Körper bei nicht mit Schnee bedecktem Boden viel mühsamer zu transportiren sind.
Soll dann die eigentliche Thalfahrt beginnen, so vertheilen sich die Borratori in gemessenen Entfernungen, wie die Wärter einer Eisenbahn, längs der ganzen Sovenda als Wacht-Posten in sicheren Hinterhalt, mit langen, starken Speeren bewaffnet; be¬ sonders an solchen Orten stellen sie sich auf, wo in Folge der Rinnen-Wendungen die hinabgleitenden Blöcke leicht ins Stocken gerathen könnten. An solchen Stellen haben überdies die "Eis¬ riesen" (so werden die Rinnen in Nieder-Oesterreich genannt) an der äußeren Seite eine Erhöhung, um das Ausspringen der Balken bei ihrer raschen Bewegung zu verhindern. Jetzt werden die Holzstämme, einer nach dem anderen, eingeworfen und, in hetzender Hast, die Geschwindigkeit einer Lokomotive weit überholend, saust Stück für Stück hernieder, binnen wenig Minuten einen mehrere Stunden langen Weg über Abgründe zurücklegend. Es wird in der Regel sorgfältig vermieden, krumme Stämme einzuwerfen, weil solche leicht Sperrungen verursachen oder über die Rinne hinaus¬ springen. Entsteht eine solche Störung, so zeigt der Borratore mit gellendem Pfiff dem nächsten Posten die Hemmung an, und das Signal geht von Mann zu Mann, bis hinauf zur Einwurf¬ stelle, wo so lange pausirt wird, bis die Hemmung beseitiget ist. Ein neues Signal giebt Ordre zur Fortsetzung. Wenn mehrere, recht trocken-frostige, klingend-kalte Tage mit mondhellen Nächten auf einander folgen, so begegnets, daß ohne Unterbrechung fortge¬ arbeitet wird, um die Vortheile dieser vortrefflich geeigneten Witte¬ rung ökonomisch zu benutzen. Nur unter den freiwillig-auferlegten, härtesten Entbehrungen, und durch Anstrengungen, die fast zur Er¬ schöpfung führen, wird es möglich, die Arbeit ununterbrochen fort¬ zusetzen. Ihre Lebensweise während des Dienstes ist auffallend einfach und nüchtern; Polenta (Brei von Maismehl) und etwas Käse bildet die ganze Nahrung. Geistige Getränke, um durch die¬
HolzſchlägerundFlößer.
Körper bei nicht mit Schnee bedecktem Boden viel mühſamer zu transportiren ſind.
Soll dann die eigentliche Thalfahrt beginnen, ſo vertheilen ſich die Borratori in gemeſſenen Entfernungen, wie die Wärter einer Eiſenbahn, längs der ganzen Sovenda als Wacht-Poſten in ſicheren Hinterhalt, mit langen, ſtarken Speeren bewaffnet; be¬ ſonders an ſolchen Orten ſtellen ſie ſich auf, wo in Folge der Rinnen-Wendungen die hinabgleitenden Blöcke leicht ins Stocken gerathen könnten. An ſolchen Stellen haben überdies die „Eis¬ rieſen“ (ſo werden die Rinnen in Nieder-Oeſterreich genannt) an der äußeren Seite eine Erhöhung, um das Ausſpringen der Balken bei ihrer raſchen Bewegung zu verhindern. Jetzt werden die Holzſtämme, einer nach dem anderen, eingeworfen und, in hetzender Haſt, die Geſchwindigkeit einer Lokomotive weit überholend, ſauſt Stück für Stück hernieder, binnen wenig Minuten einen mehrere Stunden langen Weg über Abgründe zurücklegend. Es wird in der Regel ſorgfältig vermieden, krumme Stämme einzuwerfen, weil ſolche leicht Sperrungen verurſachen oder über die Rinne hinaus¬ ſpringen. Entſteht eine ſolche Störung, ſo zeigt der Borratore mit gellendem Pfiff dem nächſten Poſten die Hemmung an, und das Signal geht von Mann zu Mann, bis hinauf zur Einwurf¬ ſtelle, wo ſo lange pauſirt wird, bis die Hemmung beſeitiget iſt. Ein neues Signal giebt Ordre zur Fortſetzung. Wenn mehrere, recht trocken-froſtige, klingend-kalte Tage mit mondhellen Nächten auf einander folgen, ſo begegnets, daß ohne Unterbrechung fortge¬ arbeitet wird, um die Vortheile dieſer vortrefflich geeigneten Witte¬ rung ökonomiſch zu benutzen. Nur unter den freiwillig-auferlegten, härteſten Entbehrungen, und durch Anſtrengungen, die faſt zur Er¬ ſchöpfung führen, wird es möglich, die Arbeit ununterbrochen fort¬ zuſetzen. Ihre Lebensweiſe während des Dienſtes iſt auffallend einfach und nüchtern; Polenta (Brei von Maismehl) und etwas Käſe bildet die ganze Nahrung. Geiſtige Getränke, um durch die¬
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Holzſchläger und Flößer.
Körper bei nicht mit Schnee bedecktem Boden viel mühſamer zu
transportiren ſind.
Soll dann die eigentliche Thalfahrt beginnen, ſo vertheilen
ſich die Borratori in gemeſſenen Entfernungen, wie die Wärter
einer Eiſenbahn, längs der ganzen Sovenda als Wacht-Poſten
in ſicheren Hinterhalt, mit langen, ſtarken Speeren bewaffnet; be¬
ſonders an ſolchen Orten ſtellen ſie ſich auf, wo in Folge der
Rinnen-Wendungen die hinabgleitenden Blöcke leicht ins Stocken
gerathen könnten. An ſolchen Stellen haben überdies die „Eis¬
rieſen“ (ſo werden die Rinnen in Nieder-Oeſterreich genannt) an
der äußeren Seite eine Erhöhung, um das Ausſpringen der Balken
bei ihrer raſchen Bewegung zu verhindern. Jetzt werden die
Holzſtämme, einer nach dem anderen, eingeworfen und, in hetzender
Haſt, die Geſchwindigkeit einer Lokomotive weit überholend, ſauſt
Stück für Stück hernieder, binnen wenig Minuten einen mehrere
Stunden langen Weg über Abgründe zurücklegend. Es wird in
der Regel ſorgfältig vermieden, krumme Stämme einzuwerfen, weil
ſolche leicht Sperrungen verurſachen oder über die Rinne hinaus¬
ſpringen. Entſteht eine ſolche Störung, ſo zeigt der Borratore
mit gellendem Pfiff dem nächſten Poſten die Hemmung an, und
das Signal geht von Mann zu Mann, bis hinauf zur Einwurf¬
ſtelle, wo ſo lange pauſirt wird, bis die Hemmung beſeitiget iſt.
Ein neues Signal giebt Ordre zur Fortſetzung. Wenn mehrere,
recht trocken-froſtige, klingend-kalte Tage mit mondhellen Nächten
auf einander folgen, ſo begegnets, daß ohne Unterbrechung fortge¬
arbeitet wird, um die Vortheile dieſer vortrefflich geeigneten Witte¬
rung ökonomiſch zu benutzen. Nur unter den freiwillig-auferlegten,
härteſten Entbehrungen, und durch Anſtrengungen, die faſt zur Er¬
ſchöpfung führen, wird es möglich, die Arbeit ununterbrochen fort¬
zuſetzen. Ihre Lebensweiſe während des Dienſtes iſt auffallend
einfach und nüchtern; Polenta (Brei von Maismehl) und etwas
Käſe bildet die ganze Nahrung. Geiſtige Getränke, um durch die¬
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/451>, abgerufen am 21.11.2024.
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