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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Beziehung der Farbe zum Aufenthalt der Fische.
zum Salzgehalt des Wassers, etwaige Angewöhnung an denselben
u. dergl. bieten. Schon die Beachtung der Färbung lässt einiger-
maassen auf die verschiedene Lebensart jener auf dem Markte bei-
sammen gesehenen Fische schliessen, nach der allgemeinen Regel,
dass die Thiere der herrschenden Farbe ihres Wohnortes sich
anzunähern streben, um weniger gesehen zu werden. Die silber-
glänzenden Fische müssen in reinerem Wasser, nahe der Oberfläche
leben. Der Rücken, stets dunkler, ist bei den ächten Süsswasser-
fischen unter denselben grünlich, bläulich oder bräunlich, so bei
allen Cyprinoiden und bei Coilia, dagegen rosenroth bei den silber-
glänzenden Seefischen Trigla und Chrysophrys. Eine Ausnahme
bildet die mehr bläuliche, nicht rothe Silberfarbe des Percalabrax,
der doch ohne Zweifel ein Salzwasserfisch ist; matter glänzend,
dunkler blau sind der Mugil und einige Cyprinoiden. Scharfbegränzte
schwarze Flecken auf dem Rumpfe kommen bei den zwei Percoiden
vor, lebhafter gefärbte Flossen namentlich bei den Cyprinoiden,
scharlachroth bei einem Pelecus, dreifarbig: ziegelroth, blassgelb
und schwarz, bei einem Carassius.

Eine eigenthümlich grünlich-messinggelb matt glänzende
Färbung, überdeckt von dem Schwarz eines dicken, abwischbaren
Schleimüberzuges, zeichnet den Wels aus, der vermuthlich gern,
wie sein europäischer Bruder, in weichem, dunkelem Moorgrunde
lebt; eben so der schwarzgrüne Aal, beide vermuthlich noch ächte
Süsswasserfische. Auch dem Schlammgrunde, aber hellerem, und
vielleicht hauptsächlich dem Brackwasser, dürften die erdfarbige
Zunge, Muräne und Eleotris angehören; die blassgelbe eintönige
Färbung des Gobius deutet vielleicht auf freieren Aufenthalt in dem
durch den Schlamm getrübten, eben so hellgelben Wasser der
Strommündung, die dunkelgrün-scheckige, mit scharfer Zeichnung
und lebhaft rothen Gliederflossen des Ophicephalus vielleicht auf
einen Aufenthalt zwischen Süsswasserpflanzen.

Die Trübung des Wassers durch feine Schlammtheilchen ist
an der Mündung des Yangtsekiang sehr intensiv und ausgedehnter,
als ich irgendwo sonst gesehen; die trübgelbe Färbung der See,
nicht unpassend mit Erbsensuppe von einem der Reisegefährten
verglichen, ist die erste Ankündigung der Annäherung an die
chinesische Küste, lange ehe man das Land sieht, und wer seine
Mündung gesehen, wird gewiss nicht mehr in Versuchung kommen,
diesen Strom den blauen zu nennen, sondern eher, gleich dem

Beziehung der Farbe zum Aufenthalt der Fische.
zum Salzgehalt des Wassers, etwaige Angewöhnung an denselben
u. dergl. bieten. Schon die Beachtung der Färbung lässt einiger-
maassen auf die verschiedene Lebensart jener auf dem Markte bei-
sammen gesehenen Fische schliessen, nach der allgemeinen Regel,
dass die Thiere der herrschenden Farbe ihres Wohnortes sich
anzunähern streben, um weniger gesehen zu werden. Die silber-
glänzenden Fische müssen in reinerem Wasser, nahe der Oberfläche
leben. Der Rücken, stets dunkler, ist bei den ächten Süsswasser-
fischen unter denselben grünlich, bläulich oder bräunlich, so bei
allen Cyprinoiden und bei Coilia, dagegen rosenroth bei den silber-
glänzenden Seefischen Trigla und Chrysophrys. Eine Ausnahme
bildet die mehr bläuliche, nicht rothe Silberfarbe des Percalabrax,
der doch ohne Zweifel ein Salzwasserfisch ist; matter glänzend,
dunkler blau sind der Mugil und einige Cyprinoiden. Scharfbegränzte
schwarze Flecken auf dem Rumpfe kommen bei den zwei Percoiden
vor, lebhafter gefärbte Flossen namentlich bei den Cyprinoiden,
scharlachroth bei einem Pelecus, dreifarbig: ziegelroth, blassgelb
und schwarz, bei einem Carassius.

