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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Lord Amherst.
wo es sich um den Ehrenpunkt handelte. -- Die Sendung des Lord
Amherst scheiterte, weil sie die Herstellung directer Beziehungen
zum Kaiserhofe bezweckte, weil die Beamten in Kan-ton wohl
wussten, dass bittere Beschwerde über sie geführt werden solle.
Sie hatten in der Umgebung des Kaisers einflussreiche Freunde,
welche den übelen Empfang der Gesandtschaft vorbereitet und
dem Herrscher die schlechteste Meinung von den Fremden über-
haupt und besonders von Sir George Staunton beigebracht hatten.
Dieselben Beamten versuchten in Kan-ton, während die Gesandt-
schaft in Pe-kin war, ihr Uebelwollen in der unverschämtesten
Weise an deren Schiffen auszulassen. Zunächst wurde dem Ge-
neral Hewett die Ladung verweigert, "weil es ein Tributschiff sei".
Dann verbot der Vice-König der Alceste und der Lyra, in den
Perl-Fluss einzulaufen. Die Fregatte, unter Capitän Maxwell's
Befehl, segelte aber ohne Aufenthalt langsam stromaufwärts, brachte
das Feuer der Kriegs-Dschunken mit einem wohlgezielten Schuss,
die Werke der Bocca mit einer Breitseite zum Schweigen und warf
bei Wam-poa Anker. Nun wurde dem General Hewett sofort
die Ladung geliefert, die Alceste auf das beste proviantirt. Der
Vice-König erklärte sogar durch öffentliche Bekanntmachung, die
Dschunken und Festungswerke hätten die Alceste nur salutirt.

Bald darauf kam Lord Amherst in Kan-ton an. Er hatte
das Schreiben des Regenten in Pe-kin zurückgelassen. Dem Vice-
König von Kuan-tun wurde nun von dort ein kaiserliches Ant-
wortschreiben zugestellt, zu dessen persönlicher Ueberreichung an
den englischen Gesandten er verbunden war. Dieser machte zur
Bedingung der Zusammenkunft, dass ihm und seinen Begleitern die
Ehrenplätze eingeräumt würden. Das war eine harte Zumuthung,
denn die höheren Mandarinen hatten bis dahin immer den Vortritt,
vor allen Europäern beansprucht. Die Stellung der Engländer in
Kan-ton erforderte aber, dass öffentlich ein Beispiel statuirt werde,
und man durfte die Gelegenheit nicht versäumen. -- In einem gelb-
seidenen Zelte fand die Ueberreichung statt. Der Vice-König hob
das kaiserliche Schreiben ehrerbietig über sein Haupt und legte es
dann in die Hände des Gesandten. Man begab sich darauf zur
Collation in ein anderes Zelt; Lord Amherst und Sir George
Staunton
sassen zur Linken, der Vice-König und der Hop-po zur
Rechten. Letzterer war die Triebfeder aller den Engländern vor
kurzem angethanen Beschimpfungen. Sein Versuch, auch bei dieser

Lord Amherst.
wo es sich um den Ehrenpunkt handelte. — Die Sendung des Lord
Amherst scheiterte, weil sie die Herstellung directer Beziehungen
zum Kaiserhofe bezweckte, weil die Beamten in Kan-ton wohl
wussten, dass bittere Beschwerde über sie geführt werden solle.
Sie hatten in der Umgebung des Kaisers einflussreiche Freunde,
welche den übelen Empfang der Gesandtschaft vorbereitet und
dem Herrscher die schlechteste Meinung von den Fremden über-
haupt und besonders von Sir George Staunton beigebracht hatten.
Dieselben Beamten versuchten in Kan-ton, während die Gesandt-
schaft in Pe-kiṅ war, ihr Uebelwollen in der unverschämtesten
Weise an deren Schiffen auszulassen. Zunächst wurde dem Ge-
neral Hewett die Ladung verweigert, »weil es ein Tributschiff sei«.
Dann verbot der Vice-König der Alceste und der Lyra, in den
Perl-Fluss einzulaufen. Die Fregatte, unter Capitän Maxwell’s
Befehl, segelte aber ohne Aufenthalt langsam stromaufwärts, brachte
das Feuer der Kriegs-Dschunken mit einem wohlgezielten Schuss,
die Werke der Bocca mit einer Breitseite zum Schweigen und warf
bei Wam-poa Anker. Nun wurde dem General Hewett sofort
die Ladung geliefert, die Alceste auf das beste proviantirt. Der
Vice-König erklärte sogar durch öffentliche Bekanntmachung, die
Dschunken und Festungswerke hätten die Alceste nur salutirt.

