Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_157.001 1. Erklärung des Begriffs Metapher. p1b_157.002 p1b_157.009 stürmt heran", so ist das eine Metapher. Sage ich jedoch: "Das Schiff des p1b_157.013 Eroberers stürmt wie ein Meerroß heran", so ist dies Vergleichung. [Annotation] Oder: p1b_157.014 "Eurer Mutter Brust ist Eisen worden" ist Metapher; [Annotation] "Eurer Mutter Brust p1b_157.015 ist hart wie Eisen worden" ist Vergleichung. [Annotation] Oder: "Der goldne Baum des p1b_157.016 Lebens" (Goethe) ist Metapher; [Annotation] "Das Leben ist wie der goldne Baum" oder p1b_157.017 "Das Leben gleicht einem goldenen Baum" ist Vergleichung. [Annotation] Oder: "Die p1b_157.018 Milch der frommen Denkungsart" (Schiller) ist Metapher; [Annotation] "Die fromme p1b_157.019 Denkungsart gleicht der Milch" ist Vergleichung. [Annotation] Anstatt: "Er schlich in's p1b_157.020 Haus wie ein Fuchs" heißt es in der Metapher: "Der Fuchs schlich in's p1b_157.021 Haus". [Annotation] Eine Vergleichung ist es, wenn ich sage: "Er ist beständig wie ein p1b_157.022 Diamant"; eine Metapher: "Er ist an beständiger Treue ein Diamant". [Annotation] p1b_157.023 Bei vielen Metaphern ist der durch sie metaphorisch bezeichnete Begriff zugleich p1b_157.024 mit seinem eigentlichen Ausdruck bezeichnet. Bei andern ist das nicht der Fall: p1b_157.025 Der Begriff, den sie meinen, muß erraten werden. [Annotation] p1b_157.026 Vergleichung; [Annotation] Vischer die Herbeiziehung einer Erscheinung aus einer andern p1b_157.029 Sphäre; [Annotation] Max Müller die Übertragung des Namens eines Gegenstands auf p1b_157.030 andre Gegenstände. [Annotation] p1b_157.031 Die Metapher ist die Blume des dichterischen Ausdrucks, indem p1b_157.032 p1b_157.035 p1b_157.040 p1b_157.042 Dichter, weshalb Rückerts östliche Rosen und seine Ghasele im üppigsten p1b_157.001 1. Erklärung des Begriffs Metapher. p1b_157.002 p1b_157.009 stürmt heran“, so ist das eine Metapher. Sage ich jedoch: „Das Schiff des p1b_157.013 Eroberers stürmt wie ein Meerroß heran“, so ist dies Vergleichung. [Annotation] Oder: p1b_157.014 „Eurer Mutter Brust ist Eisen worden“ ist Metapher; [Annotation] „Eurer Mutter Brust p1b_157.015 ist hart wie Eisen worden“ ist Vergleichung. [Annotation] Oder: „Der goldne Baum des p1b_157.016 Lebens“ (Goethe) ist Metapher; [Annotation] „Das Leben ist wie der goldne Baum“ oder p1b_157.017 „Das Leben gleicht einem goldenen Baum“ ist Vergleichung. [Annotation] Oder: „Die p1b_157.018 Milch der frommen Denkungsart“ (Schiller) ist Metapher; [Annotation] „Die fromme p1b_157.019 Denkungsart gleicht der Milch“ ist Vergleichung. [Annotation] Anstatt: „Er schlich in's p1b_157.020 Haus wie ein Fuchs“ heißt es in der Metapher: „Der Fuchs schlich in's p1b_157.021 Haus“. [Annotation] Eine Vergleichung ist es, wenn ich sage: „Er ist beständig wie ein p1b_157.022 Diamant“; eine Metapher: „Er ist an beständiger Treue ein Diamant“. [Annotation] p1b_157.023 Bei vielen Metaphern ist der durch sie metaphorisch bezeichnete Begriff zugleich p1b_157.024 mit seinem eigentlichen Ausdruck bezeichnet. Bei andern ist das nicht der Fall: p1b_157.025 Der Begriff, den sie meinen, muß erraten