Beseler, Georg: Kommentar über das Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten. Leipzig, 1851.Th. I. Bestrafung etc. Tit. IV. Ausschließung oder Milderung d. Strafe. merken, daß Französische Juristen, ohne in dem Gesetz hierfür einenAnhalt zu haben, der Fristbestimmung wegen der Bestrafung jugend- licher Verbrecher nur die Bedeutung einer gesetzlichen Vermuthung bei- legen, so daß sie annehmen, der Richter könne auch dann freisprechen, wenn er finde, daß der Angeschuldigte, welcher bereits das sechszehnte Lebensjahr zurückgelegt, ohne Unterscheidungsvermögen gehandelt hat. s) Bei der Revision des Strafrechts entschied man sich für dasjenige Nach diesen Beschlüssen wurde der Entwurf von 1843. §. 79. 112. §. 51. "Wegen jugendlichen Alters sind Personen, welche das §. 52. "Die wegen jugendlichen Alters für zurechnungsunfähig can ou du banissement, il sera condamne a etre enferme, d'un an a cinq ans, dans une maison de correction. -- Art. 68. Dans aucun des cas pre- vus par l'article precedent, le condamne ne subira l'exposition publique. -- Art. 69. handelt von den Strafen der Vergehen. s) Chauveau et Helie Faustin, I. c. chap. XII. p. 189. 190. -- A la verite, les presomptions etablies par la loi, relativement a l'age de l'ac- cuse, n'enlevent point aux juges le droit de proclamer que l'accuse a agi sans discernement, et de l'absoudre quel que soit son age; mais il faut reconnaeitre que l'opinion du legislateur exerce une grave influence sur l'esprit des juges et des jures. Ils seront naturellement portes a appliquer a l'accuse qui a depasse seize ans la presomption defavorable etablie par la loi; ils seront moins disposes a faire une appreciation particuliere du discernement qui a guide l'action de l'accuse. t) Protokolle des Staatsraths, Sitzung vom 10. Jan. 1840.
Th. I. Beſtrafung ꝛc. Tit. IV. Ausſchließung oder Milderung d. Strafe. merken, daß Franzöſiſche Juriſten, ohne in dem Geſetz hierfür einenAnhalt zu haben, der Friſtbeſtimmung wegen der Beſtrafung jugend- licher Verbrecher nur die Bedeutung einer geſetzlichen Vermuthung bei- legen, ſo daß ſie annehmen, der Richter könne auch dann freiſprechen, wenn er finde, daß der Angeſchuldigte, welcher bereits das ſechszehnte Lebensjahr zurückgelegt, ohne Unterſcheidungsvermögen gehandelt hat. s) Bei der Reviſion des Strafrechts entſchied man ſich für dasjenige Nach dieſen Beſchlüſſen wurde der Entwurf von 1843. §. 79. 112. §. 51. „Wegen jugendlichen Alters ſind Perſonen, welche das §. 52. „Die wegen jugendlichen Alters für zurechnungsunfähig can ou du banissement, il sera condamné à être enfermé, d'un an à cinq ans, dans une maison de correction. — Art. 68. Dans aucun des cas pré- vus par l'article précédent, le condamné ne subira l'exposition publique. — Art. 69. handelt von den Strafen der Vergehen. s) Chauveau et Hélie Faustin, I. c. chap. XII. p. 189. 190. — A la vérité, les présomptions établies par la loi, relativement à l'àge de l'ac- cusé, n'enlèvent point aux juges le droit de proclamer que l'accusé a agi sans discernement, et de l'absoudre quel que soit son âge; mais il faut reconnaître que l'opinion du législateur exerce une grave influence sur l'esprit des juges et des jurés. Ils seront naturellement portés à appliquer à l'accusé qui a depassé seize ans la présomption défavorable établie par la loi; ils seront moins disposés à faire une appréciation particulière du discernement qui a guidé l'action de l'accusé. t) Protokolle des Staatsraths, Sitzung vom 10. Jan. 1840.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0202" n="192"/><fw place="top" type="header">Th. I. Beſtrafung ꝛc. Tit. IV. Ausſchließung oder Milderung d. Strafe.</fw><lb/> merken, daß Franzöſiſche Juriſten, ohne in dem Geſetz hierfür einen<lb/> Anhalt zu haben, der Friſtbeſtimmung wegen der Beſtrafung jugend-<lb/> licher Verbrecher nur die Bedeutung einer geſetzlichen Vermuthung bei-<lb/> legen, ſo daß ſie annehmen, der Richter könne auch dann freiſprechen,<lb/> wenn er finde, daß der Angeſchuldigte, welcher bereits das ſechszehnte<lb/> Lebensjahr zurückgelegt, ohne Unterſcheidungsvermögen gehandelt hat. <note place="foot" n="s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Chauveau et Hélie Faustin</hi>, I. c. chap. XII. p. 189. 190. — A la<lb/> vérité, les présomptions établies par la loi, relativement à l'àge de l'ac-<lb/> cusé, n'enlèvent point aux juges le droit de proclamer que l'accusé a agi<lb/> sans discernement, et de l'absoudre quel que soit son âge; mais il faut<lb/> reconnaître que l'opinion du législateur exerce une grave influence sur<lb/> l'esprit des juges et des jurés. Ils seront naturellement portés à appliquer<lb/> à l'accusé qui a depassé seize ans la présomption défavorable établie par<lb/> la loi; ils seront moins disposés à faire une appréciation particulière du<lb/> discernement qui a guidé l'action de l'accusé.</hi></note> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head/> <p>Bei der Reviſion des Strafrechts entſchied man ſich für dasjenige<lb/> Syſtem, welches die anderen Deutſchen Geſetzgebungen angenommen<lb/> haben. Im Staatsrath wurde namentlich nach einer ausführlichen Ver-<lb/> handlung beſchloſſen: daß zwei feſte Termine in Beziehung auf die Kri-<lb/> minalmündigkeit beſtimmt werden ſollten; daß der erſte Termin, bis zu<lb/> welchem eine völlige Unzurechnungsfähigkeit ſtattfindet, auf das voll-<lb/> endete zwölfte Lebensjahr, der zweite, mit welchem die volle Zurechnungs-<lb/> fähigkeit eintritt, auf das vollendete ſechszehnte Lebensjahr feſtgeſetzt<lb/> werden ſollte. <note place="foot" n="t)"><hi rendition="#g">Protokolle des Staatsraths</hi>, Sitzung vom 10. Jan. 1840.</note> </p><lb/> <p>Nach dieſen Beſchlüſſen wurde der Entwurf von 1843. §. 79. 112.<lb/> 113. redigirt, deſſen Inhalt ſich im Weſentlichen im Entwurf von 1847.<lb/> wieder findet.</p><lb/> <p>§. 51. „Wegen jugendlichen Alters ſind Perſonen, welche das<lb/> zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ohne Ausnahme für zu-<lb/> rechnungsunfähig zu achten. Bei Perſonen, welche das zwölfte, aber<lb/> noch nicht das ſechszehnte Lebensjahr vollendet haben, iſt in jedem ein-<lb/> zelnen Falle beſonders zu ermeſſen, ob dieſelben bereits für zurechnungs-<lb/> fähig zu achten ſind oder nicht.“</p><lb/> <p>§. 52. „Die wegen jugendlichen Alters für zurechnungsunfähig<lb/> geachteten Perſonen (§. 51.) ſind der häuslichen oder vormundſchaft-<lb/> lichen Zucht zu überlaſſen, oder in einer Beſſerungsanſtalt unterzubrin-<lb/><note xml:id="note-0202" prev="#note-0201" place="foot" n="r)"><hi rendition="#aq">can ou du banissement, il sera condamné à être enfermé, d'un an à cinq<lb/> ans, dans une maison de correction. — <hi rendition="#g">Art.</hi> 68. Dans aucun des cas pré-<lb/> vus par l'article précédent, le condamné ne subira l'exposition publique.</hi><lb/> — <hi rendition="#g">Art.</hi> 69. handelt von den Strafen der Vergehen.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0202]
Th. I. Beſtrafung ꝛc. Tit. IV. Ausſchließung oder Milderung d. Strafe.
merken, daß Franzöſiſche Juriſten, ohne in dem Geſetz hierfür einen
Anhalt zu haben, der Friſtbeſtimmung wegen der Beſtrafung jugend-
licher Verbrecher nur die Bedeutung einer geſetzlichen Vermuthung bei-
legen, ſo daß ſie annehmen, der Richter könne auch dann freiſprechen,
wenn er finde, daß der Angeſchuldigte, welcher bereits das ſechszehnte
Lebensjahr zurückgelegt, ohne Unterſcheidungsvermögen gehandelt hat. s)
Bei der Reviſion des Strafrechts entſchied man ſich für dasjenige
Syſtem, welches die anderen Deutſchen Geſetzgebungen angenommen
haben. Im Staatsrath wurde namentlich nach einer ausführlichen Ver-
handlung beſchloſſen: daß zwei feſte Termine in Beziehung auf die Kri-
minalmündigkeit beſtimmt werden ſollten; daß der erſte Termin, bis zu
welchem eine völlige Unzurechnungsfähigkeit ſtattfindet, auf das voll-
endete zwölfte Lebensjahr, der zweite, mit welchem die volle Zurechnungs-
fähigkeit eintritt, auf das vollendete ſechszehnte Lebensjahr feſtgeſetzt
werden ſollte. t)
Nach dieſen Beſchlüſſen wurde der Entwurf von 1843. §. 79. 112.
113. redigirt, deſſen Inhalt ſich im Weſentlichen im Entwurf von 1847.
wieder findet.
§. 51. „Wegen jugendlichen Alters ſind Perſonen, welche das
zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ohne Ausnahme für zu-
rechnungsunfähig zu achten. Bei Perſonen, welche das zwölfte, aber
noch nicht das ſechszehnte Lebensjahr vollendet haben, iſt in jedem ein-
zelnen Falle beſonders zu ermeſſen, ob dieſelben bereits für zurechnungs-
fähig zu achten ſind oder nicht.“
§. 52. „Die wegen jugendlichen Alters für zurechnungsunfähig
geachteten Perſonen (§. 51.) ſind der häuslichen oder vormundſchaft-
lichen Zucht zu überlaſſen, oder in einer Beſſerungsanſtalt unterzubrin-
r)
s) Chauveau et Hélie Faustin, I. c. chap. XII. p. 189. 190. — A la
vérité, les présomptions établies par la loi, relativement à l'àge de l'ac-
cusé, n'enlèvent point aux juges le droit de proclamer que l'accusé a agi
sans discernement, et de l'absoudre quel que soit son âge; mais il faut
reconnaître que l'opinion du législateur exerce une grave influence sur
l'esprit des juges et des jurés. Ils seront naturellement portés à appliquer
à l'accusé qui a depassé seize ans la présomption défavorable établie par
la loi; ils seront moins disposés à faire une appréciation particulière du
discernement qui a guidé l'action de l'accusé.
t) Protokolle des Staatsraths, Sitzung vom 10. Jan. 1840.
r) can ou du banissement, il sera condamné à être enfermé, d'un an à cinq
ans, dans une maison de correction. — Art. 68. Dans aucun des cas pré-
vus par l'article précédent, le condamné ne subira l'exposition publique.
— Art. 69. handelt von den Strafen der Vergehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |