[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.XIII. Die Tae-pin-Heere. Sohn sind Herren. Der Vater und der ältere Bruder zusammen mitmir sind Eines. Sie haben gewisslich dem jüngeren Herrn befohlen, das Haupt der zehntausend Völker zu sein. Wisset, dass ihr alle, ihr Könige im Osten und Westen, und dass der heilige Willen des Höchsten und Christi mir durch sie gegeben sind; dass ich von ihnen hinfort die Menschen in den Himmel nehme und sie zum himmlischen Wohnort hinaufführe. In alten Zeiten und jetzt, zuvor und künftig beugen sich Alle dem himmlischen Vater. Alle unter dem Himmel sind glückselig, indem sie zusammen zur himmlischen Stadt (Nan-kin) und zum himmlischen Palast aufsteigen. Des Vaters und des älteren Bruders Vorschriften werden gehorsam durch alle Zeiten überliefert. Der Vater arbeitete sechs Tage, und Alle sollten den grossen himm- lischen Höchsten preisen. Im Jahre Tien-yu (1837) sandte der Vater und nahm mich in den Himmel auf. Der ältere Bruder und ich wollen in Person die Schlange, den Teufel austreiben und ihn in die Hölle werfen. Im Jahre Yu-san (1848) stiegen der Vater und der ältere Bruder in die Welt hinab, um durch mich und den jüngeren Herrn endlosen Frieden zu gründen. Das Evangelium wurde lange gepredigt; jetzt schauet ihr wahre Glückseligkeit und Herrlichkeit. Der Vater und der ältere Bruder, voll Gnade und Liebe, sind wahrhaft allmächtig. Alle Herrscher und Völker unter dem Himmel sollen frohlocken und freudig sein!" Dieses Edict brachte die meisten Fremden, die den Tae- 26*
XIII. Die Tae-piṅ-Heere. Sohn sind Herren. Der Vater und der ältere Bruder zusammen mitmir sind Eines. Sie haben gewisslich dem jüngeren Herrn befohlen, das Haupt der zehntausend Völker zu sein. Wisset, dass ihr alle, ihr Könige im Osten und Westen, und dass der heilige Willen des Höchsten und Christi mir durch sie gegeben sind; dass ich von ihnen hinfort die Menschen in den Himmel nehme und sie zum himmlischen Wohnort hinaufführe. In alten Zeiten und jetzt, zuvor und künftig beugen sich Alle dem himmlischen Vater. Alle unter dem Himmel sind glückselig, indem sie zusammen zur himmlischen Stadt (Nan-kiṅ) und zum himmlischen Palast aufsteigen. Des Vaters und des älteren Bruders Vorschriften werden gehorsam durch alle Zeiten überliefert. Der Vater arbeitete sechs Tage, und Alle sollten den grossen himm- lischen Höchsten preisen. Im Jahre Tien-yu (1837) sandte der Vater und nahm mich in den Himmel auf. Der ältere Bruder und ich wollen in Person die Schlange, den Teufel austreiben und ihn in die Hölle werfen. Im Jahre Yu-šan (1848) stiegen der Vater und der ältere Bruder in die Welt hinab, um durch mich und den jüngeren Herrn endlosen Frieden zu gründen. Das Evangelium wurde lange gepredigt; jetzt schauet ihr wahre Glückseligkeit und Herrlichkeit. Der Vater und der ältere Bruder, voll Gnade und Liebe, sind wahrhaft allmächtig. Alle Herrscher und Völker unter dem Himmel sollen frohlocken und freudig sein!« Dieses Edict brachte die meisten Fremden, die den Tae- 26*
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XIII. Die Tae-piṅ-Heere.
Sohn sind Herren. Der Vater und der ältere Bruder zusammen mit
mir sind Eines. Sie haben gewisslich dem jüngeren Herrn befohlen,
das Haupt der zehntausend Völker zu sein. Wisset, dass ihr alle, ihr
Könige im Osten und Westen, und dass der heilige Willen des
Höchsten und Christi mir durch sie gegeben sind; dass ich von ihnen
hinfort die Menschen in den Himmel nehme und sie zum himmlischen
Wohnort hinaufführe. In alten Zeiten und jetzt, zuvor und künftig
beugen sich Alle dem himmlischen Vater. Alle unter dem Himmel
sind glückselig, indem sie zusammen zur himmlischen Stadt (Nan-kiṅ)
und zum himmlischen Palast aufsteigen. Des Vaters und des älteren
Bruders Vorschriften werden gehorsam durch alle Zeiten überliefert.
Der Vater arbeitete sechs Tage, und Alle sollten den grossen himm-
lischen Höchsten preisen. Im Jahre Tien-yu (1837) sandte der Vater
und nahm mich in den Himmel auf. Der ältere Bruder und ich wollen
in Person die Schlange, den Teufel austreiben und ihn in die Hölle
werfen. Im Jahre Yu-šan (1848) stiegen der Vater und der ältere
Bruder in die Welt hinab, um durch mich und den jüngeren Herrn
endlosen Frieden zu gründen. Das Evangelium wurde lange gepredigt;
jetzt schauet ihr wahre Glückseligkeit und Herrlichkeit. Der Vater
und der ältere Bruder, voll Gnade und Liebe, sind wahrhaft allmächtig.
Alle Herrscher und Völker unter dem Himmel sollen frohlocken und
freudig sein!«
Dieses Edict brachte die meisten Fremden, die den Tae-
piṅ noch hold waren, zur Besinnung. Die Worte »Aeussere Stämme«
und »Soldatenführer« haben im Chinesischen einen verächtlichen
Sinn, den kein Missionar fortdemonstriren konnte; sie sind die Aus-
drücke höflichen Sprachgebrauches für wilde Horden und deren
Häuptlinge. Lord Elgin’s hochfahrendes Auftreten gegen die Tae-
piṅ fand jetzt erst in Shang-hae gerechte Würdigung; ein Wun-
der nur, dass der lästerliche Blödsinn nicht allen Missionaren die
Augen öffnete. In den Heeren der Tae-piṅ, welche Herr Holmes
und Andere sahen, bildeten die puritanischen Krieger, welche 1851
aus Kuaṅ-si aufbrachen, nur noch den kleinsten Bruchtheil; die
meisten waren übergetretene kaiserliche Soldaten, und das schlimmste
Gesindel aller Provinzen folgte ihren Raubzügen wie ein Kometen-
schweif. Sonderbar fiel die grosse Zahl junger Burschen von zwölf
bis achtzehn Jahren in diesen Horden auf: jeder Officier hatte deren
mehrere zur Bedienung; auf einen Soldaten im Mannesalter kamen
mindestens zwei bis drei Knaben. Sie mögen ihren Eltern theils
entlaufen, theils geraubt worden sein, schienen aber mit ihrem
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