werden. [Annotation] p1b_157.026 Vergleichung; [Annotation] Vischer die Herbeiziehung einer Erscheinung aus einer andern p1b_157.029 Sphäre; [Annotation] Max Müller die Übertragung des Namens eines Gegenstands auf p1b_157.030 andre Gegenstände. [Annotation] p1b_157.031 Die Metapher ist die Blume des dichterischen Ausdrucks, indem p1b_157.032 p1b_157.035 p1b_157.040 p1b_157.042 Dichter, weshalb Rückerts östliche Rosen und seine Ghasele im üppigsten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0191" n="157"/> <div n="5"> <lb n="p1b_157.001"/> <anchor xml:id="p1b053"/> <p>1. Erklärung des Begriffs Metapher.</p> <p><lb n="p1b_157.002"/> Die Metapher (<foreign xml:lang="grc">μεταφορά</foreign> == <hi rendition="#aq">translatio</hi> == Übertragung) ist eine <lb n="p1b_157.003"/> abgekürzte, vereinfachte Vergleichung, von der sie sich dadurch unterscheidet, <lb n="p1b_157.004"/> daß ein Begriff nicht bloß mit einem andern verglichen, sondern <lb n="p1b_157.005"/> geradezu nach einem andern <hi rendition="#g">benannt</hi> und so durch ihn vertreten wird; <lb n="p1b_157.006"/> so zwar, daß die Vergleichung anstatt des Verglichenen, oder das Objekt <lb n="p1b_157.007"/> der Vergleichung sogleich an Stelle des Vergleichsgegenstandes gesetzt <lb n="p1b_157.008"/> wird.</p> <p><lb n="p1b_157.009"/> Da die Metapher eine verkürzte Vergleichung ist, so braucht man zu ihr <lb n="p1b_157.010"/> nur „<hi rendition="#g">ist gleichsam</hi>“ oder „<hi rendition="#g">ist wie</hi>“ zu setzen, und man hat die Metapher <lb n="p1b_157.011"/> zur Vergleichung umgewandelt. <anchor xml:id="p1b054"/> <note targetEnd="#p1b054" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-2-4 #m1-5-1-4 #m1-6-1-1 #m #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b053"> impl. Quelle: Quintilian: Institutio Oratoris </note> <anchor xml:id="p1b055"/> Sage ich z. B. „Das Meerroß des Eroberers <lb n="p1b_157.012"/> stürmt heran“, so ist das eine Metapher. Sage ich jedoch: „Das Schiff des <lb n="p1b_157.013"/> Eroberers stürmt <hi rendition="#g">wie</hi> ein Meerroß heran“, so ist dies Vergleichung. <anchor xml:id="p1b056"/> <note targetEnd="#p1b056" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b055"/> <anchor xml:id="p1b057"/> Oder: <lb n="p1b_157.014"/> „Eurer Mutter Brust ist <hi rendition="#g">Eisen</hi> worden“ ist Metapher; <anchor xml:id="p1b058"/> <note targetEnd="#p1b058" type="metapher" ana="#m1-0-3-0 #m1-2-1-0 #m1-5-1-2 #m1-6-1-1 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b057"> Quellenannahme: Goethes Klaggesang von der edlen Frauen des Asan Aga </note> <anchor xml:id="p1b059"/> „Eurer Mutter Brust <lb n="p1b_157.015"/> ist hart <hi rendition="#g">wie</hi> Eisen worden“ ist Vergleichung. <anchor xml:id="p1b060"/> <note targetEnd="#p1b060" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-2-2-0 #m1-5-1-2 #m1-6-1-1 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b059"> </note> <anchor xml:id="p1b061"/> Oder: „Der goldne Baum des <lb n="p1b_157.016"/> Lebens“ (Goethe) ist Metapher; <anchor xml:id="p1b062"/> <note targetEnd="#p1b062" type="metapher" ana="#m1-0-3-0 #m1-2-1-2 #m1-3-1-4 #m1-8-1-2 #m1-6-2-1 #m1-7-1-1" target="#p1b061"> Quelle: <bibl><title>Johann Wolfgang von Goethe: Faust I.