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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.

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Auf der Jagd.
erst die Spitze. So behaupten es die Walliser. -- Ein anderer
vortrefflicher Schütze, der jährlich seine 20 bis 30 Gemsen schießt
und auch schon zwei Bären erlegte, ist Battista Margnia im
Val Calanca, der einen Theil des Jahres als Glaser die deutsche
Schweiz, namentlich den Kanton Glarus durchzieht. In Grau¬
bünden gilt gegenwärtig Benedeto Cathomen von Briegels im
Vorder-Rheinthale als der größte Gemsenjäger, aus den dann der
berühmte Bären-Nimrod, Fili, Postmeister in Zernetz, Jakob
Spinas
von Tinzen, Zinsli von Scharans und A. folgen.

Minder gefährlich ist das von den weniger hervorragenden
Jägern gesellschaftlich unternommene Treibjagen auf Gemsen. Es
findet meist in den ziemlich wildarmen Voralpen statt und nähert
sich in manchen Beziehungen der organisirten hohen Jagd des
Flachlandes, weil eine Aufstellung der Jäger, wie beim Anstand,
stattfindet und oft auch Hunde zum Zutreiben benutzt werden.

Diese Jagdweise hat indessen auch wieder ihre eigenthümlichen
Fährlichkeiten, die nach der Ursache und Veranlassung bei der
Solojagd verhältnißmäßig weniger vorkommen können. Wie bei
jedem Treibjagen, so muß auch hier ein Plan, eine gewisse Ver¬
ständigung unter den Jägern und Treibern stattfinden; wird die
getroffene Abrede durch einen der im Gebirge leicht möglichen,
unvorhergesehenen Zwischenfälle nicht genau inne gehalten, so ist
leicht ein gänzliches Fehlschlagen des Jagdtages das Resultat vieler
Anstrengungen. Einen solchen Moment repräsentirt unser Bild.
Drei wohlgeübte Schützen des Appenzellerlandes jagten an der
Gloggeren, jener hohen Wand südöstlich von der Seealp, an dem
Wege gelegen, wenn man vom Weißbad über Meglisalp zum
Sentis aufsteigt. Einer derselben ging diesen unteren Weg, ein
zweiter droben über Marwies, und der dritte Jäger über ein schma¬
les Rasenband an der Felsenwand, zwischen den beiden zuerst Ge¬
nannten. Auf dieses Rasenband waren die Gemsen getrieben.
Der zu unterst und zu oberst Gehende hatten leichteren Marsch und

Auf der Jagd.
erſt die Spitze. So behaupten es die Walliſer. — Ein anderer
vortrefflicher Schütze, der jährlich ſeine 20 bis 30 Gemſen ſchießt
und auch ſchon zwei Bären erlegte, iſt Battiſta Margnia im
Val Calanca, der einen Theil des Jahres als Glaſer die deutſche
Schweiz, namentlich den Kanton Glarus durchzieht. In Grau¬
bünden gilt gegenwärtig Benedeto Cathomen von Briegels im
Vorder-Rheinthale als der größte Gemſenjäger, aus den dann der
berühmte Bären-Nimrod, Fili, Poſtmeiſter in Zernetz, Jakob
Spinas
von Tinzen, Zinsli von Scharans und A. folgen.

Minder gefährlich iſt das von den weniger hervorragenden
Jägern geſellſchaftlich unternommene Treibjagen auf Gemſen. Es
findet meiſt in den ziemlich wildarmen Voralpen ſtatt und nähert
ſich in manchen Beziehungen der organiſirten hohen Jagd des
Flachlandes, weil eine Aufſtellung der Jäger, wie beim Anſtand,
ſtattfindet und oft auch Hunde zum Zutreiben benutzt werden.

