mit unbewaffnetem
Gefolge treffen wolle. -- Vielleicht steckte dahinter die Absicht
verrätherischer Aufhebung.

Lord Elgin beantwortete die von Herrn Wade aufgesetzte
Note am 16. September: Die englischen Truppen sollten am fol-
genden Morgen nach der bezeichneten Stellung südlich von Tsan-

Verhandlungen in Tuṅ-tšau.
in dem Schreiben an Lord Elgin von deren Unterzeichnung be-
ständig die Rede war. Er las jetzt zum ersten Male den Entwurf und
erklärte sofort emphatisch, die Zahlung von 1,000,000 Tael binnen
zwei Monaten nicht versprechen zu können; man müsse die Frist
auf fünf Monate stellen. Dann erhob er noch Einwendungen ge-
gen die längere Besetzung chinesischen Gebietes, den bleibenden
Aufenthalt eines Gesandten in Pe-kiṅ, die Zahlung der Kriegs-
kosten, Freigebung von Tien-tsin und die mündlich mitgetheilte
Bedingung, dass Lord Elgin mit tausend Mann Escorte nach Tuṅ-
tšau
und Pe-kiṅ käme. — Das Schreiben des Botschafters gaben
die Secretäre nicht ab.

Nach langem Verhandeln, welches die desultorische Art
und die unlogischen Deductionen der Chinesen zu einer harten Ge-
duldsprobe machten, vereinigte man sich über die Hauptpuncte,
welche Herr Wade nun im Entwurf eines Schreibens der Com-
missare an Lord Elgin zusammenfasste: sie hätten alle ihnen vor-
getragenen Puncte vollständig erfasst; das kaiserliche Edict zu ihrer
Bevollmächtigung solle beigebracht werden; indessen könne ihre
hohe Stellung, von derjenigen Kwei-liaṅ’s sehr verschieden, als
Bürgschaft für die bindende Kraft ihrer Unterschriften dienen.
Sie seien befugt, eine Convention wie die Kwei-liaṅ vorgelegte zu
unterzeichnen und darauf die Ratification der Verträge in Pe-kiṅ
zu bewirken; Lord Elgin möge auf diese Versicherung hin mit
tausend Mann Escorte nach Tuṅ-tšau kommen, das Gros der Ar-
mee aber nicht näher als fünf Li südlich von Tšaṅ-kia-van Stel-
lung nehmen lassen. Nach Unterzeichnung der Convention möchten
die Truppen sich zurückziehen. — Mit einem Schreiben dieses In-
halts, vom Prinzen Tsae und Mu-yin unterzeichnet, kehrten die
Herren Wade und Parkes am 15. September nach Ho-si-wu zu-
rück. Auf dem Hinwege hatte sich mit ihnen ein anderes Schrei-
ben der chinesischen Commissare gekreuzt, die darin dringend
vor weiterem Vormarsch warnten, und die Convention, — welche
sie damals garnicht kannten, — abzuschliessen, zu unterzeichnen,
zu untersiegeln versprachen, wenn Lord Elgin sie mit unbewaffnetem
Gefolge treffen wolle. — Vielleicht steckte dahinter die Absicht
verrätherischer Aufhebung.

Lord Elgin beantwortete die von Herrn Wade aufgesetzte
Note am 16. September: Die englischen Truppen sollten am fol-
genden Morgen nach der bezeichneten Stellung südlich von Tšaṅ-

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[331/0353] Verhandlungen in Tuṅ-tšau. in dem Schreiben an Lord Elgin von deren Unterzeichnung be- ständig die Rede war. Er las jetzt zum ersten Male den Entwurf und erklärte sofort emphatisch, die Zahlung von 1,000,000 Tael binnen zwei Monaten nicht versprechen zu können; man müsse die Frist auf fünf Monate stellen. Dann erhob er noch Einwendungen ge- gen die längere Besetzung chinesischen Gebietes, den bleibenden Aufenthalt eines Gesandten in Pe-kiṅ, die Zahlung der Kriegs- kosten, Freigebung von Tien-tsin und die mündlich mitgetheilte Bedingung, dass Lord Elgin mit tausend Mann Escorte nach Tuṅ- tšau und Pe-kiṅ käme. — Das Schreiben des Botschafters gaben die Secretäre nicht ab. Nach langem Verhandeln, welches die desultorische Art und die unlogischen Deductionen der Chinesen zu einer harten Ge- duldsprobe machten, vereinigte man sich über die Hauptpuncte, welche Herr Wade nun im Entwurf eines Schreibens der Com- missare an Lord Elgin zusammenfasste: sie hätten alle ihnen vor- getragenen Puncte vollständig erfasst; das kaiserliche Edict zu ihrer Bevollmächtigung solle beigebracht werden; indessen könne ihre hohe Stellung, von derjenigen Kwei-liaṅ’s sehr verschieden, als Bürgschaft für die bindende Kraft ihrer Unterschriften dienen. Sie seien befugt, eine Convention wie die Kwei-liaṅ vorgelegte zu unterzeichnen und darauf die Ratification der Verträge in Pe-kiṅ zu bewirken; Lord Elgin möge auf diese Versicherung hin mit tausend Mann Escorte nach Tuṅ-tšau kommen, das Gros der Ar- mee aber nicht näher als fünf Li südlich von Tšaṅ-kia-van Stel- lung nehmen lassen. Nach Unterzeichnung der Convention möchten die Truppen sich zurückziehen. — Mit einem Schreiben dieses In- halts, vom Prinzen Tsae und Mu-yin unterzeichnet, kehrten die Herren Wade und Parkes am 15. September nach Ho-si-wu zu- rück. Auf dem Hinwege hatte sich mit ihnen ein anderes Schrei- ben der chinesischen Commissare gekreuzt, die darin dringend vor weiterem Vormarsch warnten, und die Convention, — welche sie damals garnicht kannten, — abzuschliessen, zu unterzeichnen, zu untersiegeln versprachen, wenn Lord Elgin sie mit unbewaffnetem Gefolge treffen wolle. — Vielleicht steckte dahinter die Absicht verrätherischer Aufhebung. Lord Elgin beantwortete die von Herrn Wade aufgesetzte Note am 16. September: Die englischen Truppen sollten am fol- genden Morgen nach der bezeichneten Stellung südlich von Tšaṅ-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/353>, abgerufen am 22.11.2024.