Gegen Michael ward mein Zustand ein we- nig leidlicher, und mag wohl die starcke Purganz, davon ich oben Meldung gethan, etwas däzu beygetragen haben. Jch glaube auch, die Purganz würde noch einen bessern Effect gehabt haben, wenn nicht an eben dem Tage, da ich laxirte, zu meinem Unglück der verwirrte Kerl, der Time, sich auf meinem Saale hätte wieder antreffen lassen, und mich in neues Bekümmer- niß gesetzet hätte. Denn er kam von meinem Famulo heraus, und muste also mit Betrübniß sehen, daß mein Famulus den Schwärmer noch nicht gäntzlich abandonniret hätte, sondern mit ihm noch Bekanntschafft unterhielte, da er mich doch vor dem Jahre in solche unbeschreibliche Angst gesetzet, und ich ihm auch allen fernern Umgang mit demselben untersaget hatte. Jn dem fol- genden 1716. Jahre waren diese Ubel, so das vo- rige Jahr mich höchst miserable gemacht hatten, ziemlich geschwächet worden, ob sie gleich nicht gantz aufgehöret, so daß ich auch vermögend war die Predigten in einem Morgen, des Freytags, oder Sonnabends zu concipiren; welches ich sonst zu thun nicht vermögend gewesen. Weil bey solchen miserablen Zufällen des Leibes und
Gemü-
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Und obſchon das
Anno 1716. §. 133.
Gegen Michael ward mein Zuſtand ein we- nig leidlicher, und mag wohl die ſtarcke Purganz, davon ich oben Meldung gethan, etwas daͤzu beygetragen haben. Jch glaube auch, die Purganz wuͤrde noch einen beſſern Effect gehabt haben, wenn nicht an eben dem Tage, da ich laxirte, zu meinem Ungluͤck der verwirrte Kerl, der Time, ſich auf meinem Saale haͤtte wieder antreffen laſſen, und mich in neues Bekuͤmmer- niß geſetzet haͤtte. Denn er kam von meinem Famulo heraus, und muſte alſo mit Betruͤbniß ſehen, daß mein Famulus den Schwaͤrmer noch nicht gaͤntzlich abandonniret haͤtte, ſondern mit ihm noch Bekanntſchafft unterhielte, da er mich doch vor dem Jahre in ſolche unbeſchreibliche Angſt geſetzet, und ich ihm auch allen fernern Umgang mit demſelben unterſaget hatte. Jn dem fol- genden 1716. Jahre waren dieſe Ubel, ſo das vo- rige Jahr mich hoͤchſt miſerable gemacht hatten, ziemlich geſchwaͤchet worden, ob ſie gleich nicht gantz aufgehoͤret, ſo daß ich auch vermoͤgend war die Predigten in einem Morgen, des Freytags, oder Sonnabends zu concipiren; welches ich ſonſt zu thun nicht vermoͤgend geweſen. Weil bey ſolchen miſerablen Zufaͤllen des Leibes und
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Und obſchon das
Anno 1716.
§. 133.
Gegen Michael ward mein Zuſtand ein we-
nig leidlicher, und mag wohl die ſtarcke Purganz,
davon ich oben Meldung gethan, etwas daͤzu
beygetragen haben. Jch glaube auch, die
Purganz wuͤrde noch einen beſſern Effect gehabt
haben, wenn nicht an eben dem Tage, da ich
laxirte, zu meinem Ungluͤck der verwirrte Kerl,
der Time, ſich auf meinem Saale haͤtte wieder
antreffen laſſen, und mich in neues Bekuͤmmer-
niß geſetzet haͤtte. Denn er kam von meinem
Famulo heraus, und muſte alſo mit Betruͤbniß
ſehen, daß mein Famulus den Schwaͤrmer noch
nicht gaͤntzlich abandonniret haͤtte, ſondern mit
ihm noch Bekanntſchafft unterhielte, da er mich
doch vor dem Jahre in ſolche unbeſchreibliche Angſt
geſetzet, und ich ihm auch allen fernern Umgang
mit demſelben unterſaget hatte. Jn dem fol-
genden 1716. Jahre waren dieſe Ubel, ſo das vo-
rige Jahr mich hoͤchſt miſerable gemacht hatten,
ziemlich geſchwaͤchet worden, ob ſie gleich nicht
gantz aufgehoͤret, ſo daß ich auch vermoͤgend war
die Predigten in einem Morgen, des Freytags,
oder Sonnabends zu concipiren; welches ich
ſonſt zu thun nicht vermoͤgend geweſen. Weil
bey ſolchen miſerablen Zufaͤllen des Leibes und
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/657>, abgerufen am 22.11.2024.
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