Dieſe Jagdweiſe hat indeſſen auch wieder ihre eigenthümlichen
Fährlichkeiten, die nach der Urſache und Veranlaſſung bei der
Solojagd verhältnißmäßig weniger vorkommen können. Wie bei
jedem Treibjagen, ſo muß auch hier ein Plan, eine gewiſſe Ver¬
ſtändigung unter den Jägern und Treibern ſtattfinden; wird die
getroffene Abrede durch einen der im Gebirge leicht möglichen,
unvorhergeſehenen Zwiſchenfälle nicht genau inne gehalten, ſo iſt
leicht ein gänzliches Fehlſchlagen des Jagdtages das Reſultat vieler
Anſtrengungen. Einen ſolchen Moment repräſentirt unſer Bild.
Drei wohlgeübte Schützen des Appenzellerlandes jagten an der
Gloggeren, jener hohen Wand ſüdöſtlich von der Seealp, an dem
Wege gelegen, wenn man vom Weißbad über Meglisalp zum
Sentis aufſteigt. Einer derſelben ging dieſen unteren Weg, ein
zweiter droben über Marwies, und der dritte Jäger über ein ſchma¬
les Raſenband an der Felſenwand, zwiſchen den beiden zuerſt Ge¬
nannten. Auf dieſes Raſenband waren die Gemſen getrieben.
Der zu unterſt und zu oberſt Gehende hatten leichteren Marſch und

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[414/0462] Auf der Jagd. erſt die Spitze. So behaupten es die Walliſer. — Ein anderer vortrefflicher Schütze, der jährlich ſeine 20 bis 30 Gemſen ſchießt und auch ſchon zwei Bären erlegte, iſt Battiſta Margnia im Val Calanca, der einen Theil des Jahres als Glaſer die deutſche Schweiz, namentlich den Kanton Glarus durchzieht. In Grau¬ bünden gilt gegenwärtig Benedeto Cathomen von Briegels im Vorder-Rheinthale als der größte Gemſenjäger, aus den dann der berühmte Bären-Nimrod, Fili, Poſtmeiſter in Zernetz, Jakob Spinas von Tinzen, Zinsli von Scharans und A. folgen. Minder gefährlich iſt das von den weniger hervorragenden Jägern geſellſchaftlich unternommene Treibjagen auf Gemſen. Es findet meiſt in den ziemlich wildarmen Voralpen ſtatt und nähert ſich in manchen Beziehungen der organiſirten hohen Jagd des Flachlandes, weil eine Aufſtellung der Jäger, wie beim Anſtand, ſtattfindet und oft auch Hunde zum Zutreiben benutzt werden. Dieſe Jagdweiſe hat indeſſen auch wieder ihre eigenthümlichen Fährlichkeiten, die nach der Urſache und Veranlaſſung bei der Solojagd verhältnißmäßig weniger vorkommen können. Wie bei jedem Treibjagen, ſo muß auch hier ein Plan, eine gewiſſe Ver¬ ſtändigung unter den Jägern und Treibern ſtattfinden; wird die getroffene Abrede durch einen der im Gebirge leicht möglichen, unvorhergeſehenen Zwiſchenfälle nicht genau inne gehalten, ſo iſt leicht ein gänzliches Fehlſchlagen des Jagdtages das Reſultat vieler Anſtrengungen. Einen ſolchen Moment repräſentirt unſer Bild. Drei wohlgeübte Schützen des Appenzellerlandes jagten an der Gloggeren, jener hohen Wand ſüdöſtlich von der Seealp, an dem Wege gelegen, wenn man vom Weißbad über Meglisalp zum Sentis aufſteigt. Einer derſelben ging dieſen unteren Weg, ein zweiter droben über Marwies, und der dritte Jäger über ein ſchma¬ les Raſenband an der Felſenwand, zwiſchen den beiden zuerſt Ge¬ nannten. Auf dieſes Raſenband waren die Gemſen getrieben. Der zu unterſt und zu oberſt Gehende hatten leichteren Marſch und

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Zitationshilfe: Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/462>, abgerufen am 21.11.2024.