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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und Gemüths-Zufälle,
leicht die Rechnung machen, daß nun ietzo die
Verdrüßlichkeiten ihren Anfang nehmen würden,
die mich hernach das gantze Jahr bis in Tod ge-
quählet. Hatte ich die erste Nacht nicht schla-
fen können, so konte ich die andere, und folgende
Nächte, ja die gantze Woche durch noch weniger
schlafen; indem ich vorher sahe, was ich vor ei-
nen schweren Stand meines Buches wegen ha-
ben würde, da die erste Privat-Verhörung schon
so scharff gegen mich ausgefallen. Jch sahe er-
bärmlich des Morgens im Gesichte aus, wenn
ich die gantze Nacht hindurch in Sorge und Hitze
dagelegen: ich verlohr allen Appetit zum Essen,
und wurde recht miserable. Wegen Mangel
des Schlafes bekam ich die Folgen und Zufälle
des schwachen Hauptes wieder, die ich An. 1704.
und An. 1717. ausgestanden hatte, so daß ich kaum
das Hertze hatte, da ich im andern Stock wohnte,
zum Fenster hinaus zu sehen. Jch ließ sogar den
Herrn Vorsteher durch meinen Küster ersuchen,
er möchte mich doch ins Wäysenhaus, oder sonst
in Sicherheit und Verwahrung bringen; denn
es vergiengen mir alle Gedancken, und müste
befürchten, wenn ich meines Verstandes solte be-
raubet werden, das zu thun, wovor ich in mei-
nem Leben iederzeit den grösten Abscheu gehabt.
Montags, oder 8. Tage drauf fuhr ich mit ei-
nem guten Freunde, und seinen Angehörigen auf

sein
T t 3

und Gemuͤths-Zufaͤlle,
leicht die Rechnung machen, daß nun ietzo die
Verdruͤßlichkeiten ihren Anfang nehmen wuͤrden,
die mich hernach das gantze Jahr bis in Tod ge-
quaͤhlet. Hatte ich die erſte Nacht nicht ſchla-
fen koͤnnen, ſo konte ich die andere, und folgende
Naͤchte, ja die gantze Woche durch noch weniger
ſchlafen; indem ich vorher ſahe, was ich vor ei-
nen ſchweren Stand meines Buches wegen ha-
ben wuͤrde, da die erſte Privat-Verhoͤrung ſchon
ſo ſcharff gegen mich ausgefallen. Jch ſahe er-
baͤrmlich des Morgens im Geſichte aus, wenn
ich die gantze Nacht hindurch in Sorge und Hitze
dagelegen: ich verlohr allen Appetit zum Eſſen,
und wurde recht miſerable. Wegen Mangel
des Schlafes bekam ich die Folgen und Zufaͤlle
des ſchwachen Hauptes wieder, die ich An. 1704.
und An. 1717. ausgeſtanden hatte, ſo daß ich kaum
das Hertze hatte, da ich im andern Stock wohnte,
zum Fenſter hinaus zu ſehen. Jch ließ ſogar den
Herrn Vorſteher durch meinen Kuͤſter erſuchen,
er moͤchte mich doch ins Waͤyſenhaus, oder ſonſt
in Sicherheit und Verwahrung bringen; denn
es vergiengen mir alle Gedancken, und muͤſte
befuͤrchten, wenn ich meines Verſtandes ſolte be-
raubet werden, das zu thun, wovor ich in mei-
nem Leben iederzeit den groͤſten Abſcheu gehabt.
Montags, oder 8. Tage drauf fuhr ich mit ei-
nem guten Freunde, und ſeinen Angehoͤrigen auf

ſein
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[661/0707] und Gemuͤths-Zufaͤlle, leicht die Rechnung machen, daß nun ietzo die Verdruͤßlichkeiten ihren Anfang nehmen wuͤrden, die mich hernach das gantze Jahr bis in Tod ge- quaͤhlet. Hatte ich die erſte Nacht nicht ſchla- fen koͤnnen, ſo konte ich die andere, und folgende Naͤchte, ja die gantze Woche durch noch weniger ſchlafen; indem ich vorher ſahe, was ich vor ei- nen ſchweren Stand meines Buches wegen ha- ben wuͤrde, da die erſte Privat-Verhoͤrung ſchon ſo ſcharff gegen mich ausgefallen. Jch ſahe er- baͤrmlich des Morgens im Geſichte aus, wenn ich die gantze Nacht hindurch in Sorge und Hitze dagelegen: ich verlohr allen Appetit zum Eſſen, und wurde recht miſerable. Wegen Mangel des Schlafes bekam ich die Folgen und Zufaͤlle des ſchwachen Hauptes wieder, die ich An. 1704. und An. 1717. ausgeſtanden hatte, ſo daß ich kaum das Hertze hatte, da ich im andern Stock wohnte, zum Fenſter hinaus zu ſehen. Jch ließ ſogar den Herrn Vorſteher durch meinen Kuͤſter erſuchen, er moͤchte mich doch ins Waͤyſenhaus, oder ſonſt in Sicherheit und Verwahrung bringen; denn es vergiengen mir alle Gedancken, und muͤſte befuͤrchten, wenn ich meines Verſtandes ſolte be- raubet werden, das zu thun, wovor ich in mei- nem Leben iederzeit den groͤſten Abſcheu gehabt. Montags, oder 8. Tage drauf fuhr ich mit ei- nem guten Freunde, und ſeinen Angehoͤrigen auf ſein T t 3

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/707>, abgerufen am 23.11.2024.