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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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den Bäumen hatte sie die Dämmerung vor Beobachtung geschützt, hier aber machte Lieschen ihre Hand aus Fritzens los und sprang dem Dorfe zu; es war fast dunkel, als sie nach Hause kam.

Du kömmst recht spät, Lieschen, bemerkte die Mutter unfreundlich. Der Vater stand am Fenster und schnitzte einen Pfahl. Mach Feuer in der Küche, Lieschen, sagte er, ohne sich zu ihr zu wenden. Lieschen ging und that, wie ihr geheißen.

Nach ein paar Minuten kam der Vater in die Küche. Er hielt den Pfahl mit dem spitzen Ende ins Feuer, bis er schwarz ward, dann griff er in die Tasche und holte Etwas heraus, was Lieschen anfangs für ein Messer ansah; doch wie erschrack sie, als sie ihre neue Nadel erkannte. Sie stand wie festgewurzelt. Der Vater nahm die Nadel und hielt sie ins Feuer, aber er zog sie nicht heraus, als sie schwarz ward, wie vorhin den Pfahl. Das schöne feste Holz wurde endlich roth wie glühend Eisen; der Vater zündete seine Pfeife gemächlich damit an, dann steckte er es vollends in die Glut. Lieschen stand noch immer auf demselben Fleck und starrte ins Feuer. Da schlug die Flamme aus der Nadel, sie knackte, als rufe sie um Hülfe, Lieschen machte eine Bewegung. Der Vater wandte sich langsam und sah die Tochter mit einem Blicke an, vor dem ihr Blut zu Eis gerann. Sie stand wie angeschmiedet, die Nadel verbrannte.

Der Bauer sah sie in Asche zerfallen, dann kehrte

den Bäumen hatte sie die Dämmerung vor Beobachtung geschützt, hier aber machte Lieschen ihre Hand aus Fritzens los und sprang dem Dorfe zu; es war fast dunkel, als sie nach Hause kam.

Du kömmst recht spät, Lieschen, bemerkte die Mutter unfreundlich. Der Vater stand am Fenster und schnitzte einen Pfahl. Mach Feuer in der Küche, Lieschen, sagte er, ohne sich zu ihr zu wenden. Lieschen ging und that, wie ihr geheißen.

Nach ein paar Minuten kam der Vater in die Küche. Er hielt den Pfahl mit dem spitzen Ende ins Feuer, bis er schwarz ward, dann griff er in die Tasche und holte Etwas heraus, was Lieschen anfangs für ein Messer ansah; doch wie erschrack sie, als sie ihre neue Nadel erkannte. Sie stand wie festgewurzelt. Der Vater nahm die Nadel und hielt sie ins Feuer, aber er zog sie nicht heraus, als sie schwarz ward, wie vorhin den Pfahl. Das schöne feste Holz wurde endlich roth wie glühend Eisen; der Vater zündete seine Pfeife gemächlich damit an, dann steckte er es vollends in die Glut. Lieschen stand noch immer auf demselben Fleck und starrte ins Feuer. Da schlug die Flamme aus der Nadel, sie knackte, als rufe sie um Hülfe, Lieschen machte eine Bewegung. Der Vater wandte sich langsam und sah die Tochter mit einem Blicke an, vor dem ihr Blut zu Eis gerann. Sie stand wie angeschmiedet, die Nadel verbrannte.

Der Bauer sah sie in Asche zerfallen, dann kehrte

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[0031] den Bäumen hatte sie die Dämmerung vor Beobachtung geschützt, hier aber machte Lieschen ihre Hand aus Fritzens los und sprang dem Dorfe zu; es war fast dunkel, als sie nach Hause kam. Du kömmst recht spät, Lieschen, bemerkte die Mutter unfreundlich. Der Vater stand am Fenster und schnitzte einen Pfahl. Mach Feuer in der Küche, Lieschen, sagte er, ohne sich zu ihr zu wenden. Lieschen ging und that, wie ihr geheißen. Nach ein paar Minuten kam der Vater in die Küche. Er hielt den Pfahl mit dem spitzen Ende ins Feuer, bis er schwarz ward, dann griff er in die Tasche und holte Etwas heraus, was Lieschen anfangs für ein Messer ansah; doch wie erschrack sie, als sie ihre neue Nadel erkannte. Sie stand wie festgewurzelt. Der Vater nahm die Nadel und hielt sie ins Feuer, aber er zog sie nicht heraus, als sie schwarz ward, wie vorhin den Pfahl. Das schöne feste Holz wurde endlich roth wie glühend Eisen; der Vater zündete seine Pfeife gemächlich damit an, dann steckte er es vollends in die Glut. Lieschen stand noch immer auf demselben Fleck und starrte ins Feuer. Da schlug die Flamme aus der Nadel, sie knackte, als rufe sie um Hülfe, Lieschen machte eine Bewegung. Der Vater wandte sich langsam und sah die Tochter mit einem Blicke an, vor dem ihr Blut zu Eis gerann. Sie stand wie angeschmiedet, die Nadel verbrannte. Der Bauer sah sie in Asche zerfallen, dann kehrte

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/31>, abgerufen am 21.11.2024.