Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

gezogen zu werden,
Cives machen kan, man sage auch auf Seiten
der Atheisten, was man wolle. Wäre bey
solchen Casibus was außerordentliches, so wür-
den doch von den Gelehrten aus den Acten leicht
merckwürdige Vestigia einer besondern Göttli-
chen, oder Teufelischen Würckung, wenn auch
nur auf eine sehr wahrscheinliche Weise, können
entdecket werden. Denn in solchen Dingen,
wo die Frage ist, ob etwas natürlich, oder über-
natürlich sey, zu einer demonstrativischen Ge-
wisheit zu gelangen, welche entweder auf das
Zeugniß der äußerlichen Sinne und der Erfah-
rung, oder auf unwidertreibliche Vernunfft-
Schlüße sich gründet, ist ohne dem keine Hoff-
nung; weil es mit GOttes Weisheit streiten
würde, den Glauben auf Erden auf solche Weise
gleichsam in Schauen zu verkehren, und folgent-
lich so gar der menschlichen Freyheit in einem
Stücke Gewalt zu thun.

Anno 1688.
§. 12.

Unter solche seltsame Dinge, die sich unter
den Menschen auf Erden ereignen, und die noch
in lauter Nacht und Finsterniß liegen, mögen auch
billig die Träume gerechnet werden; welche ich,
wegen obangeführter Ursache, in diesem Tractate
auch hier und dar werde zu erzehlen haben, weil

ich
D 5

gezogen zu werden,
Cives machen kan, man ſage auch auf Seiten
der Atheiſten, was man wolle. Waͤre bey
ſolchen Caſibus was außerordentliches, ſo wuͤr-
den doch von den Gelehrten aus den Acten leicht
merckwuͤrdige Veſtigia einer beſondern Goͤttli-
chen, oder Teufeliſchen Wuͤrckung, wenn auch
nur auf eine ſehr wahrſcheinliche Weiſe, koͤnnen
entdecket werden. Denn in ſolchen Dingen,
wo die Frage iſt, ob etwas natuͤrlich, oder uͤber-
natuͤrlich ſey, zu einer demonſtrativiſchen Ge-
wisheit zu gelangen, welche entweder auf das
Zeugniß der aͤußerlichen Sinne und der Erfah-
rung, oder auf unwidertreibliche Vernunfft-
Schluͤße ſich gruͤndet, iſt ohne dem keine Hoff-
nung; weil es mit GOttes Weisheit ſtreiten
wuͤrde, den Glauben auf Erden auf ſolche Weiſe
gleichſam in Schauen zu verkehren, und folgent-
lich ſo gar der menſchlichen Freyheit in einem
Stuͤcke Gewalt zu thun.

Anno 1688.
§. 12.

Unter ſolche ſeltſame Dinge, die ſich unter
den Menſchen auf Erden ereignen, und die noch
in lauter Nacht und Finſterniß liegen, moͤgen auch
billig die Traͤume gerechnet werden; welche ich,
wegen obangefuͤhrter Urſache, in dieſem Tractate
auch hier und dar werde zu erzehlen haben, weil

ich
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0103" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">gezogen zu werden,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Cives</hi> machen kan, man &#x017F;age auch auf Seiten<lb/>
der Athei&#x017F;ten, was man wolle. Wa&#x0364;re bey<lb/>
&#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;ibus</hi> was außerordentliches, &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
den doch von den Gelehrten aus den <hi rendition="#aq">Act</hi>en leicht<lb/>
merckwu&#x0364;rdige <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;tigia</hi> einer be&#x017F;ondern Go&#x0364;ttli-<lb/>
chen, oder Teufeli&#x017F;chen Wu&#x0364;rckung, wenn auch<lb/>
nur auf eine &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinliche Wei&#x017F;e, ko&#x0364;nnen<lb/>
entdecket werden. Denn in &#x017F;olchen Dingen,<lb/>
wo die Frage i&#x017F;t, ob etwas natu&#x0364;rlich, oder u&#x0364;ber-<lb/>
natu&#x0364;rlich &#x017F;ey, zu einer <hi rendition="#aq">demon&#x017F;trativi</hi>&#x017F;chen Ge-<lb/>
wisheit zu gelangen, welche entweder auf das<lb/>
Zeugniß der a&#x0364;ußerlichen Sinne und der Erfah-<lb/>
rung, oder auf unwidertreibliche Vernunfft-<lb/>
Schlu&#x0364;ße &#x017F;ich gru&#x0364;ndet, i&#x017F;t ohne dem keine Hoff-<lb/>
nung; weil es mit GOttes Weisheit &#x017F;treiten<lb/>
wu&#x0364;rde, den Glauben auf Erden auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e<lb/>
gleich&#x017F;am in Schauen zu verkehren, und folgent-<lb/>
lich &#x017F;o gar der men&#x017F;chlichen Freyheit in einem<lb/>
Stu&#x0364;cke Gewalt zu thun.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1688.</hi><lb/>
§. 12.</head><lb/>
        <p>Unter &#x017F;olche &#x017F;elt&#x017F;ame Dinge, die &#x017F;ich unter<lb/>
den Men&#x017F;chen auf Erden ereignen, und die noch<lb/>
in lauter Nacht und Fin&#x017F;terniß liegen, mo&#x0364;gen auch<lb/>
billig die Tra&#x0364;ume gerechnet werden; welche ich,<lb/>
wegen obangefu&#x0364;hrter Ur&#x017F;ache, in die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Tractate</hi><lb/>
auch hier und dar werde zu erzehlen haben, weil<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0103] gezogen zu werden, Cives machen kan, man ſage auch auf Seiten der Atheiſten, was man wolle. Waͤre bey ſolchen Caſibus was außerordentliches, ſo wuͤr- den doch von den Gelehrten aus den Acten leicht merckwuͤrdige Veſtigia einer beſondern Goͤttli- chen, oder Teufeliſchen Wuͤrckung, wenn auch nur auf eine ſehr wahrſcheinliche Weiſe, koͤnnen entdecket werden. Denn in ſolchen Dingen, wo die Frage iſt, ob etwas natuͤrlich, oder uͤber- natuͤrlich ſey, zu einer demonſtrativiſchen Ge- wisheit zu gelangen, welche entweder auf das Zeugniß der aͤußerlichen Sinne und der Erfah- rung, oder auf unwidertreibliche Vernunfft- Schluͤße ſich gruͤndet, iſt ohne dem keine Hoff- nung; weil es mit GOttes Weisheit ſtreiten wuͤrde, den Glauben auf Erden auf ſolche Weiſe gleichſam in Schauen zu verkehren, und folgent- lich ſo gar der menſchlichen Freyheit in einem Stuͤcke Gewalt zu thun. Anno 1688. §. 12. Unter ſolche ſeltſame Dinge, die ſich unter den Menſchen auf Erden ereignen, und die noch in lauter Nacht und Finſterniß liegen, moͤgen auch billig die Traͤume gerechnet werden; welche ich, wegen obangefuͤhrter Urſache, in dieſem Tractate auch hier und dar werde zu erzehlen haben, weil ich D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/103
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/103>, abgerufen am 22.11.2024.