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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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da er durch die
den Disputanten nicht wenig Fehler mit unter/
obgleich nur ein Opponens auf einmahl op-
poni
ret: wie würde es nicht hergehen, wenn
bald einer von der Magister-Banck, bald einer
von der Licentiaten-bald von der Doctor-Banck
wider die Sätze des Praesidis etwas einwürffe.
So lange die Christliche Kirche stehet, und so
lange Inquisiten in Religions-Sachen, es haben
dieselben nun Ketzer, oder Rechtgläubige seyn
mögen, in allgemeinen Conciliis, oder Privat-
Versammlungen vor Gerichte gestanden, so ist
die gemeine Klage der Inquisiten gewesen, daß sie
von gar zu vielen auf einmahl angefochten wor-
den, und ihnen Red und Antwort geben sollen.
Die Kirchen-Historie ist davon voll, und was
dießfalls Hussen begegnet, ist auch bekannt.
Wenn die Richter aus irrgläubigen Personen
bestehen, und Unschuldige vor sich haben, die ohne
Ursache der Ketzerey verdächtig sind, ist es nicht
Wunder. Denn dergleichen Richtern ist viel-
mahl nichts dran gelegen, daß der Inquisite zur
Erkänntniß kommen, und seine Sätze revociren
soll. Es haben die meisten schon zum voraus
den Schluß gemacht, und den Urthel-Stab
über ihn gebrochen: Dieser Mensch nutzt
uns nichts, und ist uns sehr schädlich, wir
wollen uns seiner entledigen, ihn, wo nicht
seines Lebens, doch seines Amtes, Würde

und

da er durch die
den Diſputanten nicht wenig Fehler mit unter/
obgleich nur ein Opponens auf einmahl op-
poni
ret: wie wuͤrde es nicht hergehen, wenn
bald einer von der Magiſter-Banck, bald einer
von der Licentiaten-bald von der Doctor-Banck
wider die Saͤtze des Præſidis etwas einwuͤrffe.
So lange die Chriſtliche Kirche ſtehet, und ſo
lange Inquiſiten in Religions-Sachen, es haben
dieſelben nun Ketzer, oder Rechtglaͤubige ſeyn
moͤgen, in allgemeinen Conciliis, oder Privat-
Verſammlungen vor Gerichte geſtanden, ſo iſt
die gemeine Klage der Inquiſiten geweſen, daß ſie
von gar zu vielen auf einmahl angefochten wor-
den, und ihnen Red und Antwort geben ſollen.
Die Kirchen-Hiſtorie iſt davon voll, und was
dießfalls Huſſen begegnet, iſt auch bekannt.
Wenn die Richter aus irrglaͤubigen Perſonen
beſtehen, und Unſchuldige vor ſich haben, die ohne
Urſache der Ketzerey verdaͤchtig ſind, iſt es nicht
Wunder. Denn dergleichen Richtern iſt viel-
mahl nichts dran gelegen, daß der Inquiſite zur
Erkaͤnntniß kommen, und ſeine Saͤtze revociren
ſoll. Es haben die meiſten ſchon zum voraus
den Schluß gemacht, und den Urthel-Stab
uͤber ihn gebrochen: Dieſer Menſch nutzt
uns nichts, und iſt uns ſehr ſchaͤdlich, wir
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[676/0722] da er durch die den Diſputanten nicht wenig Fehler mit unter/ obgleich nur ein Opponens auf einmahl op- poniret: wie wuͤrde es nicht hergehen, wenn bald einer von der Magiſter-Banck, bald einer von der Licentiaten-bald von der Doctor-Banck wider die Saͤtze des Præſidis etwas einwuͤrffe. So lange die Chriſtliche Kirche ſtehet, und ſo lange Inquiſiten in Religions-Sachen, es haben dieſelben nun Ketzer, oder Rechtglaͤubige ſeyn moͤgen, in allgemeinen Conciliis, oder Privat- Verſammlungen vor Gerichte geſtanden, ſo iſt die gemeine Klage der Inquiſiten geweſen, daß ſie von gar zu vielen auf einmahl angefochten wor- den, und ihnen Red und Antwort geben ſollen. Die Kirchen-Hiſtorie iſt davon voll, und was dießfalls Huſſen begegnet, iſt auch bekannt. Wenn die Richter aus irrglaͤubigen Perſonen beſtehen, und Unſchuldige vor ſich haben, die ohne Urſache der Ketzerey verdaͤchtig ſind, iſt es nicht Wunder. Denn dergleichen Richtern iſt viel- mahl nichts dran gelegen, daß der Inquiſite zur Erkaͤnntniß kommen, und ſeine Saͤtze revociren ſoll. Es haben die meiſten ſchon zum voraus den Schluß gemacht, und den Urthel-Stab uͤber ihn gebrochen: Dieſer Menſch nutzt uns nichts, und iſt uns ſehr ſchaͤdlich, wir wollen uns ſeiner entledigen, ihn, wo nicht ſeines Lebens, doch ſeines Amtes, Wuͤrde und

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/722>, abgerufen am 27.11.2024.