Herr Lic. Teller gab mir davon beyzeiten Nach- richt, und muste ich mich auf sein Einrathen schon auf die Rede, und Compliment geschickt machen, mit welchem ich die Vocation auf dem Rath-Hause acceptiren solte, indem der Tag zur Wahl schon bestimmet war. Aber siehe, was geschicht? Da es zur Wahl kam, und Herr Plaz, der damahls Consul regens war, sich nicht den geringsten Widerspruch eingebildet hatte, so brachte ein ander Herr Bürgermeister, welcher dem Herr M. Ketner sein Votum gab, die Händel auf das Tapet, die ich in Breßlau mit Herr Inspector Neumannen gehabt hatte, und wuste dieselben mit solchen Umständen vor- zutragen, daß deren zwey ihr Votum, so sie mir gegeben, zurücke zogen, und also die Wahl vor Herr M. Ketnern ausfiel. Herr Plaz wuste von dieser gantzen Affaire mit Neumannen nichts, und also muste er sich es gefallen lassen, daß er überstimmet wurde. Jch muste ihm die gantze Sache nach der Zeit erzehlen, und mir den Herrn Inspector in Breßlau ein Testi- monium geben lassen, damit er sich ein ander- mahl damit schützen, und solches im Fall der Noth produciren könte; welches ich auch vom Herrn Inspector, obwol mit großer Mühe in solchen Formalien erhielt, daß ich damit zufrie- den seyn kunte.
Anno
wie man auch in Leipzig gethan:
Herr Lic. Teller gab mir davon beyzeiten Nach- richt, und muſte ich mich auf ſein Einrathen ſchon auf die Rede, und Compliment geſchickt machen, mit welchem ich die Vocation auf dem Rath-Hauſe acceptiren ſolte, indem der Tag zur Wahl ſchon beſtimmet war. Aber ſiehe, was geſchicht? Da es zur Wahl kam, und Herr Plaz, der damahls Conſul regens war, ſich nicht den geringſten Widerſpruch eingebildet hatte, ſo brachte ein ander Herr Buͤrgermeiſter, welcher dem Herr M. Ketner ſein Votum gab, die Haͤndel auf das Tapet, die ich in Breßlau mit Herr Inſpector Neumannen gehabt hatte, und wuſte dieſelben mit ſolchen Umſtaͤnden vor- zutragen, daß deren zwey ihr Votum, ſo ſie mir gegeben, zuruͤcke zogen, und alſo die Wahl vor Herr M. Ketnern ausfiel. Herr Plaz wuſte von dieſer gantzen Affaire mit Neumannen nichts, und alſo muſte er ſich es gefallen laſſen, daß er uͤberſtimmet wurde. Jch muſte ihm die gantze Sache nach der Zeit erzehlen, und mir den Herrn Inſpector in Breßlau ein Teſti- monium geben laſſen, damit er ſich ein ander- mahl damit ſchuͤtzen, und ſolches im Fall der Noth produciren koͤnte; welches ich auch vom Herrn Inſpector, obwol mit großer Muͤhe in ſolchen Formalien erhielt, daß ich damit zufrie- den ſeyn kunte.
Anno
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wie man auch in Leipzig gethan:
Herr Lic. Teller gab mir davon beyzeiten Nach-
richt, und muſte ich mich auf ſein Einrathen
ſchon auf die Rede, und Compliment geſchickt
machen, mit welchem ich die Vocation auf dem
Rath-Hauſe acceptiren ſolte, indem der Tag
zur Wahl ſchon beſtimmet war. Aber ſiehe,
was geſchicht? Da es zur Wahl kam, und
Herr Plaz, der damahls Conſul regens war,
ſich nicht den geringſten Widerſpruch eingebildet
hatte, ſo brachte ein ander Herr Buͤrgermeiſter,
welcher dem Herr M. Ketner ſein Votum gab,
die Haͤndel auf das Tapet, die ich in Breßlau
mit Herr Inſpector Neumannen gehabt hatte,
und wuſte dieſelben mit ſolchen Umſtaͤnden vor-
zutragen, daß deren zwey ihr Votum, ſo ſie
mir gegeben, zuruͤcke zogen, und alſo die Wahl
vor Herr M. Ketnern ausfiel. Herr Plaz wuſte
von dieſer gantzen Affaire mit Neumannen
nichts, und alſo muſte er ſich es gefallen laſſen,
daß er uͤberſtimmet wurde. Jch muſte ihm
die gantze Sache nach der Zeit erzehlen, und
mir den Herrn Inſpector in Breßlau ein Teſti-
monium geben laſſen, damit er ſich ein ander-
mahl damit ſchuͤtzen, und ſolches im Fall der
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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