</title><space dim="vertical"/><ref>https://textgridrep.org/browse/-/browse/11g9q_0#tg1389.2.614</ref></bibl> </note> <anchor xml:id="p1b063"/> „Das Leben ist wie der goldne Baum“ oder <lb n="p1b_157.017"/> „Das Leben gleicht einem goldenen Baum“ ist Vergleichung. <anchor xml:id="p1b064"/> <note targetEnd="#p1b064" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-2-1-2 #m1-3-1-4 #m1-6-2-1 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b063"> Poetikentext exempl. zu obigem Bsp. </note> <anchor xml:id="p1b065"/> Oder: „Die <lb n="p1b_157.018"/> Milch der frommen Denkungsart“ (Schiller) ist Metapher; <anchor xml:id="p1b066"/> <note targetEnd="#p1b066" type="metapher" ana="#m1-0-3-0 #m1-2-1-0 #m1-3-1-9 #m1-8-1-2 #m1-6-2-1 #m1-7-1-1" target="#p1b065"> Quelle: <bibl><title>Friedrich Schiller: Wilhelm Tell</title><space dim="vertical"/><ref>https://textgridrep.org/browse/-/browse/tz0c_0#tg1479.2.22</ref></bibl> </note> <anchor xml:id="p1b067"/> „Die fromme <lb n="p1b_157.019"/> Denkungsart gleicht der Milch“ ist Vergleichung. <anchor xml:id="p1b068"/> <note targetEnd="#p1b068" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-2-1-0 #m1-3-1-9 #m1-6-2-1 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b067"/> <anchor xml:id="p1b069"/> Anstatt: „Er schlich in's <lb n="p1b_157.020"/> Haus wie ein Fuchs“ heißt es in der Metapher: „Der Fuchs schlich in's <lb n="p1b_157.021"/> Haus“. <anchor xml:id="p1b070"/> <note targetEnd="#p1b070" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b069"/> <anchor xml:id="p1b071"/> Eine Vergleichung ist es, wenn ich sage: „Er ist beständig wie ein <lb n="p1b_157.022"/> Diamant“; eine Metapher: „Er ist an beständiger Treue ein Diamant“. <anchor xml:id="p1b072"/> <note targetEnd="#p1b072" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b071"/> <lb n="p1b_157.023"/> <anchor xml:id="p1b073"/> Bei vielen Metaphern ist der durch sie metaphorisch bezeichnete Begriff zugleich <lb n="p1b_157.024"/> mit seinem eigentlichen Ausdruck bezeichnet. Bei andern ist das nicht der Fall: <lb n="p1b_157.025"/> Der Begriff, den sie meinen, muß erraten werden.</p> <anchor xml:id="p1b074"/> <note targetEnd="#p1b074" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-9-3" target="#p1b073"/> <p><lb n="p1b_157.026"/><anchor xml:id="p1b075"/> Zumpt (latein. Grammatik) nennt die Metapher ein zusammengezogenes <lb n="p1b_157.027"/> Gleichnis; <anchor xml:id="p1b076"/> <note targetEnd="#p1b076" type="metapher" ana="#m1-0-2-0 #m1-2-3 #m1-3-1-0 #m1-4-1-0 #m1-7-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b075"/> <anchor xml:id="p1b077"/>Wackernagel eine abgekürzte Vergleichung;<anchor xml:id="p1b078"/> <note targetEnd="#p1b078" type="metapher" ana="#m1-0-2-0 #m1-2-3 #m1-3-1-0 #m1-7-1-1 #m1-6-1-1 #m1-8-1-2" target="#p1b077"> Quelle: <bibl><title>Wilhelm Wackernagel: Poetik, Rhetorik und Stilistik</title><space dim="vertical"/><ref>http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV008355167/ft/bsb11159934?page=5</ref></bibl> </note> <anchor xml:id="p1b079"/> Gottschall eine konzentrierte <lb n="p1b_157.028"/> Vergleichung; <anchor xml:id="p1b080"/> <note