Eine eigenthümlich grünlich-messinggelb matt glänzende
Färbung, überdeckt von dem Schwarz eines dicken, abwischbaren
Schleimüberzuges, zeichnet den Wels aus, der vermuthlich gern,
wie sein europäischer Bruder, in weichem, dunkelem Moorgrunde
lebt; eben so der schwarzgrüne Aal, beide vermuthlich noch ächte
Süsswasserfische. Auch dem Schlammgrunde, aber hellerem, und
vielleicht hauptsächlich dem Brackwasser, dürften die erdfarbige
Zunge, Muräne und Eleotris angehören; die blassgelbe eintönige
Färbung des Gobius deutet vielleicht auf freieren Aufenthalt in dem
durch den Schlamm getrübten, eben so hellgelben Wasser der
Strommündung, die dunkelgrün-scheckige, mit scharfer Zeichnung
und lebhaft rothen Gliederflossen des Ophicephalus vielleicht auf
einen Aufenthalt zwischen Süsswasserpflanzen.

Die Trübung des Wassers durch feine Schlammtheilchen ist
an der Mündung des Yangtsekiang sehr intensiv und ausgedehnter,
als ich irgendwo sonst gesehen; die trübgelbe Färbung der See,
nicht unpassend mit Erbsensuppe von einem der Reisegefährten
verglichen, ist die erste Ankündigung der Annäherung an die
chinesische Küste, lange ehe man das Land sieht, und wer seine
Mündung gesehen, wird gewiss nicht mehr in Versuchung kommen,
diesen Strom den blauen zu nennen, sondern eher, gleich dem

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[158/0176] Beziehung der Farbe zum Aufenthalt der Fische. zum Salzgehalt des Wassers, etwaige Angewöhnung an denselben u. dergl. bieten. Schon die Beachtung der Färbung lässt einiger- maassen auf die verschiedene Lebensart jener auf dem Markte bei- sammen gesehenen Fische schliessen, nach der allgemeinen Regel, dass die Thiere der herrschenden Farbe ihres Wohnortes sich anzunähern streben, um weniger gesehen zu werden. Die silber- glänzenden Fische müssen in reinerem Wasser, nahe der Oberfläche leben. Der Rücken, stets dunkler, ist bei den ächten Süsswasser- fischen unter denselben grünlich, bläulich oder bräunlich, so bei allen Cyprinoiden und bei Coilia, dagegen rosenroth bei den silber- glänzenden Seefischen Trigla und Chrysophrys. Eine Ausnahme bildet die mehr bläuliche, nicht rothe Silberfarbe des Percalabrax, der doch ohne Zweifel ein Salzwasserfisch ist; matter glänzend, dunkler blau sind der Mugil und einige Cyprinoiden. Scharfbegränzte schwarze Flecken auf dem Rumpfe kommen bei den zwei Percoiden vor, lebhafter gefärbte Flossen namentlich bei den Cyprinoiden, scharlachroth bei einem Pelecus, dreifarbig: ziegelroth, blassgelb und schwarz, bei einem Carassius. Eine eigenthümlich grünlich-messinggelb matt glänzende Färbung, überdeckt von dem Schwarz eines dicken, abwischbaren Schleimüberzuges, zeichnet den Wels aus, der vermuthlich gern, wie sein europäischer Bruder, in weichem, dunkelem Moorgrunde lebt; eben so der schwarzgrüne Aal, beide vermuthlich noch ächte Süsswasserfische. Auch dem Schlammgrunde, aber hellerem, und vielleicht hauptsächlich dem Brackwasser, dürften die erdfarbige Zunge, Muräne und Eleotris angehören; die blassgelbe eintönige Färbung des Gobius deutet vielleicht auf freieren Aufenthalt in dem durch den Schlamm getrübten, eben so hellgelben Wasser der Strommündung, die dunkelgrün-scheckige, mit scharfer Zeichnung und lebhaft rothen Gliederflossen des Ophicephalus vielleicht auf einen Aufenthalt zwischen Süsswasserpflanzen. Die Trübung des Wassers durch feine Schlammtheilchen ist an der Mündung des Yangtsekiang sehr intensiv und ausgedehnter, als ich irgendwo sonst gesehen; die trübgelbe Färbung der See, nicht unpassend mit Erbsensuppe von einem der Reisegefährten verglichen, ist die erste Ankündigung der Annäherung an die chinesische Küste, lange ehe man das Land sieht, und wer seine Mündung gesehen, wird gewiss nicht mehr in Versuchung kommen, diesen Strom den blauen zu nennen, sondern eher, gleich dem

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/176>, abgerufen am 21.11.2024.