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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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daß ihre Hausthür offen geblieben, sie eilte sie zu verschließen, warf sich auf ihr Lager neben Mariechen und entschlief, von Angst und Sorge erschöpft.

Lieschen erwachte erst gegen Mittag. Sie fühlte sich noch etwas matt, aber heiter, und ging die Treppe hinunter, nach der Mutter und Mariechen zu sehen. Die Mutter saß an der kleinen Seite und reichte ihr Kaffee; das Kind sah fieberhaft erhitzt aus. Guten Morgen, Mutter, sprach Lieschen; gieb mir ein wenig zu essen, ich bin sehr hungrig und schwach. Die Mutter holte ihr den Kaffee, sie brachte Butterbrod, etwas kaltes Fleisch, und Lieschen stärkte sich, dann setzte sie sich zu Mariechen und tröstete das Kind, das abwechselnd über Frost und Hitze klagte. Trotz ihres Zustandes hatte Mariechen schon Manches verrathen, aber der Zusammenhang ward der Mutter doch nicht deutlich. Mariechen schlief bald wieder ein, und nun ergänzte Lieschen, an ihrem Bette sitzend, die Erzählung. Sie verschwieg der Mutter nichts und bat sie dringend, Fritzens und ihrer Aller wegen, Alles zu verheimlichen. Die Mutter versprach's und gab auch Mariechen den entschiedenen Befehl. Diese aber hätte sich schon von selbst gehütet, von ihrem Abenteuer zu reden. Doch werden Heinrich und Gertrud schweigen? fragte die Mutter, wird der Knecht es thun? -- Sie haben's versprochen, erwiderte Lieschen, aber ich will noch einmal hingehen und sie darum bitten. Ihr Herz ergriff den Vorwand, Fritz zu sehen. Mariechen war zu lei-

daß ihre Hausthür offen geblieben, sie eilte sie zu verschließen, warf sich auf ihr Lager neben Mariechen und entschlief, von Angst und Sorge erschöpft.

Lieschen erwachte erst gegen Mittag. Sie fühlte sich noch etwas matt, aber heiter, und ging die Treppe hinunter, nach der Mutter und Mariechen zu sehen. Die Mutter saß an der kleinen Seite und reichte ihr Kaffee; das Kind sah fieberhaft erhitzt aus. Guten Morgen, Mutter, sprach Lieschen; gieb mir ein wenig zu essen, ich bin sehr hungrig und schwach. Die Mutter holte ihr den Kaffee, sie brachte Butterbrod, etwas kaltes Fleisch, und Lieschen stärkte sich, dann setzte sie sich zu Mariechen und tröstete das Kind, das abwechselnd über Frost und Hitze klagte. Trotz ihres Zustandes hatte Mariechen schon Manches verrathen, aber der Zusammenhang ward der Mutter doch nicht deutlich. Mariechen schlief bald wieder ein, und nun ergänzte Lieschen, an ihrem Bette sitzend, die Erzählung. Sie verschwieg der Mutter nichts und bat sie dringend, Fritzens und ihrer Aller wegen, Alles zu verheimlichen. Die Mutter versprach's und gab auch Mariechen den entschiedenen Befehl. Diese aber hätte sich schon von selbst gehütet, von ihrem Abenteuer zu reden. Doch werden Heinrich und Gertrud schweigen? fragte die Mutter, wird der Knecht es thun? — Sie haben's versprochen, erwiderte Lieschen, aber ich will noch einmal hingehen und sie darum bitten. Ihr Herz ergriff den Vorwand, Fritz zu sehen. Mariechen war zu lei-

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[0087] daß ihre Hausthür offen geblieben, sie eilte sie zu verschließen, warf sich auf ihr Lager neben Mariechen und entschlief, von Angst und Sorge erschöpft. Lieschen erwachte erst gegen Mittag. Sie fühlte sich noch etwas matt, aber heiter, und ging die Treppe hinunter, nach der Mutter und Mariechen zu sehen. Die Mutter saß an der kleinen Seite und reichte ihr Kaffee; das Kind sah fieberhaft erhitzt aus. Guten Morgen, Mutter, sprach Lieschen; gieb mir ein wenig zu essen, ich bin sehr hungrig und schwach. Die Mutter holte ihr den Kaffee, sie brachte Butterbrod, etwas kaltes Fleisch, und Lieschen stärkte sich, dann setzte sie sich zu Mariechen und tröstete das Kind, das abwechselnd über Frost und Hitze klagte. Trotz ihres Zustandes hatte Mariechen schon Manches verrathen, aber der Zusammenhang ward der Mutter doch nicht deutlich. Mariechen schlief bald wieder ein, und nun ergänzte Lieschen, an ihrem Bette sitzend, die Erzählung. Sie verschwieg der Mutter nichts und bat sie dringend, Fritzens und ihrer Aller wegen, Alles zu verheimlichen. Die Mutter versprach's und gab auch Mariechen den entschiedenen Befehl. Diese aber hätte sich schon von selbst gehütet, von ihrem Abenteuer zu reden. Doch werden Heinrich und Gertrud schweigen? fragte die Mutter, wird der Knecht es thun? — Sie haben's versprochen, erwiderte Lieschen, aber ich will noch einmal hingehen und sie darum bitten. Ihr Herz ergriff den Vorwand, Fritz zu sehen. Mariechen war zu lei-

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget: conversion of OCR output to TEI-conformant markup and general correction. (2017-03-10T13:46:34Z)
Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-10T13:46:34Z)

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/87>, abgerufen am 22.11.2024.