targetEnd="#p1b080" type="metapher" ana="#m1-0-2-0 #m1-2-3 #m1-3-1-0 #m1-7-1-1 #m1-6-1-1" target="#p1b079"> Quelle: <bibl><title>Rudolph Gottschall: Poetik</title><space dim="vertical"/><ref>http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10573936_00001.html</ref></bibl> </note> <anchor xml:id="p1b081"/> Vischer die Herbeiziehung einer Erscheinung aus einer andern <lb n="p1b_157.029"/> Sphäre; <anchor xml:id="p1b082"/> <note targetEnd="#p1b082" type="metapher" ana="#m1-0-2-0 #m1-2-3 #m1-3-1-0 #m1-6-1-1 #m1-7-1-0" target="#p1b081"> Quelle: <bibl><title>Friedrich Theodor Vischer: Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen</title><space dim="vertical"/><ref>http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/vischer_aesthetik01_1846?p=7</ref></bibl> </note> <anchor xml:id="p1b083"/> Max Müller die Übertragung des Namens eines Gegenstands auf <lb n="p1b_157.030"/> andre Gegenstände. <anchor xml:id="p1b084"/> <note targetEnd="#p1b084" type="metapher" ana="#m1-0-2-0 #m1-2-3 #m1-3-1-0 #m1-6-1-1 #m1-7-1-3" target="#p1b083"/> </p> <lb n="p1b_157.031"/> <anchor xml:id="p1b085"/> <p>Die Metapher <hi rendition="#g">ist die Blume des dichterischen Ausdrucks,</hi> indem <lb n="p1b_157.032"/> sie den eigentlichen Ausdruck eines Begriffs mit einem bildlichen, lieblicheren oder <lb n="p1b_157.033"/> kräftigeren vertauscht und sich mehr an die Phantasie als an den „trockenen“ <lb n="p1b_157.034"/> Verstand wendet.</p> <p><lb n="p1b_157.035"/> Wo das Geistige nur dem Verstande zugänglich ist, da bringt es die <lb n="p1b_157.036"/> Metapher auch der <hi rendition="#g">Anschauung</hi> nahe. Jhr <hi rendition="#g">Geschäft</hi> ist das des Vertauschens; <lb n="p1b_157.037"/> ihr <hi rendition="#g">Zweck,</hi> der dichterischen Sprache Leben, Anmut, Kürze, Energie, <lb n="p1b_157.038"/> Schmuck, Neuheit, Klarheit zu verleihen und die Empfindung, den Affekt und <lb n="p1b_157.039"/> die Leidenschaft zu verstärken.</p> <p><lb n="p1b_157.040"/> Die richtige Metapher muß auf den ersten Blick denjenigen Gegenstand <lb n="p1b_157.041"/> nahe führen, als dessen Stellvertreterin sie steht.</p> <p><lb n="p1b_157.042"/> Wenn jede Dichtung als ein Bild im Großen anzusehen ist, so ist die <lb n="p1b_157.043"/> Metapher ein Miniaturbildchen. <anchor xml:id="p1b086"/> <note targetEnd="#p1b086" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-7-1-2" target="#p1b085"/> <anchor xml:id="p1b087"/> Am reichsten an Metaphern sind die orientalischen <lb n="p1b_157.044"/> Dichter, weshalb Rückerts östliche Rosen und seine Ghasele im üppigsten </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0191]
p1b_157.001
1. Erklärung des Begriffs Metapher.
p1b_157.002
Die Metapher (μεταφορά == translatio == Übertragung) ist eine p1b_157.003
abgekürzte, vereinfachte Vergleichung, von der sie sich dadurch unterscheidet, p1b_157.004
daß ein Begriff nicht bloß mit einem andern verglichen, sondern p1b_157.005
geradezu nach einem andern benannt und so durch ihn vertreten wird; p1b_157.006
so zwar, daß die Vergleichung anstatt des Verglichenen, oder das Objekt p1b_157.007
der Vergleichung sogleich an Stelle des Vergleichsgegenstandes gesetzt p1b_157.008
wird.
