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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Plage wiederum befreyet,
auch ein Exempel von dem Guten geben, und
zeigen wollen, wie auch das Erkänntniß dessel-
ben
in den Leib, und die Beschaffenheit des
Leibes wiederum das Andencken desselben Gu-
ten würcken könne. Zu meinem gegenwärti-
gen Vorhaben darff ich nur bey den Ubeln,
sonderlich nur bey den großen Ubeln stehen blei-
ben. Du wirst ohne mein Erinnern wissen,
was große Ubel sind, welche schier nach dem
gemeinen Urtheil aller Menschen als groß an-
gesehen werden. Hölle, Teufel, ewige Ver-
dammniß, GOttes Zorn, Armuth, Schande
vor der Welt, Feuers-Brünste, große Don-
ner-Wetter, Todes-Fälle, v. g. da einer ge-
spiesset, gerädert wird: Unglücks-Fälle, da
einer von Dächern sich zu Tode fället, ein an-
derer ersaufft, oder erstochen wird, und auch
einige ansteckende Kranckheiten, die rothe Ruhr,
die Fleck-Fieber, die Pest selber, sind lauter
Ubel, die von den Menschen vor groß gehal-
ten werden, und von denen sie mit Erstaunen,
mit Seuffzen, und ängstlich-thun zu andern off-
ters reden.

Unter diesen Ubeln, so schrecklich anzuse-
hen, und vor welchen die Menschen auch zu
erschrecken pflegen, ist, wenn schon nicht das
allergröste, doch in Wahrheit eines der grösten,
der Selbst-Mord, da ein Mensch sich selbst

tödtet;
U 2

Plage wiederum befreyet,
auch ein Exempel von dem Guten geben, und
zeigen wollen, wie auch das Erkaͤnntniß deſſel-
ben
in den Leib, und die Beſchaffenheit des
Leibes wiederum das Andencken deſſelben Gu-
ten wuͤrcken koͤnne. Zu meinem gegenwaͤrti-
gen Vorhaben darff ich nur bey den Ubeln,
ſonderlich nur bey den großen Ubeln ſtehen blei-
ben. Du wirſt ohne mein Erinnern wiſſen,
was große Ubel ſind, welche ſchier nach dem
gemeinen Urtheil aller Menſchen als groß an-
geſehen werden. Hoͤlle, Teufel, ewige Ver-
dammniß, GOttes Zorn, Armuth, Schande
vor der Welt, Feuers-Bruͤnſte, große Don-
ner-Wetter, Todes-Faͤlle, v. g. da einer ge-
ſpieſſet, geraͤdert wird: Ungluͤcks-Faͤlle, da
einer von Daͤchern ſich zu Tode faͤllet, ein an-
derer erſaufft, oder erſtochen wird, und auch
einige anſteckende Kranckheiten, die rothe Ruhr,
die Fleck-Fieber, die Peſt ſelber, ſind lauter
Ubel, die von den Menſchen vor groß gehal-
ten werden, und von denen ſie mit Erſtaunen,
mit Seuffzen, und aͤngſtlich-thun zu andern off-
ters reden.

Unter dieſen Ubeln, ſo ſchrecklich anzuſe-
hen, und vor welchen die Menſchen auch zu
erſchrecken pflegen, iſt, wenn ſchon nicht das
allergroͤſte, doch in Wahrheit eines der groͤſten,
der Selbſt-Mord, da ein Menſch ſich ſelbſt

toͤdtet;
U 2
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[307/0353] Plage wiederum befreyet, auch ein Exempel von dem Guten geben, und zeigen wollen, wie auch das Erkaͤnntniß deſſel- ben in den Leib, und die Beſchaffenheit des Leibes wiederum das Andencken deſſelben Gu- ten wuͤrcken koͤnne. Zu meinem gegenwaͤrti- gen Vorhaben darff ich nur bey den Ubeln, ſonderlich nur bey den großen Ubeln ſtehen blei- ben. Du wirſt ohne mein Erinnern wiſſen, was große Ubel ſind, welche ſchier nach dem gemeinen Urtheil aller Menſchen als groß an- geſehen werden. Hoͤlle, Teufel, ewige Ver- dammniß, GOttes Zorn, Armuth, Schande vor der Welt, Feuers-Bruͤnſte, große Don- ner-Wetter, Todes-Faͤlle, v. g. da einer ge- ſpieſſet, geraͤdert wird: Ungluͤcks-Faͤlle, da einer von Daͤchern ſich zu Tode faͤllet, ein an- derer erſaufft, oder erſtochen wird, und auch einige anſteckende Kranckheiten, die rothe Ruhr, die Fleck-Fieber, die Peſt ſelber, ſind lauter Ubel, die von den Menſchen vor groß gehal- ten werden, und von denen ſie mit Erſtaunen, mit Seuffzen, und aͤngſtlich-thun zu andern off- ters reden. Unter dieſen Ubeln, ſo ſchrecklich anzuſe- hen, und vor welchen die Menſchen auch zu erſchrecken pflegen, iſt, wenn ſchon nicht das allergroͤſte, doch in Wahrheit eines der groͤſten, der Selbſt-Mord, da ein Menſch ſich ſelbſt toͤdtet; U 2

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/353>, abgerufen am 22.11.2024.