ter andern herrühren möchte. Jch stellte mich zu rechter Zeit des Abends zuvor in Crossen ein. Die gantze Nacht drauf war ein schrecklich Donner- Wetter, daß niemand schlaffen kunte. Und des Sonntags nach Mittag in der Vesper war es sehr heiß und geschwüle, daß ich mein lebtag in keiner Predigt so sehr, als in dieser, geschwitzet habe. Doch hatte sie dem Patrono gar wohl ge- fallen, so daß er gegen den Prediger, der des Mor- gens substituiret, sich gleich nach der Predigt ver- nehmen lassen: Diesen wolte er vociren und keinen andern. Er hatte ein großes Wohlgefallen an den Thematibus, so des Morgens von diesem benachbarten Prediger, und in der Vesper von mir pro concione waren abgehandelt worden. Der ordinirte Morgen-Prediger hatte über seine Predigt, und über das Evangelium die Uber- schrifft gemacht: GOtt und genug; und meine Uberschrifft, welche ich über die Epistel an statt der Proposition machte, lautete: Nun oder niemahls,occasione verborum,als wir denn nun Zeit haben. Jch blieb bey ihm die folgende Nacht bis auf den Montag zu Mittage, binnen welcher Zeit, und sonderlich beym Abend-Essen, er mich auf allerhand Weise probirte. Nach der Predigt bekam er Briefe und Zeitung von der glücklichen Weltberühmten Schlacht bey Höchstädt, und discourirte mit
mir
Thut in Croſſen eine Gaſt-Predigt,
ter andern herruͤhren moͤchte. Jch ſtellte mich zu rechter Zeit des Abends zuvor in Croſſen ein. Die gantze Nacht drauf war ein ſchrecklich Donner- Wetter, daß niemand ſchlaffen kunte. Und des Sonntags nach Mittag in der Veſper war es ſehr heiß und geſchwuͤle, daß ich mein lebtag in keiner Predigt ſo ſehr, als in dieſer, geſchwitzet habe. Doch hatte ſie dem Patrono gar wohl ge- fallen, ſo daß er gegen den Prediger, der des Mor- gens ſubſtituiret, ſich gleich nach der Predigt ver- nehmen laſſen: Dieſen wolte er vociren und keinen andern. Er hatte ein großes Wohlgefallen an den Thematibus, ſo des Morgens von dieſem benachbarten Prediger, und in der Veſper von mir pro concione waren abgehandelt worden. Der ordinirte Morgen-Prediger hatte uͤber ſeine Predigt, und uͤber das Evangelium die Uber- ſchrifft gemacht: GOtt und genug; und meine Uberſchrifft, welche ich uͤber die Epiſtel an ſtatt der Propoſition machte, lautete: Nun oder niemahls,occaſione verborum,als wir denn nun Zeit haben. Jch blieb bey ihm die folgende Nacht bis auf den Montag zu Mittage, binnen welcher Zeit, und ſonderlich beym Abend-Eſſen, er mich auf allerhand Weiſe probirte. Nach der Predigt bekam er Briefe und Zeitung von der gluͤcklichen Weltberuͤhmten Schlacht bey Hoͤchſtaͤdt, und diſcourirte mit
mir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0298"n="252"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Thut in Croſſen eine Gaſt-Predigt,</hi></fw><lb/>
ter andern herruͤhren moͤchte. Jch ſtellte mich<lb/>
zu rechter Zeit des Abends zuvor in Croſſen ein. Die<lb/>
gantze Nacht drauf war ein ſchrecklich Donner-<lb/>
Wetter, daß niemand ſchlaffen kunte. Und<lb/>
des Sonntags nach Mittag in der <hirendition="#aq">Veſper</hi> war<lb/>
es ſehr heiß und geſchwuͤle, daß ich mein lebtag<lb/>
in keiner Predigt ſo ſehr, als in dieſer, geſchwitzet<lb/>
habe. Doch hatte ſie dem <hirendition="#aq">Patrono</hi> gar wohl ge-<lb/>
fallen, ſo daß er gegen den Prediger, der des Mor-<lb/>
gens <hirendition="#aq">ſubſtitui</hi>ret, ſich gleich nach der Predigt ver-<lb/>
nehmen laſſen: Dieſen wolte er <hirendition="#aq">voci</hi>ren und keinen<lb/>
andern. Er hatte ein großes Wohlgefallen an<lb/>
den <hirendition="#aq">Thematibus,</hi>ſo des Morgens von dieſem<lb/>
benachbarten Prediger, und in der <hirendition="#aq">Veſper</hi> von<lb/>
mir <hirendition="#aq">pro concione</hi> waren abgehandelt worden.<lb/>
Der <hirendition="#aq">ordini</hi>rte Morgen-Prediger hatte uͤber ſeine<lb/>
Predigt, und uͤber das Evangelium die Uber-<lb/>ſchrifft gemacht: <hirendition="#fr">GOtt und genug;</hi> und<lb/>
meine Uberſchrifft, welche ich uͤber die Epiſtel<lb/>
an ſtatt der <hirendition="#aq">Propoſition</hi> machte, lautete: <hirendition="#fr">Nun<lb/>
oder niemahls,</hi><hirendition="#aq">occaſione verborum,</hi><hirendition="#fr">als<lb/>
wir denn nun Zeit haben.</hi> Jch blieb bey<lb/>
ihm die folgende Nacht bis auf den Montag zu<lb/>
Mittage, binnen welcher Zeit, und ſonderlich<lb/>
beym Abend-Eſſen, er mich auf allerhand Weiſe<lb/><hirendition="#aq">probi</hi>rte. Nach der Predigt bekam er Briefe<lb/>
und Zeitung von der gluͤcklichen Weltberuͤhmten<lb/>
Schlacht bey Hoͤchſtaͤdt, und <hirendition="#aq">diſcouri</hi>rte mit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mir</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[252/0298]
Thut in Croſſen eine Gaſt-Predigt,
ter andern herruͤhren moͤchte. Jch ſtellte mich
zu rechter Zeit des Abends zuvor in Croſſen ein. Die
gantze Nacht drauf war ein ſchrecklich Donner-
Wetter, daß niemand ſchlaffen kunte. Und
des Sonntags nach Mittag in der Veſper war
es ſehr heiß und geſchwuͤle, daß ich mein lebtag
in keiner Predigt ſo ſehr, als in dieſer, geſchwitzet
habe. Doch hatte ſie dem Patrono gar wohl ge-
fallen, ſo daß er gegen den Prediger, der des Mor-
gens ſubſtituiret, ſich gleich nach der Predigt ver-
nehmen laſſen: Dieſen wolte er vociren und keinen
andern. Er hatte ein großes Wohlgefallen an
den Thematibus, ſo des Morgens von dieſem
benachbarten Prediger, und in der Veſper von
mir pro concione waren abgehandelt worden.
Der ordinirte Morgen-Prediger hatte uͤber ſeine
Predigt, und uͤber das Evangelium die Uber-
ſchrifft gemacht: GOtt und genug; und
meine Uberſchrifft, welche ich uͤber die Epiſtel
an ſtatt der Propoſition machte, lautete: Nun
oder niemahls, occaſione verborum, als
wir denn nun Zeit haben. Jch blieb bey
ihm die folgende Nacht bis auf den Montag zu
Mittage, binnen welcher Zeit, und ſonderlich
beym Abend-Eſſen, er mich auf allerhand Weiſe
probirte. Nach der Predigt bekam er Briefe
und Zeitung von der gluͤcklichen Weltberuͤhmten
Schlacht bey Hoͤchſtaͤdt, und diſcourirte mit
mir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/298>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.