p1b_157.009
Da die Metapher eine verkürzte Vergleichung ist, so braucht man zu ihr p1b_157.010
nur „ist gleichsam“ oder „ist wie“ zu setzen, und man hat die Metapher p1b_157.011
zur Vergleichung umgewandelt. impl. Quelle: Quintilian: Institutio Oratoris Sage ich z. B. „Das Meerroß des Eroberers p1b_157.012
stürmt heran“, so ist das eine Metapher. Sage ich jedoch: „Das Schiff des p1b_157.013
Eroberers stürmt wie ein Meerroß heran“, so ist dies Vergleichung. Oder: p1b_157.014
„Eurer Mutter Brust ist Eisen worden“ ist Metapher; Quellenannahme: Goethes Klaggesang von der edlen Frauen des Asan Aga „Eurer Mutter Brust p1b_157.015
ist hart wie Eisen worden“ ist Vergleichung. Oder: „Der goldne Baum des p1b_157.016
Lebens“ (Goethe) ist Metapher; Quelle: Johann Wolfgang von Goethe: Faust I. https://textgridrep.org/browse/-/browse/11g9q_0#tg1389.2.614 „Das Leben ist wie der goldne Baum“ oder p1b_157.017
„Das Leben gleicht einem goldenen Baum“ ist Vergleichung. Poetikentext exempl. zu obigem Bsp. Oder: „Die p1b_157.018
Milch der frommen Denkungsart“ (Schiller) ist Metapher; Quelle: Friedrich Schiller: Wilhelm Tell https://textgridrep.org/browse/-/browse/tz0c_0#tg1479.2.22 „Die fromme p1b_157.019
Denkungsart gleicht der Milch“ ist Vergleichung. Anstatt: „Er schlich in's p1b_157.020
Haus wie ein Fuchs“ heißt es in der Metapher: „Der Fuchs schlich in's p1b_157.021
Haus“. Eine Vergleichung ist es, wenn ich sage: „Er ist beständig wie ein p1b_157.022
Diamant“; eine Metapher: „Er ist an beständiger Treue ein Diamant“. p1b_157.023
Bei vielen Metaphern ist der durch sie metaphorisch bezeichnete Begriff zugleich p1b_157.024
mit seinem eigentlichen Ausdruck bezeichnet. Bei andern ist das nicht der Fall: p1b_157.025
Der Begriff, den sie meinen, muß erraten werden.
p1b_157.026
Zumpt (latein. Grammatik) nennt die Metapher ein zusammengezogenes p1b_157.027
Gleichnis; Wackernagel eine abgekürzte Vergleichung; Quelle: Wilhelm Wackernagel: Poetik, Rhetorik und Stilistik http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV008355167/ft/bsb11159934?page=5 Gottschall eine konzentrierte p1b_157.028
Vergleichung; Quelle: Rudolph Gottschall: Poetik http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10573936_00001.html Vischer die Herbeiziehung einer Erscheinung aus einer andern p1b_157.029
Sphäre; Quelle: Friedrich Theodor Vischer: Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/vischer_aesthetik01_1846?p=7 Max Müller die Übertragung des Namens eines Gegenstands auf p1b_157.030
andre Gegenstände.
p1b_157.031
Die Metapher ist die Blume des dichterischen Ausdrucks, indem p1b_157.032
sie den eigentlichen Ausdruck eines Begriffs mit einem bildlichen, lieblicheren oder p1b_157.033
kräftigeren vertauscht und sich mehr an die Phantasie als an den „trockenen“ p1b_157.034
Verstand wendet.
p1b_157.035
Wo das Geistige nur dem Verstande zugänglich ist, da bringt es die p1b_157.036
Metapher auch der Anschauung nahe. Jhr Geschäft ist das des Vertauschens; p1b_157.037
ihr Zweck, der dichterischen Sprache Leben, Anmut, Kürze, Energie, p1b_157.038
Schmuck, Neuheit, Klarheit zu verleihen und die Empfindung, den Affekt und p1b_157.039
die Leidenschaft zu verstärken.
p1b_157.040
Die richtige Metapher muß auf den ersten Blick denjenigen Gegenstand p1b_157.041
nahe führen, als dessen Stellvertreterin sie steht.
p1b_157.042
Wenn jede Dichtung als ein Bild im Großen anzusehen ist, so ist die p1b_157.043
Metapher ein Miniaturbildchen. Am reichsten an Metaphern sind die orientalischen p1b_157.044
Dichter, weshalb Rückerts östliche Rosen und seine Ghasele im üppigsten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |