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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Ganz anders dagegen klingt bald darauf der Stab Spr, gesprochen Shpr; p1b_123.002
ein Anlauf auf sausendem oder zischendem S oder Sh, ein Absprung auf abstoßendem p1b_123.003
P, ein Fortschwingen auf rollendem R: da hat man den völligen p1b_123.004
Sprung nach einer Beute lautsymbolisch dargestellt. So zürnt denn der verlachte p1b_123.005
Nibelung, als Woglinde sich vor ihm aufwärts nach einem hohen Seitenriffe p1b_123.006
geschnellt:

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Wie fang ich im Sprung den spröden Fisch?

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Kaum aber will er seinen Sprung versuchen, so hallt ihm schon wieder p1b_123.009
von der andern Seite her Wellgundens heller Lockruf mit dem reinen Hauche p1b_123.010
H ins Ohr:

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Heia! du Holder! hörst du mich nicht?

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Er findet sie auch bald reizender als Jene:

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Die minder gleißend und gar zu glatt

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und bittet:

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Nur tiefer tauche, willst du mir taugen.

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Darin taucht zuerst das T mit seiner merkwürdigen symbolischen Bedeutung p1b_123.017
des Ein- und Auftauchens selber auf, das z. B. auch W. Jordan in dieser p1b_123.018
Weise sehr bevorzugt. Man vergleiche die prächtige, sich nach der Tiefe zu dumpf p1b_123.019
abtönende Darstellung des ins Wasser geschleuderten Steines:

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Nun stürzte der Stein mit klatschendem Klange, p1b_123.021
Mit schäumendem Schall in die flimmernden Fluten p1b_123.022
Und tauchte zur Tiefe mit dumpfem Gedonner.
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(Sigfrids 17. Ges.)

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Ursprünglich bezeichnet das T nur eine Richtung wohin, daher es der p1b_123.025
demonstrative Konsonant ist. Die Pantomimik, durch die es erzeugt wird, besteht p1b_123.026
aber im Stoße der Zungenspitze gegen den Gaumen, daher es auch lautsymbolisch p1b_123.027
leicht das plötzliche Gelangen an einen Ort, sei es durch Fall oder p1b_123.028
Stoß oder Sprung bezeichnen kann. Nimmt man den Spezialeindruck der p1b_123.029
Worte: tauchen, Tiefe und damit verwandter hinzu, so erklärt sich die Vorliebe p1b_123.030
für diesen Konsonanten als Ausdrucksmittel in den obenerwähnten Fällen.

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Die schlanken Arme schlinge um mich!

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bittet Alberich weiter und zeigt damit, wie das Schl (gleichmäßige sanft hinschmelzende p1b_123.033
Bewegung Sch + L) nicht nur ein Hingleiten auf gerader Bahn, p1b_123.034
sondern auch ein Herumgleiten um einen Körper recht wohl bezeichnen könne, p1b_123.035
in welcher Weise man es noch öfter auch im vorliegenden Werke angewandt p1b_123.036
findet."

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Wir müssen uns versagen, ein Mehr aus der einen Beitrag für eine p1b_123.038
Wissenschaft der Lautsymbolik bildenden Schrift Wolzogens zur Probe zu geben. p1b_123.039
Der interessevolle Forscher findet am Schluß derselben eine Rekapitulation alles p1b_123.040
dessen, was Wolzogen im Laufe seiner Betrachtungen über jeden einzelnen konsonantischen p1b_123.041
Laut und über besonders prägnante Lautfolgen lehrte: nämlich in

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Ganz anders dagegen klingt bald darauf der Stab Spr, gesprochen Shpr; p1b_123.002
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Wie fang ich im Sprung den spröden Fisch?

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Kaum aber will er seinen Sprung versuchen, so hallt ihm schon wieder p1b_123.009
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Heia! du Holder! hörst du mich nicht?

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Er findet sie auch bald reizender als Jene:

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Die minder gleißend und gar zu glatt

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und bittet:

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Nur tiefer tauche, willst du mir taugen.

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Darin taucht zuerst das T mit seiner merkwürdigen symbolischen Bedeutung p1b_123.017
des Ein- und Auftauchens selber auf, das z. B. auch W. Jordan in dieser p1b_123.018
Weise sehr bevorzugt. Man vergleiche die prächtige, sich nach der Tiefe zu dumpf p1b_123.019
abtönende Darstellung des ins Wasser geschleuderten Steines:

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Nun stürzte der Stein mit klatschendem Klange, p1b_123.021
Mit schäumendem Schall in die flimmernden Fluten p1b_123.022
Und tauchte zur Tiefe mit dumpfem Gedonner.
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(Sigfrids 17. Ges.)

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Ursprünglich bezeichnet das T nur eine Richtung wohin, daher es der p1b_123.025
demonstrative Konsonant ist. Die Pantomimik, durch die es erzeugt wird, besteht p1b_123.026
aber im Stoße der Zungenspitze gegen den Gaumen, daher es auch lautsymbolisch p1b_123.027
leicht das plötzliche Gelangen an einen Ort, sei es durch Fall oder p1b_123.028
Stoß oder Sprung bezeichnen kann. Nimmt man den Spezialeindruck der p1b_123.029
Worte: tauchen, Tiefe und damit verwandter hinzu, so erklärt sich die Vorliebe p1b_123.030
für diesen Konsonanten als Ausdrucksmittel in den obenerwähnten Fällen.

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Die schlanken Arme schlinge um mich!

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bittet Alberich weiter und zeigt damit, wie das Schl (gleichmäßige sanft hinschmelzende p1b_123.033
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sondern auch ein Herumgleiten um einen Körper recht wohl bezeichnen könne, p1b_123.035
in welcher Weise man es noch öfter auch im vorliegenden Werke angewandt p1b_123.036
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Der interessevolle Forscher findet am Schluß derselben eine Rekapitulation alles p1b_123.040
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/157>, abgerufen am 23.11.2024.