hat fie doch wohl die Gespenster, und den Teufel manchmal auch in diejenigen Oerter der Welt gebracht, wo er doch noch nicht zu finden gewe- sen. Zum wenigsten muste ein groß Maaß der- selben wohl bey mir Ursache seyn, daß ich fürch- tete, wo nichts zu fürchten war, und mehr sahe und hörte, als zu sehen und zu hören war. Und dieses um so viel eher, weil die Leute bey denen ich wohnte, und deren Stube ich mit zu geniessen hatte, mit so viel Aberglauben, und thörichten Meynungen von Hexereyen, und Gespenstern angefüllet waren, als ich mit sechs-füßigen Thie- ren, die als getreue Gefehrten mit mir auch in die Stadt gezogen waren.
Sie sagten mir, im Hofe zur lincken Seite hinter dem Gange wäre es nicht richtig; es müste ein Schatz da begraben liegen; denn man höre es in der Nacht manchmal Geld zehlen, und sprühe auch zuweilen mit Feuer. Jch sahe und hörete gar bald diese Dinge auch; und ich glaube, ich würde noch mehr gesehen und gehö- ret haben, wenn sie mir nur noch mehr gesaget hätten. Jch kam einst um 11. Uhr erst nach Hause, so daß die Brandtewein-Gäste schon hinweg, und es im Hause gantz finster war. Da sahe ich in Wahrheit, oder doch meine Furcht und Einbildung, daß es Feuer im Winckel sprühete, so daß ich blaß, und halb todt kaum
wuste,
E
in deßen Hauſe
hat fie doch wohl die Geſpenſter, und den Teufel manchmal auch in diejenigen Oerter der Welt gebracht, wo er doch noch nicht zu finden gewe- ſen. Zum wenigſten muſte ein groß Maaß der- ſelben wohl bey mir Urſache ſeyn, daß ich fuͤrch- tete, wo nichts zu fuͤrchten war, und mehr ſahe und hoͤrte, als zu ſehen und zu hoͤren war. Und dieſes um ſo viel eher, weil die Leute bey denen ich wohnte, und deren Stube ich mit zu genieſſen hatte, mit ſo viel Aberglauben, und thoͤrichten Meynungen von Hexereyen, und Geſpenſtern angefuͤllet waren, als ich mit ſechs-fuͤßigen Thie- ren, die als getreue Gefehrten mit mir auch in die Stadt gezogen waren.
Sie ſagten mir, im Hofe zur lincken Seite hinter dem Gange waͤre es nicht richtig; es muͤſte ein Schatz da begraben liegen; denn man hoͤre es in der Nacht manchmal Geld zehlen, und ſpruͤhe auch zuweilen mit Feuer. Jch ſahe und hoͤrete gar bald dieſe Dinge auch; und ich glaube, ich wuͤrde noch mehr geſehen und gehoͤ- ret haben, wenn ſie mir nur noch mehr geſaget haͤtten. Jch kam einſt um 11. Uhr erſt nach Hauſe, ſo daß die Brandtewein-Gaͤſte ſchon hinweg, und es im Hauſe gantz finſter war. Da ſahe ich in Wahrheit, oder doch meine Furcht und Einbildung, daß es Feuer im Winckel ſpruͤhete, ſo daß ich blaß, und halb todt kaum
wuſte,
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[65/0111]
in deßen Hauſe
hat fie doch wohl die Geſpenſter, und den Teufel
manchmal auch in diejenigen Oerter der Welt
gebracht, wo er doch noch nicht zu finden gewe-
ſen. Zum wenigſten muſte ein groß Maaß der-
ſelben wohl bey mir Urſache ſeyn, daß ich fuͤrch-
tete, wo nichts zu fuͤrchten war, und mehr ſahe
und hoͤrte, als zu ſehen und zu hoͤren war. Und
dieſes um ſo viel eher, weil die Leute bey denen
ich wohnte, und deren Stube ich mit zu genieſſen
hatte, mit ſo viel Aberglauben, und thoͤrichten
Meynungen von Hexereyen, und Geſpenſtern
angefuͤllet waren, als ich mit ſechs-fuͤßigen Thie-
ren, die als getreue Gefehrten mit mir auch in die
Stadt gezogen waren.
Sie ſagten mir, im Hofe zur lincken Seite
hinter dem Gange waͤre es nicht richtig; es muͤſte
ein Schatz da begraben liegen; denn man hoͤre
es in der Nacht manchmal Geld zehlen, und
ſpruͤhe auch zuweilen mit Feuer. Jch ſahe
und hoͤrete gar bald dieſe Dinge auch; und ich
glaube, ich wuͤrde noch mehr geſehen und gehoͤ-
ret haben, wenn ſie mir nur noch mehr geſaget
haͤtten. Jch kam einſt um 11. Uhr erſt nach
Hauſe, ſo daß die Brandtewein-Gaͤſte ſchon
hinweg, und es im Hauſe gantz finſter war.
Da ſahe ich in Wahrheit, oder doch meine Furcht
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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