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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dend und zu sehr mit sich selbst beschäftigt, darauf zu merken; der Mutter hatte sie noch nicht gesagt, daß Fritz bei Heinrich aufgenommen worden. Lieschen schlich blaß und matt durchs Dorf, die Hoffnung, ihn zu sehen, stützte ihre Schritte. Sie fand die Freunde beim Mittagstisch vereint, Fritz saß zwischen Heinrich und Gertrud. In diesem Augenblick schoß ein Gedanke durch Lieschen's Kopf, ein schmerzlicher Gedanke, aber sie faßte sich, und trat näher. Gegen die Sitte der Bauern standen Alle auf, umgaben sie und fragten nach ihrem Befinden. Der Antheil that ihr wieder wohl, aber der Gedanke war doch da und wollte nicht weichen. Dann dachte sie sich, es sei gut so. Sie dankte den Freunden noch einmal herzlich, erzählte von Mariechen's Befinden, von der Mutter Angst, zuletzt trat sie auf Fritz zu und reichte ihm die Hand. Beschämt sah er sie an. Habt Ihr kein Fieber davon? fragte sie; seid Ihr auch gewiß gesund? -- Fritzen gab das "Ihr" einen Stich ins Herz, aber die Andern waren ja zugegen! Er antwortete, es fehle ihm nichts, und Heinrich versicherte, daß er gut geschlafen, daß er gefrühstückt, nachdem er ihm reinliche Kleider aus seinem Hause geholt, daß ihm Gertrud gestern Abend noch ein warmes Bier mit Branntwein gemacht -- Ach, dachte Lieschen, ich kann ihm keins mehr machen! Die Thränen traten ihr in die Augen; sie zu verbergen, fiel sie Gertrud um den Hals, die sie gerührt umarmte. Dann blickte sie auf und sagte sanft zu Fritz: Lieber

dend und zu sehr mit sich selbst beschäftigt, darauf zu merken; der Mutter hatte sie noch nicht gesagt, daß Fritz bei Heinrich aufgenommen worden. Lieschen schlich blaß und matt durchs Dorf, die Hoffnung, ihn zu sehen, stützte ihre Schritte. Sie fand die Freunde beim Mittagstisch vereint, Fritz saß zwischen Heinrich und Gertrud. In diesem Augenblick schoß ein Gedanke durch Lieschen's Kopf, ein schmerzlicher Gedanke, aber sie faßte sich, und trat näher. Gegen die Sitte der Bauern standen Alle auf, umgaben sie und fragten nach ihrem Befinden. Der Antheil that ihr wieder wohl, aber der Gedanke war doch da und wollte nicht weichen. Dann dachte sie sich, es sei gut so. Sie dankte den Freunden noch einmal herzlich, erzählte von Mariechen's Befinden, von der Mutter Angst, zuletzt trat sie auf Fritz zu und reichte ihm die Hand. Beschämt sah er sie an. Habt Ihr kein Fieber davon? fragte sie; seid Ihr auch gewiß gesund? — Fritzen gab das „Ihr“ einen Stich ins Herz, aber die Andern waren ja zugegen! Er antwortete, es fehle ihm nichts, und Heinrich versicherte, daß er gut geschlafen, daß er gefrühstückt, nachdem er ihm reinliche Kleider aus seinem Hause geholt, daß ihm Gertrud gestern Abend noch ein warmes Bier mit Branntwein gemacht — Ach, dachte Lieschen, ich kann ihm keins mehr machen! Die Thränen traten ihr in die Augen; sie zu verbergen, fiel sie Gertrud um den Hals, die sie gerührt umarmte. Dann blickte sie auf und sagte sanft zu Fritz: Lieber

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/88>, abgerufen am 22.11.2024.