Bald darauf kam Lord Amherst in Kan-ton an. Er hatte
das Schreiben des Regenten in Pe-kiṅ zurückgelassen. Dem Vice-
König von Kuaṅ-tuṅ wurde nun von dort ein kaiserliches Ant-
wortschreiben zugestellt, zu dessen persönlicher Ueberreichung an
den englischen Gesandten er verbunden war. Dieser machte zur
Bedingung der Zusammenkunft, dass ihm und seinen Begleitern die
Ehrenplätze eingeräumt würden. Das war eine harte Zumuthung,
denn die höheren Mandarinen hatten bis dahin immer den Vortritt,
vor allen Europäern beansprucht. Die Stellung der Engländer in
Kan-ton erforderte aber, dass öffentlich ein Beispiel statuirt werde,
und man durfte die Gelegenheit nicht versäumen. — In einem gelb-
seidenen Zelte fand die Ueberreichung statt. Der Vice-König hob
das kaiserliche Schreiben ehrerbietig über sein Haupt und legte es
dann in die Hände des Gesandten. Man begab sich darauf zur
Collation in ein anderes Zelt; Lord Amherst und Sir George
Staunton
sassen zur Linken, der Vice-König und der Hop-po zur
Rechten. Letzterer war die Triebfeder aller den Engländern vor
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[47/0069] Lord Amherst. wo es sich um den Ehrenpunkt handelte. — Die Sendung des Lord Amherst scheiterte, weil sie die Herstellung directer Beziehungen zum Kaiserhofe bezweckte, weil die Beamten in Kan-ton wohl wussten, dass bittere Beschwerde über sie geführt werden solle. Sie hatten in der Umgebung des Kaisers einflussreiche Freunde, welche den übelen Empfang der Gesandtschaft vorbereitet und dem Herrscher die schlechteste Meinung von den Fremden über- haupt und besonders von Sir George Staunton beigebracht hatten. Dieselben Beamten versuchten in Kan-ton, während die Gesandt- schaft in Pe-kiṅ war, ihr Uebelwollen in der unverschämtesten Weise an deren Schiffen auszulassen. Zunächst wurde dem Ge- neral Hewett die Ladung verweigert, »weil es ein Tributschiff sei«. Dann verbot der Vice-König der Alceste und der Lyra, in den Perl-Fluss einzulaufen. Die Fregatte, unter Capitän Maxwell’s Befehl, segelte aber ohne Aufenthalt langsam stromaufwärts, brachte das Feuer der Kriegs-Dschunken mit einem wohlgezielten Schuss, die Werke der Bocca mit einer Breitseite zum Schweigen und warf bei Wam-poa Anker. Nun wurde dem General Hewett sofort die Ladung geliefert, die Alceste auf das beste proviantirt. Der Vice-König erklärte sogar durch öffentliche Bekanntmachung, die Dschunken und Festungswerke hätten die Alceste nur salutirt. Bald darauf kam Lord Amherst in Kan-ton an. Er hatte das Schreiben des Regenten in Pe-kiṅ zurückgelassen. Dem Vice- König von Kuaṅ-tuṅ wurde nun von dort ein kaiserliches Ant- wortschreiben zugestellt, zu dessen persönlicher Ueberreichung an den englischen Gesandten er verbunden war. Dieser machte zur Bedingung der Zusammenkunft, dass ihm und seinen Begleitern die Ehrenplätze eingeräumt würden. Das war eine harte Zumuthung, denn die höheren Mandarinen hatten bis dahin immer den Vortritt, vor allen Europäern beansprucht. Die Stellung der Engländer in Kan-ton erforderte aber, dass öffentlich ein Beispiel statuirt werde, und man durfte die Gelegenheit nicht versäumen. — In einem gelb- seidenen Zelte fand die Ueberreichung statt. Der Vice-König hob das kaiserliche Schreiben ehrerbietig über sein Haupt und legte es dann in die Hände des Gesandten. Man begab sich darauf zur Collation in ein anderes Zelt; Lord Amherst und Sir George Staunton sassen zur Linken, der Vice-König und der Hop-po zur Rechten. Letzterer war die Triebfeder aller den Engländern vor kurzem angethanen Beschimpfungen. Sein Versuch, auch bei dieser

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/69>, abgerufen am 04.12.2024.