Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite
durch unvorfichtigen
Anno 1692.
§. 18.

Wenn der Mensch sündiget, so bindet er
sich selbst eine Ruthe auf seinen eigenen Rücken,
und ist nicht leicht eine Plage, noch Noth, die
er sich nicht, wenn man es recht untersuchet,
durch Missethaten, und Laster zuziehet, welche
der weise GOtt durch ein natürliches Band auf
das genaueste mit dem Unglück, so drauf folget,
verknüpffet, so daß das Unglück nicht außen blei-
bet, es komme wenn, wo, und wie es wolle.
Noch einmahl auf den vorigen Prediger zu kom-
men, so hatte derselbe unter andern eine Magd,
die mir nicht ungeneigt war, und die, weil sie
mannbar, gerne von verliebten Sachen mit mir
redete. Jch war auch ein Jüngling von 161/2.
Jahren, und hörte solche Dinge nur allzu gerne
mit an, und aus Liebe ihr zu gefallen, und ihre
Ohren jückend zu machen, erzehlte ich ihr eben,
was ich von der zukünfftigen Magd, so ins
Haus kommen solte, da und dort gehöret hatte.
Wäre dieser Umstand nicht gewesen, so würde
ich allen den Verdrüßlichkeiten, so mir in dem
damahligen Jahre Noth genug machten, und
eine rechte gute Züchtigung vor meine Geilheit
und Leichtsinnigkeit waren, entgangen seyn.
Es verursachte aber auch diese Avanture, daß

ich
durch unvorfichtigen
Anno 1692.
§. 18.

Wenn der Menſch ſuͤndiget, ſo bindet er
ſich ſelbſt eine Ruthe auf ſeinen eigenen Ruͤcken,
und iſt nicht leicht eine Plage, noch Noth, die
er ſich nicht, wenn man es recht unterſuchet,
durch Miſſethaten, und Laſter zuziehet, welche
der weiſe GOtt durch ein natuͤrliches Band auf
das genaueſte mit dem Ungluͤck, ſo drauf folget,
verknuͤpffet, ſo daß das Ungluͤck nicht außen blei-
bet, es komme wenn, wo, und wie es wolle.
Noch einmahl auf den vorigen Prediger zu kom-
men, ſo hatte derſelbe unter andern eine Magd,
die mir nicht ungeneigt war, und die, weil ſie
mannbar, gerne von verliebten Sachen mit mir
redete. Jch war auch ein Juͤngling von 16½.
Jahren, und hoͤrte ſolche Dinge nur allzu gerne
mit an, und aus Liebe ihr zu gefallen, und ihre
Ohren juͤckend zu machen, erzehlte ich ihr eben,
was ich von der zukuͤnfftigen Magd, ſo ins
Haus kommen ſolte, da und dort gehoͤret hatte.
Waͤre dieſer Umſtand nicht geweſen, ſo wuͤrde
ich allen den Verdruͤßlichkeiten, ſo mir in dem
damahligen Jahre Noth genug machten, und
eine rechte gute Zuͤchtigung vor meine Geilheit
und Leichtſinnigkeit waren, entgangen ſeyn.
Es verurſachte aber auch dieſe Avanture, daß

ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0128" n="82"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">durch unvorfichtigen</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1692.</hi><lb/>
§. 18.</head><lb/>
        <p>Wenn der Men&#x017F;ch &#x017F;u&#x0364;ndiget, &#x017F;o bindet er<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t eine Ruthe auf &#x017F;einen eigenen Ru&#x0364;cken,<lb/>
und i&#x017F;t nicht leicht eine Plage, noch Noth, die<lb/>
er &#x017F;ich nicht, wenn man es recht unter&#x017F;uchet,<lb/>
durch Mi&#x017F;&#x017F;ethaten, und La&#x017F;ter zuziehet, welche<lb/>
der wei&#x017F;e GOtt durch ein natu&#x0364;rliches Band auf<lb/>
das genaue&#x017F;te mit dem Unglu&#x0364;ck, &#x017F;o drauf folget,<lb/>
verknu&#x0364;pffet, &#x017F;o daß das Unglu&#x0364;ck nicht außen blei-<lb/>
bet, es komme wenn, wo, und wie es wolle.<lb/>
Noch einmahl auf den vorigen Prediger zu kom-<lb/>
men, &#x017F;o hatte der&#x017F;elbe unter andern eine Magd,<lb/>
die mir nicht ungeneigt war, und die, weil &#x017F;ie<lb/>
mannbar, gerne von verliebten Sachen mit mir<lb/>
redete. Jch war auch ein Ju&#x0364;ngling von 16½.<lb/>
Jahren, und ho&#x0364;rte &#x017F;olche Dinge nur allzu gerne<lb/>
mit an, und aus Liebe ihr zu gefallen, und ihre<lb/>
Ohren ju&#x0364;ckend zu machen, erzehlte ich ihr eben,<lb/>
was ich von der zuku&#x0364;nfftigen Magd, &#x017F;o ins<lb/>
Haus kommen &#x017F;olte, da und dort geho&#x0364;ret hatte.<lb/>
Wa&#x0364;re die&#x017F;er Um&#x017F;tand nicht gewe&#x017F;en, &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
ich allen den Verdru&#x0364;ßlichkeiten, &#x017F;o mir in dem<lb/>
damahligen Jahre Noth genug machten, und<lb/>
eine rechte gute Zu&#x0364;chtigung vor meine Geilheit<lb/>
und Leicht&#x017F;innigkeit waren, entgangen &#x017F;eyn.<lb/>
Es verur&#x017F;achte aber auch die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Avanture,</hi> daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0128] durch unvorfichtigen Anno 1692. §. 18. Wenn der Menſch ſuͤndiget, ſo bindet er ſich ſelbſt eine Ruthe auf ſeinen eigenen Ruͤcken, und iſt nicht leicht eine Plage, noch Noth, die er ſich nicht, wenn man es recht unterſuchet, durch Miſſethaten, und Laſter zuziehet, welche der weiſe GOtt durch ein natuͤrliches Band auf das genaueſte mit dem Ungluͤck, ſo drauf folget, verknuͤpffet, ſo daß das Ungluͤck nicht außen blei- bet, es komme wenn, wo, und wie es wolle. Noch einmahl auf den vorigen Prediger zu kom- men, ſo hatte derſelbe unter andern eine Magd, die mir nicht ungeneigt war, und die, weil ſie mannbar, gerne von verliebten Sachen mit mir redete. Jch war auch ein Juͤngling von 16½. Jahren, und hoͤrte ſolche Dinge nur allzu gerne mit an, und aus Liebe ihr zu gefallen, und ihre Ohren juͤckend zu machen, erzehlte ich ihr eben, was ich von der zukuͤnfftigen Magd, ſo ins Haus kommen ſolte, da und dort gehoͤret hatte. Waͤre dieſer Umſtand nicht geweſen, ſo wuͤrde ich allen den Verdruͤßlichkeiten, ſo mir in dem damahligen Jahre Noth genug machten, und eine rechte gute Zuͤchtigung vor meine Geilheit und Leichtſinnigkeit waren, entgangen ſeyn. Es verurſachte aber auch dieſe Avanture, daß ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/128
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/128>, abgerufen am 24.11.2024.