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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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vor welchen ihn
und bekam noch ein neues Ubel darzu, mit wel-
chem ich auch schon offters genug war geplaget
worden, nemlich Spasmos, und innerliche Con-
vulsiones,
mit welchen ich den gantzen Tag, und
im Heimwege zu ringen hatte. Der Palm-
Sonntag kam immer näher, auf welchem das
Fest Mariae Verkündigung einfiel, just wie Anno
1704. und die Furcht nahm zusehends zu. Jch
hatte mit Kummer und Noth kaum eine Scia-
graphie
statt der Predigt verfertigen können, in
welcher ich die Vernunfft zur Quelle des gott-
losen Lebens
gemacht: nach derselben solte ich
nun predigen, und konte sie vor Angst nicht me-
moriter
durchgehen. Sonnabends Abends war
die Noth und Angst am grösten, ehe ich schlafen
gieng, weil ich solchen Abend vor den gefährlich-
sten, vermöge meiner Furcht, Angst, und Einbil-
dung halten muste. Jch wolte nach Tische das
eine Licht putzen, ich putzte es aus Versehen aus:
über eine Weile wolte ich das andere putzen, es
gieng mir aber eben so. Aus dergleichen Din-
gen, so natürliche Ursachen sie auch haben, ma-
chen Melancholici zur Stunde der Versuchung
lauter Omina und Vorbedeutungen. Die er-
schrecklichsten Gedancken kamen Heer-weise,
und schlugen und stürmeten im Gemüthe, so
daß niemand solches verstehet, als der es erfah-
ren, und traf da recht ein, was ich oben aus Lu-

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vor welchen ihn
und bekam noch ein neues Ubel darzu, mit wel-
chem ich auch ſchon offters genug war geplaget
worden, nemlich Spaſmos, und innerliche Con-
vulſiones,
mit welchen ich den gantzen Tag, und
im Heimwege zu ringen hatte. Der Palm-
Sonntag kam immer naͤher, auf welchem das
Feſt Mariæ Verkuͤndigung einfiel, juſt wie Anno
1704. und die Furcht nahm zuſehends zu. Jch
hatte mit Kummer und Noth kaum eine Scia-
graphie
ſtatt der Predigt verfertigen koͤnnen, in
welcher ich die Vernunfft zur Quelle des gott-
loſen Lebens
gemacht: nach derſelben ſolte ich
nun predigen, und konte ſie vor Angſt nicht me-
moriter
durchgehen. Sonnabends Abends war
die Noth und Angſt am groͤſten, ehe ich ſchlafen
gieng, weil ich ſolchen Abend vor den gefaͤhrlich-
ſten, vermoͤge meiner Furcht, Angſt, und Einbil-
dung halten muſte. Jch wolte nach Tiſche das
eine Licht putzen, ich putzte es aus Verſehen aus:
uͤber eine Weile wolte ich das andere putzen, es
gieng mir aber eben ſo. Aus dergleichen Din-
gen, ſo natuͤrliche Urſachen ſie auch haben, ma-
chen Melancholici zur Stunde der Verſuchung
lauter Omina und Vorbedeutungen. Die er-
ſchrecklichſten Gedancken kamen Heer-weiſe,
und ſchlugen und ſtuͤrmeten im Gemuͤthe, ſo
daß niemand ſolches verſtehet, als der es erfah-
ren, und traf da recht ein, was ich oben aus Lu-

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[629/0675] vor welchen ihn und bekam noch ein neues Ubel darzu, mit wel- chem ich auch ſchon offters genug war geplaget worden, nemlich Spaſmos, und innerliche Con- vulſiones, mit welchen ich den gantzen Tag, und im Heimwege zu ringen hatte. Der Palm- Sonntag kam immer naͤher, auf welchem das Feſt Mariæ Verkuͤndigung einfiel, juſt wie Anno 1704. und die Furcht nahm zuſehends zu. Jch hatte mit Kummer und Noth kaum eine Scia- graphie ſtatt der Predigt verfertigen koͤnnen, in welcher ich die Vernunfft zur Quelle des gott- loſen Lebens gemacht: nach derſelben ſolte ich nun predigen, und konte ſie vor Angſt nicht me- moriter durchgehen. Sonnabends Abends war die Noth und Angſt am groͤſten, ehe ich ſchlafen gieng, weil ich ſolchen Abend vor den gefaͤhrlich- ſten, vermoͤge meiner Furcht, Angſt, und Einbil- dung halten muſte. Jch wolte nach Tiſche das eine Licht putzen, ich putzte es aus Verſehen aus: uͤber eine Weile wolte ich das andere putzen, es gieng mir aber eben ſo. Aus dergleichen Din- gen, ſo natuͤrliche Urſachen ſie auch haben, ma- chen Melancholici zur Stunde der Verſuchung lauter Omina und Vorbedeutungen. Die er- ſchrecklichſten Gedancken kamen Heer-weiſe, und ſchlugen und ſtuͤrmeten im Gemuͤthe, ſo daß niemand ſolches verſtehet, als der es erfah- ren, und traf da recht ein, was ich oben aus Lu- thero R r 3

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/675>, abgerufen am 21.11.2024.